Montag, 31. Dezember 2012

Director's Cuts, Einhörner und Replikanten: Ein Rückblick auf BLADE RUNNER (1982) - Teil 1

In den folgenden Wochen werde ich mich in einer vierteiligen Reihe von Beiträgen mit Ridley Scotts Blade Runner: The Director's Cut und dessen inhaltlicher Analyse auseinander setzen. Im ersten Teil geht's noch recht locker-flockig zur Sache und ihr erfahrt einiges über die Produktionsgeschichte des Films - sofern ihr das ohnehin nicht schon alles wusstet, ihr kleinen Besserwisser!

Sollte euch der zeitweilig akademische Ton sauer aufstoßen, so liegt ihr nicht ganz falsch: einige Passagen des nachfolgenden Textes entstammen einer wissenschaftlichen Arbeit anno 2003 im Rahmen meines Studiums, die aber leider nie fertig gestellt wurde (wenn ihr mich darüber lamentieren hören wollt, lauscht mal hier rein).

Teil 1: The Road to Blade Runner

Quelle: Warner Brothers

Die Genesis von Ridley Scotts Science Fiction-Thriller ist, ebenso wie die Dreharbeiten, von Missverständnissen und Kompromissen zwischen Filmemacher, Studio und Produzenten gezeichnet. Blade Runner entstand in einer Zeit, in der sich Produzenten und Studios zunehmend von der Megalomanie eigenwilliger Filmschaffender wie Francis Coppola, John Milius und Michael Cimino distanzierten und rapide steigende Budgets bevorzugt in leichter zu vermarktende High Concept Movies junger Filmemacher wie Steven Spielberg und George Lucas investierten. Scotts Stern am Himmel Hollywoods war noch nicht erstrahlt als die neuen Wunderkinder der amerikanischen Filmbranche mit Jaws (Der weiße Hai, 1976) und Star Wars (Krieg der Sterne, 1977) bewiesen, dass geradlinige Action-Abenteuer und der uralte Kampf von Gut gegen Böse in einer fantastischen Welt weitaus mehr Zuschauer in die Kinos locken konnten als die komplexen Charakterstudien Martin Scorseses oder Robert Altmans. Ein knappes Jahrzehnt nach dem Aufblühen des New Hollywood Cinema stand am Ende der siebziger Jahre ein neuer Wachwechsel in Amerikas Filmindustrie bevor, dessen Einflüsse bis zum heutigen Tag die weltweite Kinolandschaft prägen.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Feiertage! War ein gutes Jahr... nicht großartig, aber gut

Christmas Evil (1980)
Vielen Dank an alle Leser und Zuhörer, die mir die vergangenen zwölf Monate versüßt und stellenweise richtig schwer gemacht haben. Was hat mich dieses Jahr gelehrt? Ich kann immer noch nichts mit The Avengers oder The Dark Knight Rises anfangen. Außenseiterkino (im mehrfachen Sinne) und unverhoffte Filmentdeckungen machen mir immer noch am meisten Freude. Und dass bestimmte Menschen eine Van Damme-Gurke wie Knock-Off für künstlerisch wertvoller befinden als Hard Target bringt mich fast um den Schlaf.

Das Jahr 2012 war ein gutes Jahr für dieses Blog. Immer noch erreiche ich zwar nicht viele Leser mit meinem erratischen Filmgeschmack irgendwo zwischen Sleaze, Arthouse und Mainstream-Kaboom - aber ich erreiche die richtigen Leser. Das ist mir persönlich sehr viel wichtiger.

Meine Wenigkeit und der Herr Gramsch (Danke auch an ihn, meinen sehr werten Co-Host!) teilen im Folgenden noch ein paar weihnachtliche Filmtipps mit euch und verbleiben mit den allerbesten Wünschen für die kommenden Feiertage.
Download: http://traffic.libsyn.com/bahnhofskino/Bahnhofscast_Bonus_6.mp3
(ca. 20MB)
Adios bis 2013!

Euer Lohmi

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Episode #23: Cry-Baby (USA 1990) & Excision (USA 2012)

Die letzte Episode unseres Podcast vor den Feiertagen, und dafür haben wir zwei ganz besondere Leckerli aus dem DVD-Regal gekramt. Cry-Baby (1990), ein zuckersüßes Fifties-Musical vom Sleaze-Großmeister John Waters mit einer Besetzung für die Ewigkeit: Johnny Depp, Traci Lords, Joe Dallesandro, Iggy Pop, Ricky, Lake, Willem Dafoe und Bahnhofskino-Liebling Susan Tyrrell. Außerdem sprechen wir über einen Publikumshit des vergangenen Fantasy Filmfests, der im Januar 2013 auch in den deutschen Otto-Normal-Filmgucker-Kinos zu bestaunen ist. Das Debüt des immer noch fast gänzlich unbekannten Richard Bates, Excision (2012), mit - oha! - ebenfalls einer Traumbesetzung und John Waters und Traci Lords in Nebenrollen. Da schließt sich der Kreis. Außerdem beantworten wir Feedback und verlieren uns in Nebensächlichkeiten. Das Übliche eben, was ihr bereits von uns kennt.

