Montag, 5. März 2012

It's Frankenweenie!!! - erste Bilder von Tim Burtons Stop-Motion Weihnachtsfilm

Wer von euch kann sich noch vorstellen, dass Tim Burton im 13. Jahr nach seinem letzten wirklich gelungenen Kinofilm noch einmal ein kleines, kurioses Meisterwerk hinlegt? Euer werter Schreiber hat da ehrlich gesagt seine Zweifel, aber die neuesten Bilder zu Burton spielfilmlanger Adaption seines wunderbaren Kurzfilms Frankenweenie (1984) lassen mich hoffen. Please, dear Tim, strafe mich Lügen und mach' mal wieder einen Streifen, der das Ansehen lohnt! Deine Big Budget-Kreativdesaster der letzten Jahre lassen mein Herz bluten. Zeig' uns, dass du es noch drauf hast!

Quelle: Disney

Quelle: Disney

Quelle: Disney

Quelle: Disney

Quelle: Disney  

Ich muss zugeben: die Bride of Frankenweenie-Hündin bringt mein zynisches Nörglerherz zum Schmelzen. Wenn der Film nur hab so gut ist wie dieser Still Frame verspricht, können wir uns vielleicht gar freuen.

Freitag, 24. Februar 2012

Julia's Eyes (Los Ojos de Julia, ESP 2010) Live Review - Mal was neues...

Im Bemühen, diesem Blog eine weitere Facette zu verpassen, versucht sich heute euer werter Autor an einer Live-Rezension des spanischen Mysterythrillers Julia's Eyes von Guillem Morales. Ich werde mich dabei bemühen, den Live-Review-Ticker weitgehend Spoiler-frei zu halten. Weder kenne ich Regisseur noch Schauspieler noch Autor des Streifens - insofern ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Los geht's---

Quelle: Amazon.com


0h 04min: ein unglaublich schauriger Prolog. Kaum ein anderer Film, den ich in den letzten Monaten gesehen habe, hat mich gleich zu Beginn so gepackt. Very nice.

0h 8min: So funktioniert aber kein CD-Player ...aaaah, egal.

0h 11min: der unheimliche Nachbar Herr Blasco ängstigt unsere Protagonistin Julia und ihren Mann Isaac bei der Beerdigung ihrer Schwester. Eine 08/15-Szene aus dem kleinen Handbuch des Horrorfilms. Zwischenzeitliche Ernüchterung meinerseits.

0h 13min: huch!

0h 15min: die unheimliche late Katzenlady. Noch so ein Klischee ...seufz!

0h 21min: ein unheimliches Hospital, irre Insassen (nackt!), flackernde Neonröhren, eine Figur im Schatten. Mehr und mehr Klischees. Aber es wirkt. Will heißen: verdammt gruselig.

0h 25min: die Landstraße hinunter auf dem Weg zum Sexhotel. Wuuusch!

0h 31min: "Ich wollte dich nur vor der Wahrheit schützen." - "Welche Wahrheit?" - "Dass es keine Heilung für dich gibt!" Ta-daaa! Streit. Hysterie. Quietschende Reifen. Gute Szene.

0h 36min: Crespulo - cooler Name. Allerdings würde ich einem sinistrem Greis mit diesem Namen nicht in den dunklen Keller folgen wie es Julia tut.

0h 42min: Die Polizei glaubt Julia nicht. Zum Gähnen. Vorhersehbar.

0h 47min: Ehemann verschwunden, die letzte Spur führt in ein ranziges Motel. Ah, das gute alte Motel. Wieder so ein Thriller-Standardmotiv. Was hat das zu bedeuten? Zur Abwechslung mal echte Spannung. Oh nein, schon wieder ein dunkler Keller---

0h 49min: oh wow, das war unerwartet.

0h 56min: dramatischer kann's kaum werden für Julia - dem Wahnsinn nah, allein und gänzlich erblindet. Der mysteriöse Sozialarbeiter Iván hilft ihr sicher... oder?!?

0h 59min: die obligatorische Albtraumszene mit anschließendem Aufwachen - natürlich kreischend und schweißgebadet.



01h 05min: "Iván passt gut auf mich auf..." - wirklich? Irreführung des Zuschauers oder entpuppt sich der nette Pfleger ohne Gesicht am Ende doch noch als Held in strahlend weißer Rüstung für unsere Julia?

01h 13min: Flucht vor dem unbekannten Eindringling durch den Regen. Ist drüben beim lüsternen Nachbarn wirklich sicherer?

01h 17min: das dicke Nachbarsmädel Lía kommt ins Spiel. Noch so eine Figur mit fragwürdigen Motiven. Wem kann Julia trauen?

01h 23min: zwei fette Schocker innerhalb weniger als einer Minute. Eigentlich eher zweieinhalb. Fantastico. Mehr davon!

01h 29min: die Gruselatmosphäre weicht zunehmend einer lupenreinen Horrorthriller-Stimmung (allerdings weitgehend unblutig). Nicht ganz, was ich erwartet hatte, aber durchaus nett.

01h 33min: ausgetrickst und enttarnt. Zeit fürs große Finale.

01h 39min: alten Frauen mit Katzen ist in Thrillern einfach nicht zu trauen. Vorhersehbarer Last-Minute-Twist.

01h 41min: oh igitt!

01h 45min: Lichter aus. Da hat sich jemand ordentlich von Das Schweigen der Lämmer inspirieren lassen.

01h 49min: endet mit mehr blutigem Gekröse als gedacht.

01h 53min: ...und kitschiger als erwartet.

