Alle reden von
Was geschah wirklich mit Baby Jane (1962), Thriller-Maestro Robert Aldrichs ersten Ausflug ins Genre des
Glam Gothic Horror. Und ja, das ist nachvollziehbar. Bette Davis und Joan Crawford sind das glanzvollere Doppel im Vergleich zu good ole' Bette und der welken Südstaatenblume Olivia de Havilland. Und noch einmal ja, streng genommen ist
Wiegenlied für eine Leiche in vielerlei Hinsicht ein Neuaufguss allerlei makaberer Späße, die es bereits in
Baby Jane zu bestaunen gab. Schmälert all dies das potentielle Vergnügen, das man mit Aldrichs Wiegenliedchen haben kann und lohnt es daher weniger einer kurzen kritischen Betrachtung an dieser Stelle? Nicht im Geringsten.
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Quelle: 20th Century Fox |
Aldrichs Quasi-Sequel zum meisterhaften
Baby Jane ist wenig subtil geraten. Und gerade dies ist seine Stärke. Gewürzt mit plakativen Schockeffekten und kreischenden Hollywood-Altstars in wallenden Nachtgewändern repräsentiert es in Formvollendung ein Genre, dem nur eine kurze Lebenszeit in den 60er Jahren vergönnt war - das des Grand Guignol'schen Psychothrillers, in dem alternde Superstars noch einmal richtig die Sau raus lassen. Und keine Große Alte Dame des Hollywoodkinos - außer vielleicht die großartige
Susan Tyrell knapp zwei Jahrzehnte später - beherrschte das Spiel mit ihrem eigenen angeknacksten Mythos und auf der Klaviatur des Wahnsinns besser als Bette Davis.