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Freitag, 16. August 2019

Episode #316: Once Upon a Time in Hollywood (UK/USA 2019)

Es ist Bahnhofskino-Tradition, dass wir für Quentin Tarantino alle paar Jahre den roten Teppich ausrollen, wenn er uns mir einem neuen Film erfreut. Immerhin ist er der einzige Hollywoodregisseur, der mit großen Stars, großen Budgets und noch größerem Rummel regelmäßig kunstvollen Sleaze als Mainstreamkino verpackt. Und das mit Erfolg. Nach dem reizvollen aber dramaturgisch holprigen Western-Doppel Django Unchained (2012) und The Hateful Eight (2015) erwarteten Patrick und Daniel nicht weniger als ein Meisterwerk. Ob Once Upon a Time in Hollywood (2019) ein solches ist, wo und wie es sich im Schaffen Tarantinos einordnet, warum Social Media oft ein schlechter Ratgeber in Sachen Filmdiskurs ist, und vieles mehr erfahrt ihr hier.

Timecodes:
  • 00:01:05 - 00:24:05 Tarantino im hässlichen Internet und spoilerfreie Eindrücke
  • 00:24:05 - 01:36:20 Filmgespräch Once Upon a Time in Hollywood (Quentin Tarantino, 2019)

Hört Bahnhofskino hier, bei iTunesSpotifyTuneInStitcherDeezer und überall, wo es etwas auf die Ohren gibt.

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Lesestoff und Hörspiele rund um Daniels Comicheldin Alina Fox könnt ihr unter AlinaFox.de bestellen. Reinschnuppern bitte beim Comicwerk.

Podcast abspielen:

Podcast Download: Hollywood.mp3 (ca. 90 MB)

Dienstag, 11. Oktober 2016

#Horrorctober 2016 - The Ghost of Horrorctober

Eines des ersten Opfer in Dario Argentos TENEBRE (1982). Quelle: Arrow Blu-ray (Neuauflage 2015)

Im Bemühen darum, den von der CineCouch ausgerufenen #Horrorctober nicht nur in der Vergänglichkeit sozialer Netzwerke entschwinden zu sehen, werde ich auch an dieser Stelle die von mir zwischen dem 1. und 31. Oktober 2016 gesichteten Horrorfilme kurz rezensieren und für alles weitere auf Letterboxd verweisen. Dort findet man auch meine regelmäßig aktualisierte Liste greulicher Gruselfilme, die ich im Monat des Heiligen Kürbiskopfes® in Gänze zu sehen erhoffe. Die Auswahl setzt sich zu annähernd gleichen Teilen aus mir bekannten und noch zu entdeckenden Titeln zusammen.

1. Oktober:
Cinco de Mayo (USA 2013)
Ultra-Low Budget Slasher, der angenehm unangestrengt Genrestandards zu kurzweiligen 70 Minuten verbastelt.
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3. Oktober:
The Body (ESP 2012)
Viel Gruseliges ist in El Cuerpo nicht zu finden, dafür aber tonnenweise zum Schneiden dichte Atmosphäre, die das spannende Drehbuch ästhetisch ansprechend verpackt.
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6. Oktober:
Slugs - Schnecken (ESP/USA 1988)
Regisseur Juan PIECES Simons weiß, wie man mit teils simplen Tricks und dem unrealistischsten Kunstblut seit DAWN OF THE DEAD straffe Knoten in der Magengegend schnürt.
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8. Oktober:
Tenebre - Der kalte Hauch des Todes (I 1982)
Dario Argentos trotz der Dunkelheit im Titel wenig düstere TENEBRAE ist der perfekte Giallo für Einsteiger.
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11. Oktober:
Razorback - Kampfkoloss der Hölle (AUS 1984)
Atmosphärisch wie thematisch zwischen WAKE IN FRIGHT (1971) und PUMPKINHEAD (1988) angesiedelt, überrascht RAZORBACK mit erstaunlich viel Melancholie und Nihilismus.
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12. Oktober:
Alien - Die Saat des Grauens kehrt zurück (I 1980)
Inhaltlich ähnlichem Bodensatz wie beispielsweise Bruno Matteis SHOCKING DARK / ALIENATOR (1988) ist Ippolitos ALIEN (1979) Ripoff deutlich überlegen. Viel Nervenstärke für 45 weitgehend ereignislos Minuten bis zur ersten nennenswerten Actionsequenz muss der geneigte Zuschauer aber mitbringen.
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14. Oktober:
Der Blob (USA 1988)
Bin mir nicht sicher, ob die Formel '80er Jahre-Remakes von 50er Jahre-Originalen > 2010er Remakes von 80er Jahre-Originalen' wissenschaftlich haltbar ist. Klingt aber richtig. Im Spätfilm Podcast durfte ich mit Gastgeber Daniel 20 Minuten über den Film sprechen.
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17. Oktober:
The Dead Next Door (USA 1989)
Professionelle Sprecher (u.a. Bruce Campbell in einer Doppelrolle) trösten darüber hinweg, dass das Drehbuch nicht mal schlichte Gemüter in Verzückung versetzen dürfte und Regisseur J.R. Bookwalter schmerzhaft selbstverliebt in seiner Nerdsuppe rührt.
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18. Oktober:
Hügel der blutigen Augen (USA 1977)
Dass Cravens Film mit Michael Berryman als Pluto einen schurkigen Charakterkopf (haha!) erster Güte zu bieten hat, hilft natürlich ungemein dabei, das Leinwandgeschehen ins kollektive Gedächtnis einzubrennen.
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21. Oktober:
Das Messer AKA Blutspur im Park (I/BRD 1971)
Gianni Ferrios hypnotischer Score, gepaart mit Intermezzi von Tschaikovsky, begleitet den Film nach rund einer Stunde bodenständiger Polizeiarbeit in einen dritten Akt, dessen Intrigen-durchsetzte Romantik mir die Schuhe auszog.
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22. Oktober:
High Tension (F 2003)
Unsere Rezension im Podcast