El Fazit: ein schöner Gruselschinken, der am Ende leider etwas weniger hält als er zu Beginn verspricht. Inszenatorisch sehr hübsch gelöst ist Julias Erblindung: mit dem Eintreten dieser zur Halbzeit des Films sieht auch der Zuschauer vorübergehend keine Gesichter mehr. Ansonsten verbrät der Film fast jedes Genrekino-Klischee, was zwischenzeitliches Augenrollen bei mir verursachte, meist aber durchaus für wohlige Suspense und Schockmomente sorgt. Schauspielerisch ist das ganze solide, und sofern man sich nicht an den zahlreichen Löchern im Plot stört - und das tun sowieso nur Spießer - kann man mit Julia's Eyes durchaus Freude haben.

Sonntag, 29. Januar 2012

Manos: The Hands of Fate - Download gratis, aber Angucken kostet dich deine Seele

Lange habe ich gebraucht, um in den zweifelhaften Genuss des - nach Aussage tausender halbgebildeter Geeks in diversen Onlineforen - schlechtesten Films seit Erfindung des Zelluloids zu kommen: Manos, Hände des Schicksals (kein autorisierter deutscher Titel, nur meinerseits mehr oder weniger frei übersetzt). Dabei gibt es das im Jahre 1966 für 20.000 US-Dollar gedrehte Meisterstück des Versicherungsmakler Harold P. Warren schon länger als kostenfreien Download bei Archive.org (eine Seite, für deren Erfindung man ebenso wie für Wikipedia gar nicht dankbar genug sein kann). Wie im Falle vieler Low-Budget Movies der 1950er und 60er Jahre (siehe Night of the Living Dead) kam auch den Macher von Manos die Erkenntnis, dass man sich die Rechte an seinem filmischen Werk sichern muss, zu spät. Sicher kein Beinbruch ob der Tatsache, dass Warrens Horror-SciFi-Streifen zum Riesenflop wurde, den sich nur ein Dutzend Menschen auf der großen Leinwand ansahen und nur unter Inkaufnahme starker Hirnschmerzen nebst drohender Erblindung zu goutieren ist.



Was man natürlich vor Betrachten dieses Machwerks berücksichtigen sollte, ist die Tatsache, dass selbst Trash Deluxe à la Plan 9 From Outer Space (1959, kein Trash!) und House of the Dead (2003, definitiv Trash!) von Uwe fuckin' Boll im Vergleich zu Manos so spaßig und unterhaltsam sind wie Independence Day (1996). Und bitte zieht bei dieser Aussage in Betracht, dass ich Independence Day für einen beschissenen Film halte.

Denkt mal drüber nach. Und legt euch eine Flasche guten Rotweins und 'ne Röhre Aspirin Direkt zurecht, bevor ihr auf Play drückt. Ich habe euch gewarnt.

Dienstag, 17. Januar 2012

Gute Remakes VS. schlechte Remakes

An dieser Stelle nur ein leicht diffuser Gedankengang, der mich während meiner heutigen Abendplanung (Verblendung von David Fincher im Kino ansehen) ereilte: sind die zahllosen Remakes der letzten Jahre - insbesondere solche von Horrorfilmen aus den 70er und 80er Jahren - nicht verschmerzbar, wenn es dieser Trend mit sich bringt, dass auch wirklich und tatsächlich und absolut legitime und im klassischen Sinne gute(!) Remakes in Hollywood gedreht werden? Kann man die Existenz neu aufgebratener Versionen von Nightmare on Elm Street, The Thing, Halloween, The Ring, My Bloody Valentine und demnächst gar Total Recall mit Colin fuckin' Farrell und Kate nothin' Beckinsale nicht durch den Trost kompensieren, den Werke wie das exzellente Coen Brothers-Remake True Grit (2010) oder Matt Reeves' ambitionierte Let the Right One In-Neuauflage Let Me In (2010) mit sich bringen?

Quelle: Overture Films

Meine wahrscheinlich unpopuläre Meinung zum Remake-Wahnsinn ist, dass 1. ein gutes Original auch ein noch so schlechtes Plagiat überlebt und weiterhin hohes Ansehen genießt. Und 2. kann ich mit der Existenz eines Dutzend grottenschlechter Copycats leben, solange nur eines davon so makellos wie 3:10 to Yuma Redux (2007, und circa zweieinhalb mal so gut wie das Original) oder die anderen zuvor genannten Streifen ist. Mein Appell an Hollywood: bitte produziert noch mehr durchdachte Remakes mittelmäßiger Originale. Und auch wenn die trashigen Neuauflagen mehr oder weniger alter Horrorklassiker niemandem weh tun: langsam reicht's. Wenn die Qualitätsstreifen der 70er und 80er abgegrast sind, droht uns am Ende sonst gar noch ein Troll 2-Reboot. Aaaaaaaaargh!


(P.S.: Ich schreibe nicht umsonst einige Filmtitel fett und andere nicht. Nur die Fetten sind die Netten, die Schmalen könnt ihr euch spa,äh,-ren)



Dienstag, 3. Januar 2012

Actually - die letzte Essay-Sammlung von Christopher Hitchens

Der große Querdenker Christopher Hitchens ging am 15. Dezember 2011 von uns. Völlig unbeeindruckt davon steht seit ein paar Tagen seine allerletzte Sammlung von Essays und Kritiken (in english!) in gut sortierten Buchhandlungen. Arguably ist mit gerade mal US$16 dermaßen spottbillig und mit gut 800 Seiten so fett, dass es sich eigentlich niemand leisten kann, dieses Buch nicht zu besitzen. Hitler, Oralsex, Nabokovs Lolita, der Afghanistankrieg... zu allem hat Hitchens seinen stets unterhaltsam-kontroversen Senf hinzuzugeben. Mein Lesetipp für den Start ins neue Jahr - notfalls einfach als verspätetes Weihnachtsgeschenk an sich selbst betrachten.