Bitte beachten:

Die Mehrheit der bis 2015 veröffentlichten Episoden ist aufgrund aus dem Ruder laufender Hosting-Kosten nicht mehr im Feed verfügbar. Über Patreon oder Steady erhältst Du als Dankeschön für eine monatliche Spende Zugriff auf alle 100+ archivierten Folgen (via GoogleDrive, keine Anmeldung erforderlich!) sowie regelmäßig neue exklusive Bonusepisoden und weitere Goodies. Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Episode #22: Gnadenlos überschätzte Filme

Wir teilen in dieser vorweihnachtlichen Woche unsere Gedanken zu heftigst verehrten Filmen (oder gar *trommelwirbel* Meisterwerken!) mit euch, die wir für gnadenlos überschätzt halten. Dass "überschätzt" nicht gleichbedeutend ist mit "mies", soll dabei gleich zu Beginn mal klar sein. Und somit versuchen wir uns denn auch an etwas differenzierterer Kritik als ihr das von irgendwelchen Nerd-Troll-Foren ("Yo dude, Casablanca sucks ASS!") gewohnt seid. Wir hatten eine Menge diskussionsfreudigen Spaß bei der Aufnahme unseres Podcast und hoffen wie immer, dass es euch beim Lauschen ähnlich geht. Aufgrund ihrer epischen Länge von über zwei Stunden - ein neuer Rekord ...mal wieder - ist diese Episode unseres Bahnhofscasts übrigens auch für längere Bahn- und Autofahrten geeignet. Sit back, relax, enjoy.

Bitte beachten:

Die Mehrheit der bis 2015 veröffentlichten Episoden ist aufgrund aus dem Ruder laufender Hosting-Kosten nicht mehr im Feed verfügbar. Über Patreon oder Steady erhältst Du als Dankeschön für eine monatliche Spende Zugriff auf alle 100+ archivierten Folgen (via GoogleDrive, keine Anmeldung erforderlich!) sowie regelmäßig neue exklusive Bonusepisoden und weitere Goodies. Vielen Dank für Deine Unterstützung!


Ob FORREST GUMP auch Erwähnung (oder gar Gnade) bei uns findet? Quelle: funnyjunk.com

Montag, 10. Dezember 2012

A Nightmare on Elm Street 3 - Dream Warriors (USA 1987) - ein paar Gedanken...

Nerds aus aller Herren (und Damen) Länder sind sich einig: Nightmare on Elm Street 3 - Freddy Krueger lebt ist der letzte gute Freddy-Film. Relativierend und um etwas kritische Distanz bemüht wird dann gerne anschließend im Flüsterton hinzugefügt, dass das zweite Sequel zum Original von Wes Craven auch derjenige Teil ist, der die Filmreihe beinahe unwiederbringlich in eine Endlosschleife aus albernen Todesszenen und mehr oder weniger witzigen Punchlines katapultierte. Aber der dritte Nightmare-Horrorfetzen ist viel mehr als der 80er-Cheese in Werbeclipästhetik mit bizarren Morden und zynischen One-Linern ("Welcome to prime time, bitch!"), als der er geliebt wird. Er ist nur logisch konsequent im kulturellen Kontext seiner Entstehung und dadurch eines der ehrlichsten B-Movies seiner Zeit.

US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Lasst uns einen kurzen Blick zurück auf den 1985 auf die Menschheit losgelassenen Nightmare 2 - Freddy' Revenge (Nightmare 2 - Freddys Rache) werfen. Dieser ließ jegliches inszenatorische Geschick vermissen, katapultierte Freddy gar in die reale Welt (ein in diesem Fall missglückter Twist, den man für New Nightmare [Freddy's New Nightmare, 1994] wieder aufgriff) und wurde letztendlich bekannter für seinen sexuell desorientierten Protagonisten denn für Suspense und Schocks. Ein künstlerischer Flop, aber kommerziell immens erfolgreich. Es musste also schnell weiter gehen. Aber selbst ein Geschäftsmann wie Bob Shaye, Head Honcho des damals überwiegend für John Waters-Grostesken bekannten Studios New Line Pictures, erkannte schnell, dass das erste Freddy-Sequel keinen narrativen und inszenatorischen Raum ließ, um den filmischen Geldesel zur Serienreife zu bringen.


Thailändisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Die Produzenten zogen ähnliche Schlüsse wie die Macher der ungleich mieseren Freitag der 13.-Reihe und ließen für Dream Warriors alle Ernsthaftigkeit und Ambition, halbwegs subtilen Psychohorror zu inszenieren, sausen. Größer, lauter besser und auch ein bisschen dümmer, so lautete die Devise. Und ja, letztendlich auch noch einmal finanziell wesentlich erfolgreicher als Freddy's Revenge. Zwar ist letzteres kein Qualitätsmerkmal, sichert aber (lasst uns mal ehrlich sein!) einer mehr von der Profitgeilheit der Produzenten als von künstlerischem Ehrgeiz angetriebenen Horrorfilmserie das Überleben. Und hey, letztendlich gäbe es ohne New Line Cinemas Aufstieg als güldener Phoenix aus der Asche des Low Budget-Schlocks heute weder Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie noch die wunderbarste aller Filmreihen über kreative Todesarten, Final Destination.


Französisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Gibt es überhaupt Alternativen dazu, ein Horror-Franchise (das böse Wort) nach den ersten Teilen dem kommerziellen Irrsinn zu opfern? Ich weiß es nicht. Selbst als Freund ironiefreier Horrorkost schätze ich den Wahnsinn eines A Nightmare on Elm Street 3 (und Teile von Nightmare 4 bis 6) tausendfach mehr als die pflichtbewusste Langeweile der Halloween-Reihe, die nach dem wunderbaren Season of the Witch nur noch immer gleiche Variationen des Originals von John Carpenter hervor brachte, ohne dessen Klasse zu erreichen. Da half es auch nicht, im achten Teil Busta Rhymes kickboxenderweise gegen Michael Myers antreten zu lassen. Und ein ach-so erwachsenes und zeitgemäßes Remake des ersten Nightmare? Gimme a break!


Britisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Mein Auge mag nostalgisch getrübt sein, aber ich mag den ollen MTV-Freddy.