Quelle: Twelve Books
Die Autokorrektur meines Browsers will übrigens aus "Hitchens" immer "Hitzen" machen ...auch sehr sinnvoll.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Top 10 Filme 2000 bis 2009 - zweiter und letzter Teil

Es folgt der abschließende Part Deux zu meinen Top 5 der letzten Woche. Here we go...

Oldboy (Südkorea 2003)


Quelle: Amazon UK

Park Chan-Wooks Rache-Actionspektakel kam gerade zur rechten Zeit. Am Vorabend hatte ich eines des beiden Matrix-Sequels (welches?!) im dicken Multiplexkino gesehen, welches nach jahrelangem Hype nicht nur mich maßlos enttäuschte. In einem HMV (mein damaliger Wohnort war Glasgow) entdeckte ich die Oldboy-DVD und erinnerte mich an den Tipp eines Kommilitonen, ich solle mir diesen Streifen doch bloß nicht entgehen lassen. Der Hoffnung auf einen guten Film war mir gut zehn britische Pfund wert und ich wurde nicht enttäuscht: Oldboy war und ist ein cineastischer Schlag in die Fresse und beweist, dass das Genre des Rachethrillers, welches man zuletzt im US-Kino der 60er und 70er Jahre in voller Blüte erleben durfte, noch voll im Saft steht. Ein brillanter Regisseur, ein furchtloser Schauspieler (Choi Min-Sik, einfach großartig!), das zynisch-verstörende Drehbuch und genug visuelle Einfälle für mindestens hundert konventionelle Actionthriller bescherten uns den besten und verstörendsten Thriller der 2000er und etablierten Südkorea als neue Heimat des Revenge Movie. Gratulation!


Synecdoche, New York (USA 2008)


Charlie Kaufman, Mastermind hinter den Drehbüchern zu Being John Malkovich (1999), Adaptation (2002) und Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) ließ sich Zeit mit seinem Kinodebüt. Erst mit 50 Jahren besetzte er Philip Seymour Hoffman als Midlife Crisis-geplagten Theaterregisseur Caden Cotard, der inmitten eines immer größer und komplexer werdenden Theaterstücks sich selbst und die Menschen, mit denen er sein Leben teilt, verliert und wieder findet und verliert und wieder findet. Synecdoche, New York spielt genau wie Kaufmans andere Drehbücher mit doppelten narrativen Böden und schafft somit Geschichten, die einem immer wieder selbigen unter den Füßen wegreißen. Sein Regiedebüt ist die Perfektionierung dieser Erzählform, ein postmodernes Verwirrspiel epischen Ausmaßes und dabei doch ungewöhnlich berührend. Weniger ein Film als vielmehr ein Erlebnis, das man mehrfach erfahren muss, um es gänzlich zu erfassen.


Dancer in the Dark (SWE/F/UK/D/DEN 2000)




Lars von Triers schönster Film (bis Melancholia, 2011) und zudem der berührendste. Zwar hatte ich schon einige Jahre zuvor Hospital der Geister und Breaking the Waves (1996) im Nachtprogramm eines Dritten Programms gesehen, doch empfand ich erstere Serie eher als charmant-intellektuelle Fingerübung und letzteren Film als zu kalkuliert die Tränendrüsen bedrückend. Dancer in the Dark hingegen ist pures Gefühl ohne Zynismus, ein hochemotionaler Mix aus Musik, Schauspiel und einer Inszenierung, die dem Zuschauer kaum Platz zum Atmen lässt; ihm die Chance zur Flucht verwehrt. Meines Wissens nach auch der letzte Film, in dem von Trier seine Hauptdarstellerin und sich selbst seelisch bis an die Grenzen des Erträglichen aufrieb, um das Leiden seiner Protagonistin Björk, äh, Selma in Bilder zu fassen. Diese Hingabe spürt man in jeder Einstellung. Ein Film, der weh tut. Muss auch mal sein.


Startup.com (USA 2001)


Nach einem guten Jahrzehnt hat der Dokumentarfilm von Chris Hegedus und Jehan Noujaim nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Startup.com beweist, dass sich Geschichte endlos wiederholt. Die Entwicklung eines kleinen Online-Dienstleisters mit einer Handvoll Mitarbeitern zu einem hundert Millionen Dollar schweren Unternehmen und direkt danach in die Pleite innerhalb eines schockierend kurzen Zeitraums von weniger zwei Jahren klingt sehr nach einer Geschichte, die auch aus dem Jahr 2011  oder darüber hinaus stammen könnte. Lerneffekt garantiert. Und wem das alles zu trocken klingt, der sei mit dem Versprechen meinerseits beruhigt, dass Startup.com unglaublich unterhaltsam ist und letztendlich mehr über zwischenmenschliche Dynamiken aussagt als über die Entwicklung von Unternehmensumsätzen. Ich liebte Startup.com bereits, als ich noch Bücher über Mark Twain in der Uni wälzte und noch nicht einmal wusste, was "Dotcom-Crash" und "Startup" bedeuten. Zehn Jahre später gefällt mir Hegedus' und Noujaims visionärer Doku noch mehr. Dafür steht sie hier.


Ghost World (USA 2001)


Quelle: United Artists

Unglaublich gutes, sentimental-sarkastisch-witziges Coming-of-Age-Drama von Regisseur Terry Zwigoff (Crumb, 1994, ganz nebenbei der beste Dokumentarfilm der 90er Jahre). Vielleicht liegt es an ihm, vielleicht an der Vorlage von Dan Clowes, dass sich alle Charaktere in Ghost World wie alte, verschrobene Menschen verhalten, obwohl es sich überwiegend um Highschool-Mädels und Nerds um die 40 handelt. Der Film ist diesbezüglich wie eine bessere Version von Juno (2007) und ebenso gewöhnungsbedürftig insofern, dass sich niemand altersgemäß benimmt und die Leben der Filmfiguren überwiegend von Sinnsuche in alten Schellack-Platten und obskuren Sammlerobjekten bestimmt werden. Damit trifft das Werk aber zumindest genau meine Sensibilität, rührt und belustigt mich immer wieder zu Tränen. Dass Hauptdarstellerin Thora Birch und Zwigoff nach diesem Film nicht zu Weltstars wurden, betrachte ich mal als Unverschämtheit. Immerhin Scarlett Johansson hat es geschafft. Ungerechte Welt.



In Kürze: Runner-Ups aka Filme, die es fast(!) in meine 2000er Top 10 geschafft hätten und eigentlich(!) ebenso gut oder eben fast(!) so gut sind wie die oben genannten Streifen. Stay tuned!

Freitag, 23. Dezember 2011

Die zehn besten, äh, meine LIEBLINGSfilme der 2000er – Teil 1

Ich komme zu spät zur Party, danke für den Hinweis. Und ja, ich widerspreche mir selbst mit dieser Liste. Ja, well, fuck off! Da mich die Aussicht auf einen Rückblick auf das eher traurige Kinojahr 2011 abschreckt, gehe ich heute mal ein gutes Jahrzehnt zurück und rekapituliere meine Favourites von 2000 bis 2009. Los geht’s...


Russki Kowtscheg – Russian Ark (RUS 2002)


Quelle: Baidu.com
Meisterregisseur Alexander Sokurov bescherte mir einen der magischsten Filmmomente meines Lebens. Russian Ark ist Kino pur. Losgelöst in Erzählstil und Inszenierung gleitet die entfesselte Kamera durch die Sankt Petersburger Eremitage. Man möchte vor Ehrfurcht ob der Schönheit und Ambition dieses Unterfangens nierderknien – und würde es vielleicht sogar tun, wäre man nicht bewegungstechnisch im Kinosaal etwas eingeschränkt. Pure Magie.



Der Herr der Ringe – Die Gefährten [The Lord of the Rings – The Fellowship of the Ring] (USA/NZ/GB 2001)


Ein absoluter Ausnahmefall im Hollywood-Mainstreamkino und neben Black Christmas (1974) mein liebster Weihnachtsfilm. Was zuvor geschah: der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, bis dato nur bekannt für Low Budget-Splatterkomödien und den wundervollen Programmkino-Hit Heavenly Creatures (1994), investiert acht Jahre Arbeit in die Verfilmung des wohl berühmtesten Fantasyromans aller Zeiten, besetzt alle Rollen mit kaum bekannten britischen und neuseeländischen Schauspielern und baut sich in der Kiwi-Hauptstadt Wellington ein kleines Hollywood nach. Das vergleichsweise kleine Major Studio New Line Cinema riskiert den Bankrott, sollte Jacksons Trilogie die Erwartungen nicht erfüllen. Doch er übertrifft sie, künstlerisch wie umsatztechnisch. Der erste Teil der Herr der Ringe-Filmtrilogie ist der großartigste Blockbuster der 2000er. Punkt. Keine Diskussion. Nochmal Punkt.


Primer (USA 2004) 


Quelle: Amazon.co.uk
Da dreht ein junger Texaner namens Shane Carruth den intelligentesten Film des neuen Jahrtausends mit einer geliehenen Kamera und ein paar Freunden. Ein perfides physikalisches Rätsel, knackige 70 Minuten lang. Und was passiert? Gar nichts. Funkstille. Nichts. Gefühlte 100 Leute weltweit sehen den Film, die Hälfte davon gibt nach der Hälfte auf. Zu viel Mindfuck, zu wenig Schauwerte. Ein Streifen ohne die Möglichkeit zur Pinkelpause - kurz und heftig. Was macht Carruth heute? Keine Ahnung, angeblich dreht er bald wieder einen Film. Wollen wir's hoffen. Bis dahin sucht nach Primer in der Videothek eures Vertrauens und macht euch darauf gefasst, die DVD bis zur Schmelze selbiger wiederzugeben. Denn einmaliges Gucken ist nicht genug.


Chihiros Reise ins Zauberland [Sen to Chihiro no kamikakushi] (J 2001) 


Ob dieses Animations-Kunstwerk tatsächlich den Höhepunkt des Schaffens von Hayao Miyazaki darstellt, darüber lässt sich trefflich streiten... oder auch nicht. Prinzessin Mononoke (1996) oder Mein Nachbar Totoro (1988) sind mindestens ebenso gut. Aber Chihiro sticht hervor, da es den Durchbruch im Westen für den hierzulande zuvor eher wenig bekannten Regisseur (auch gerne mal als der „Walt Disney Japans“ tituliert ...eigentlich eine Frechheit) bedeutete und bewies, das handgezeichnete Animationsfilme noch lange nicht tot sind. Chihiro ist ein Miyazaki-Best of: bunt, majestätisch, kitschig, episch, laut leise, kindisch, tragisch, komisch, berührend – wer diesen Film nicht mag, der hat kein Herz. (Punkt. Schon wieder.)


Gegen die Wand (D 2004) 


Quelle: Amazon.de



Erinnert sich noch jemand an diese kurze Phase, als dem deutschen Film prophezeit wurde, es würde die nächsten Jahre das Arthouse-Kino weltweit dominieren... als Dominik Graf, Christian Petzold und Fatih Akin plötzlich the next big thing(s) sein sollten? Schade, dass die ganze Euphorie schon nach ein, zwei Jahren vorbei war: Akin wurde immer platter, Petzold dreht immer noch den gleichen Film, und Graf sucht sein Glück im TV (teils gar im ZDF *grusel*). Aber egal ob man Gegen die Wand rückblickend für belanglos, überbewertet oder brillant befindet – er traf einen Nerv, hierzulande wie international, und verpasste dem von Doris Dörrie und Detlef Buck geknechtetem deutschen Film einen ordentlichen und überfälligen Schlag in die Fresse. Gut so! Wo sind sie nun, die jungen Wilden?


To be continued...

[Update: hier geht's zu Teil 2 meiner Top 10]

Montag, 8. November 2010

Frozen - Eiskalter Abgrund (aka endlich mal eine ansehliche Video-Premiere!)

Der Abgrund in Frozen - Eiskalter Abgrund ist nicht nur eiskalt, sondern der Schnee darauf auch bretterhart und im den Wäldchen darum lauern fiese Wölfe. Autsch! Ob das Ganze jetzt wirklich sooo nah an der Realität ist oder ob tatsächliche Wölfe nicht doch ein bisschen weniger angriffslustig und echte Menschen weniger widerstandsfähig als hier gezeigt sind, das soll hier nicht thematisiert werden. Oder doch?

Quelle: amazon.com

Traurige Wahrheit ist: leider, LEIDER hat es meiner Wenigkeit weitaus besser gefallen als meiner Liebsten, die sich an mangelndem Realismus und den nervigen Teen-Protagonisten stieß. Mir wiederum gefiel's. Nun ja, eine kleine Diskussion später einigten wir uns auf das diplomatische to each his own und ließen die thematisch heiße Kartoffel fallen nachdem ich einsah, dass Frozen wohl tatsächlich besser im Rahmen eines Videoabends mit leicht alkoholisierten Kumpels genossen werden sollte als mit der Freundin.

Die steht übrigens auch auf Diabolik. Immerhin, da treffen sich unsere Geschmäcker wieder. Yay! Ich kann beruhigt zu Bett. Gute Nacht zzzzzzzzzzz---

Donnerstag, 4. November 2010

Salò, oder die 120 Tage von Sodom - Darf ich den überhaupt rezensieren?

Wenn es keine Gesetze mehr gäbe - wie weit würde ich gehen?

© flickR/TiVo_epaper

Pier Paolo Pasolinis letzter Film Salò beschäftigt sich mit der Macht in ihrer radikalsten Form: Der bedingungslosen Macht über Leben und Tod in einem Umfeld, in dem alle Gesetze aufgehoben sind. Der Film, eine lose Adaption des Sade-Romans Die 120 Tage von Sodom, darf als Reaktion des Filmemachers und Kommunisten Pasolini auf neofaschistische Tendenzen der frühen Siebziger (in Italien, Frankreich, Holland) verstanden werden. Aber das ist nicht die einzige Ebene, auf der Salò funktioniert. Denn Pasolini beabsichtigte mit seinem kontroversen Streifen gleichzeitig eine dezidierte, radikale Konsumkritik. Man wird kaum bestreiten können, dass ihm beides gelungen ist - weit über die Grenzen des Erträglichen hinaus.

Sehr weit.

Zu weit?

Die Mehrzahl der Menschen, die Salò kennen -ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein- sagen von sich, sie können diesen Film beim besten Willen nicht ansehen. Ähnliches hört man ja oft genug, sei es über Hanekes Gute Laune-Kino à la  Funny Games oder Bennys Video, das Drogendrama Requiem for a Dream, oder Kubricks schröcklich prophetisch-psychödelischen A Clockwork Orange. Salò nun ist der erste Film, bei dem ich einsehe, dass er die Grenze dessen, was ein Zuschauer vertragen kann, tatsächlich überschreitet: Ob Ihr euch das diese derbe kinematische Festivität nun anseht oder auch nicht, bleibt natürlich euch überlassen. (*hüstel hüstel* ...da ich nicht über die Rechtslage informiert bin was indizierte Filme betrifft, möchte ich hier auch bloß nichts bewerben. HimmelherrgottjosefundmariaABER-NICHT-DOCH NIE UND NIMMER!!).

In ihrer Dialektik der Aufklärung entdeckten Horkheimer und Adorno das Wechselspiel zwischen faschistisch-mythischen Ideen und der (vermeintlichen) Rationalität der Aufklärung - sie entdeckten, quasi in Bezug auf den Faschismus wofür der Marquis de Sade steht: Die dunkle Seite der Aufklärung. Die Möglichkeit, sich mittels rationeller, selbstbezogener Ideen aller Werte und Normen zu entledigen. Salò oder die 120 Tage von Sodom ist die filmisch radikalste Umsetzung dieses Konzepts, die es je gegeben hat.


Demnächst in einem Programmkino in eurer Nähe. Kotztüte gibt es gratis dazu.

The Social Network und Scott Pilgrim ...zwei Filme, EIN Problem

Zwei Filme der verschenkten Möglichkeiten. Ich habe meine Meinung zum Facebookmovie-Gedöns bereits an anderer Stelle verbreitet, und jetzt beschleicht mich das Gefühl erneut: fantasievolle Drehbuch und Regie, technisch perfekt, charmante Schauspieler und ein toller Soundtrack. Aaaaaaa-ber: inhaltlich leider total uninteressant für Menschen wie mich jenseits der 22.4 Jahre. Und wäre es nicht cool gewesen, hätte sich Edgar Wright mit all seiner humoristischen Brillanz einer interessanteren Thematik gewidmet als dem Teen-Twen-Nerd-Videogame-Chic.

© flickR/flickposter

Ein Film voll anachronistischem Retroflair, das nur retro scheint und gar retro-romantisch nur denen vorkommen wird, die in der 1980er Jahren noch nicht das Licht der Welt erblickt hatten. Mal ehrlich: wie alt war der titelgebende Protagonist als das Smashing Pumpkins-Album erschien, dessen Songtitel eines seiner T-Shirts ziert? (Antwort: acht Jahre alt) Und das antike GameBoy-Modell, mit dem Scotts Bandkollege seine Zeit verdaddelt, stammt mutmaßlich aus einem Jahr vor dessen Geburt. Röhrenmonitore, Cowboy-Westen, wild wuchernde Koteletten? Oh je, entweder ist der Film einfach zu bemüht, so uncool-it's-cool zu sein ...oder ich werde einfach alt, bin spießig und verbittert.

Vermutlich letzteres.

[seufzt schwer auf und verlässt den Raum. eine Träne läuft über Lohmis Wange. Kameraschwenk seitwärts. Fadeout.]

Donnerstag, 24. Juni 2010

Garbage Day!

Der morgendliche Blick aus dem Fenster auf die Unmengen nach dem gestrigen WM-Spiel Deutschland-Ghana abgefackelter Böller und Feuerwerksraketen ließ mich sofort an den berühmt-berüchtigsten Moment aus dem Slasher Horror Cheesefest Stille Nacht, Horror Nacht 2 (1987) denken. (und ja, dies ist der offizielle deutsche Titel des Films. Nicht lachen, Kinder!)





Schauspiellegende Eric Freeman adelte übrigens auch ein Juwel des 80's Action Schlock mit seiner Präsenz, Murder Weapon (1989), wählte dafür allerdings seinen Künstlernamen "Damon Charles" und wurde sogleich mit dem von allen Hollywoodstars(!) begehrten and-Zusatz vor seinem Namen in den Credits und auf dem Filmposter belohnt. Bravo!




Immerhin: ein Auftritt an der Seite von Scream Queen Linnea Quigley dürften nur die wenigsten von uns in ihrem Lebenslauf aufweisen können. Dafür ein Chapeau, Mr Freeman! Und es verbleibt der schwache Trost, dass uns die Direct to Video-Filmindustrie weiterhin mit unzähligen weiteren Schmakerln unsere Heimkinoabende versüßen wird, an deren Qualität gemessen Silent Night, Deadly Night Part 2 wie ein Best of Godard and Rhomer wirkt.





Und abschließend zur Würdigung der vorzeitig aus IHREM WM-Turnier ausgeschiedenen südafrikanischen Mannschaft, ein weiterer moderner Klassiker unfreiwillig komischen Grauens: Shark Attack 3: Megalodon


Samstag, 20. Juni 2009

Tragisch...


Die Musikmesse Popkomm entfällt in diesem Jahr, angeblich aus Mangel an Fachbesuchern. Doch muntern uns deren Betreiber im selben Atemzug wieder auf: Nicht den Kopf hängen lassen, im August 2010 findet sie wieder statt!

Und ich frage mich: warum?

Liebe Sony-BMG, Warner Music, Universal und Co.: Lasst solche Glitzer-Funkel-Strahl-Selbstbeweihräucherungs-Prestigeveranstaltungen doch sterben und steckt die Kohle lieber denen in den Hintern, die euch erst groß gemacht haben: den Bääänds und Fäääns.

Die Major Labels haben die Ankunft des Internetzeitalters verpennt, selbst noch gegen die übermächtigen Napster-Windmühlen gekämpft als die ganze Welt (und so manche bauernschlaue Musiker wie die Jungs von Radiohead Radiohead und George Michael) bereits wusste, dass die kleinen CD-Silberlinge vom Aussterben bedroht sind und die Zukunft der Musikwelt im WWW liegt. Ein Versäumnis, dass man nun seit einem knappen Jahrzehnt aufzuholen versucht. Immerhin: mit teuren Live-Gigs versucht sich die Musikindustrie zu sanieren... die Bühne als letzte Bastion im Kampf um die Gunst der Fans und deren hart ersparte Kohle. Mal sehen, wo das hinführt.

Keine neuen Erkenntnisse und viel altbackenes Bla-Bla also auch von meiner Seite. Aber etwas samstägliche Polemik und Häme tun ja in diesem Falle auch niemandem weh... zumindest niemandem, der es nicht verdient hätte.

Sonntag, 22. Februar 2009

Black Christmas (CAN 1974) Review [R2]

Mit Olivia Hussey, Margot Kidder, John Saxon, Keir Dullea u.a.
Musik: Carl Zittrer
Kamera: Reg Morris
Buch: Roy Moore

Regie und Produktion: Bob Clark


Immer wieder stößt man in Programmkinos, beim Durchforsten von DVD-Katalogen, Videotheken oder Besuch von Filmbörsen auf den ein oder anderen Genrefilm, der nur ob seines obskuren Poster-Artworks auffällt und bestenfalls einen Gedanken wie „Den Titel habe ich doch irgendwo schon mal gehört…“ auslöst. Zugegeben, der Großteil dieser Machwerke entpuppt sich als hoffnungslos drittklassige Action- oder Horrorgülle, doch immer wieder findet sich auch ein Juwel inmitten eines Haufen von wertlosem Tand. Und im Vergleich zur Situation vor nur zehn Jahren, als man an delikaten Euro-Horror, Spaghetti-Western und Kung-Fu Flicks fast ausschließlich mittels Import von überteuerten Laserdiscs und Videos aus obskuren Quellen gelangte, finden sich heute sogar wenig bekannte Kultstreifen wie Black Christmas in schicker Aufmachung und mit hochwertigem Bonusmaterial bedacht in den Regalen großer Kaufhaus- und Supermarktketten wieder. Natürlich wird es noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, bis auch wirklich jeder kuriose Titel dort zu finden sein wird... aber nur ein wenig Geduld, und wir werden wahrscheinlich schon bald Umberto Lenzis Werke im Lidl um die Ecke wiederfinden. Und ja, meine Freunde, der Sammlermarkt ist tot. Aber mal ehrlich: Wer trauert wirklich den Zeiten nach, als man die für $150 erworbene(n) Laserdisc(s) seines Lieblingsfilms ein bis viermal wenden musste, um zum The End zu gelangen? Und wer erinnert sich wirklich mit nostalgischen Sentiments an das Bootleg-Tape des gerade angesagten Zombie- oder Barbarenfilms, dessen verwaschenes Bild und verrauschter Ton inklusive der ein Drittel des Bildschirms füllenden transsilvanischen Untertitel das Sehvergnügen auf ein Minimum reduzierten? Nun, ich jedenfalls nicht.

Wo waren wir? Ach ja, bei einem kleinen kanadischen Film namens...





In einer gerechten Welt wäre Bob Clarks Weihnachtshorror ebenso populär wie der vier Jahre später erschienene (und technisch ausgereiftere) Halloween (1978). In beiden Filmen geht es um einen mysteriösen Killer, der jungen Frauen bevorzugt nachts in ihren Wohnräumen auflauert, um sie dann kaltblütig zu meucheln. Haben wir es in John Carpenters Film mit High School-Schülerinnen zu tun, hat sich der Mörder in Black Christmas in einer College-Schwesternschaft eingerichtet und startet von seinem Hauptquartier auf dem Dachboden allerlei fiese Morde. Warum gerade an Weihnachten? Wieso gerade in diesem Haus? Und weshalb kommt niemand auf die Idee, mal in den Dachstuhl zu klettern, um nach den verschwundenen Studentinnen zu suchen, die dort tage- und wochenlang vor sich hinschimmeln? Wer Logik erwartet, wird von diesem atmosphärischen und amüsanten Streifen sicher enttäuscht werden. Vielmehr sind es die bemerkenwerte Kameraarbeit und Ausleuchtung, die bereits Jahre vor Halloween mittels perfidem Schattenspiel und bedrohlich wirkenden Point-of-View-Einstellungen aus der Sicht des Killers stilistische Merkmale etablierte, die sich noch Jahrzehnte später in jedem guten und weniger guten Horrorfilm wiederfinden.



Das zweite Standbein, auf dem Black Christmas sorglos ruhen kann, sind die hervorragenden Darsteller. Natürlich sind alle Klischee-Charaktere, die man in College-Komödien und Horrorstreifen von Animal House (1982) über Porky's (1978, ebenfalls unter der Regie von Bob Clark) bis Scream (1996) so anzutreffen erwartet, auch hier vertreten. Da ist der äußerst nervöse und um den Verbleib seiner Tochter besorgte Vater (James Edmond), die alkoholkranke und leicht bescheuerte Hausmama der Schwesternschaft (Marian Waldman), und der nicht allzu smarte aber knallharte Cop (John Saxon), der aus Gründen der Dramatik einer Ergreifung des Killers über weite Strecken des Films kein Stückchen näher kommt. Und vergessen wir nicht unsere Studenten: Da wäre Jess (Olivia Hussey), unsere sympathische Protagonistin, die praktischerweise mit dem psychisch labilen und damit als Mordverdächtiger agierenden Peter (Keir Dullea) liiert ist. Ihre beiden besten Freundinnen sind die lüsterne und mit ihrem Vokabular selbst dem grimmigsten Piraten Konkurrenz machende Barbie (Margot Kidder), und Phyllis (Andrea Martin), die nette, leicht furchtsame Sidekick-Brillenschlange. Alle Darsteller bieten äußerst überzeugende Leistungen. Olivia Hussey hebt sich wohltuend von den hysterischen 08/15 Scream Queens schlechterer Horrorfilme ab. B-Film-Legende John Saxon schlafwandelt zwar durch seine nicht besonders fordernde Rolle als Polizist, schlägt sich aber wacker. Insbesondere Margot Kidder, geliebt und verehrt als Lois Lane und für ihre beeindruckende Leistung in Brian De Palmas Sisters (1973), ist superb als Jess' freigeistige Freundin, als welche sie so ziemlich jedes anzügliche Wort in der englischen Sprache äußern darf und nur in einer Szene von einem in Beisein von Kindern derbe fluchenden Nikolaus an die Wand gespielt wird ("Ho Ho Ho... fuck!" - "Isn't Santa naughty?").



Black Christmas ist eine Kuriosität in der von mittelmäßigen und teils unterirdischen Komödien geprägten Karriere Bob Clarks. Mit Filmen Baby Geniuses 2 und Karate Dog (beide 2004) dürfte der nicht übermäßig talentierte Regisseur wohl auch das letzte Fünkchen Respekt unter Kritikern und Fans zum Grabe getragen haben. Nichtsdestotrotz muss man ihm zu einem Werk wie Black Christmas gratulieren. Hier schafft er es, mit einem Minimum an blutigen Effekten, Sets und Drehzeit einen athmospärisch dichten Thriller zu kreieren, der in seinem vergnüglichen Zusammenspiel von Humor und Grauen Hitchcock-Klassiker wie Psycho (1960) und Werke Mario Bavas in Erinnerung ruft, gleichzeitig aber aufgrund innovativer Kameraarbeit und gut aufgelegter Darsteller genug Neues bietet, um auch kritische Genrefans milde zu stimmen.



Bild:
Ja, Black Christmas wurde auf preiswertem 16mm geschossen. Nein, eine Restauration des Filmmaterials fand nicht statt. Ja, das Bildmaterial ist etwas verwaschen, dunkel und der Transfer leidet gelegentlich unter digitalen Artefakten. Nein, Black Christmas kann eurer Star Wars-DVD nicht den Status als Referenzdisc streitig machen. Ja, die Bildqualität ist für einen Low Budget-Films dieses Alters echt in Ordnung. Nein, der Film liegt trotz eines Formats von 1.66:1 nicht anamorph vor. Insgesamt durchaus zufriedenstellend.

Ton:
Der Ton liegt in Englisch (2.0 mono) und Deutsch (2.0 mono und DD5.1) vor. Benötigen wir Sechskanalton für einen über 30 Jahre alten Horrostreifen? Wahrscheinlich nicht. Dennoch, der Remix ist gelungen, obwohl sich Stereo- und Surround-Effekte auf ein Minimum beschränken. Der englische O-Ton klingt etwas klarer und wird hiermit den wahren Fans ans Herz gelegt. Allen Synchro-Guckern sei aber versichert, dass auch die deutsche Version den Öhrchen mundet.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in Deutsch.

Extras:CAPELIGHT hat für seine Veröffentlichung nicht nur den Transfer der amerikanischen Critical Mass-DVD übernommen, sondern auch einen Teil des Bonusmaterials. Verzichten müssen wir auf weitere Interviews und alternative Eröffnungssequenzen, aber das hier vorliegende Material ist auch nicht schlecht. Bob Clarks Audiokommentar klingt unaufgeregt und nostalgisch, vermittelt aber genug nützliche Infos, um den Zuhörer nicht versehentlich in den Schlaf zu wiegen. Der zweite AK mit John Saxon und Keir Dullea ist weniger gut, da er nie eine Eigendynamik entwickelt (die beiden Sprecher wurden separat aufgenommen) und kleine Brocken an interessantem Material nur sporadisch auftauchen. Die ca. 40-minütige Doku Black Christmas Revisited ist zwar bemüht charmant und interviewt viele der Darsteller, den Produzenten und Regisseur, wirkt aber etwas billig und verbringt zuviel Zeit mit der Wiederholung von Filmclips. Ach ja, Kinotrailer und Fernsehspots gibt's auch noch.

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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend (für Fans klassischer Slasher-Filme) / Gut (für den Rest der Bevölkerung)
Bild: Gut (1.66:1 widescreen)
Ton: Sehr gut (DD 5.1; 2.0 mono)
Extras: Gut (Audiokommentare von Bob Clark, John Saxon & Keir Dullea, Dokumentation , Kinotrailer und TV-Spots)

Sonntag, 14. Dezember 2008

Völlig losgelöst aus irgendeinem inhaltichen Kontext...

...und nur dazu da, um euch den Sonntag zu versüßen: ein psychotisch tanzender Ren Höek. Enjoy!


Dienstag, 9. Dezember 2008

Aussie Hell: THE PROPOSITION (2006)

Mit leichter Verspätung nun ein kurzer Blick auf eines DER Kinohighlight der vergangenen Jahre: The Proposition (welches in seiner Ozzi-Heimat bereits Ende 2005 premierte).


Der Gedanke, dass sich bisher kein deutscher Verleih für den zynischen Western aus dem Lande Oz gefunden hat, erstaunt mich doch sehr. Oder vielleicht auch nicht. Immerhin ist John Hillcoats auf einem Drehbuch von Rockbarde Nick Cave basierender Film eine höchst pessimistische und brutale Angelegenheit. Auf der Mission, seinen jüngeren Bruder aus den Klauen des erbarmungslosen Captain Stanley (Ray Winstone) zu retten, hinterlässt der wegen Vergewaltigung und Raubmord angeklagte Charlie (Guy Pearce) ein Blutbad im Outback. In kontrastreichen Bildern fangen Regisseur Hillcoat und sein Kameramann Benoît Delhomme die unerträgliche Hitze und den omnipräsente Geruch von Tod und Verwesung im australischen Outback des späten 19. Jahrhunderts ein. Caves Drehbuch ist dabei ein Musterbeispiel an wortkarger Effizienz. Alle Charaktere reden nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt und bewahren dadurch ihre Härte und rätselhafte Aura. Allein die wunderbare Emily Watson in der Rolle der Frau Captain Stanleys bringt kurzzeitlich auch etwas menschliche Wärme in den hitzigen Film. Doch auch sie muss in den finalen Momenten erkennen, das für Mitgefühl und Leidenschaft kein Platz ist in dieser Welt, in der allein ein Revolver und eine schnelle Hand über Leben und Tod entscheiden.


Bleibt zu hoffen, dass dieses mit Preisen überhäufte und prominent besetzte (u.a. mit Danny Huston, David Wenham und John Hurt in einer kleinen Paraderolle) Werk auch bald in Deutschland auf die Leinwände der Lichtspielhäuser gebracht wird. Das bisher im internationalen Kino nur eine Randexistenz führende Aussie Cinema hätte es dringend nötig und mit diesem wahren Meisterwerk auch sicherlich verdient.