25. Oktober:
Carnival of Souls (USA 1962)
Unsere Rezension im Podcast

26. Oktober:
The Lazarus Effect (USA 2015)
So belanglos und öde, dass man sich nicht einmal darüber ärgern kann.
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27. Oktober:
Tales of Halloween (USA 2015)
Überraschung! Eine fast durchweg gelungene Horroranthologie jüngeren Datums, die sich durch mehr als Ekeleffekte und krampfhaftes Retro-Flair auszeichnet.
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30. Oktober:
Zombie 3 - Ein neuer Anfang (I 1988)
90 Minuten blutgetränkter Actionterror, der mehr nach Mattei als Fulci riecht und ganz in der Tradition von Umberto Lenzis GROSSANGRIFF DER ZOMBIES (1980) steht, dessen schweißtreibendem Irrsinn er aber nicht das pestizidverseuchte Wasser reichen kann.
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to be continued...

Freitag, 3. Juni 2016

Podcast #171: Vision der Dunkelheit (USA 1988) & Pumpkinhead - Das Halloween-Monster (USA 1988)

Wir tragen die 80er Jahre und somit auch die Blütezeit des Slasherfilms zu Grabe. Im Herbst des Subgenres beweisen Vision der Dunkelheit (OT: Bad Dreams, 1988) und Das Halloween-Monster (OT: Pumpkinhead, 1988) eindrucksvoll, dass man mit 80 schnörkellos schönen Minuten Genrefreunden den ganzen Tag versüßen kann. Patrick begrüßt den wahrscheinlich produktivsten, schlauesten und kernigsten aller Filmschreiber im deutschsprachigen Internetz zum redseligen Austausch über diese zwei zu Unrecht übersehenen Filmperlen. Oliver Nöding lässt nicht nur durch (fast) tägliche Filmrezensionen in seinem Blog Remember it for later, bei Hard Sensations und critic.de die Herzen von Kinofreunden höher schlagen. Er beweist auch im Podcast mit jedem Satz seine Expertise und Liebe zum fantastischen Film.

Lob, Kritik und Filmwünsche bitte an patrick[at]bahnhofskino.com.

Timecodes:
  • 00:00:55 - 00:22:10 Intro und Vorstellung unseres Gastes Oliver Nöding
  • 00:22:10 - 00:55:00 Filmgespräch Bad Dreams (Andrew Fleming, 1988)
  • 00:55:00 - 01:26:30 (Ende) Filmgespräch Pumpkinhead (Stan Winston, 1988)
Podcast abspielen:


Das in der deutschen Fassung etwas unglücklich benannte 'Halloween-Monster' (OT: PUMPKINHEAD) und sein Opfer. Quelle: Scream Factory Blu-ray Screenshot

Donnerstag, 25. Februar 2016

Apple iTunes und das Trauerspiel mit den deutschen Kino-Podcasts

Mein geschätzter Freund und Kollege Christian Steiner wollte mir mit seinem solidarischen Weckruf betreffend Apples lieblose Podcast-Empfehlungen in der Sparte TV und Film sicherlich nicht die Laune verderben. Eben diese Wirkung hatte sein gestriger Tweet aber auf mich.


Unter den von Apple-Mitarbeitern handverlesenen und mit *Echte* Filmliebhaber titulierten Shows finden sich sowohl der noch junge Ableger eines erfolgreichen YouTube-Kanals als auch etablierte Podcasts wie Medien-KuH und Celluleute wieder. So weit, so wenig überraschend. Ehre und Aufmerksamkeit, wem selbige gebührt. Immerhin stellen auch Streaming-Anbieter wie Netflix ihre neuen Serienproduktionen in die zweite Reihe, wenn die breite Masse nach der jüngsten Staffel des Dauerbrenners House of Cards giert.

Warum also die schlechte Laune? Weil Apple durch seine ignorante Methodik, nach der die 15 unter dem mittelprächtig gelungenen Banner Film Fanatics präsentierten Kino-Podcasts ausgewählt wurden, publizistische Formate jenseits der etablierten Medien weiter aktiv ins Nischendasein rückt. Schlimmer noch: Apple beschneidet hierdurch aktiv die Sichtbarkeit ergo Reichweite unabhängig produzierter (im Sinne von: nicht primär durch Werbung oder Rundfunkbeiträge finanzierter) Podcasts. Und vielleicht am Schlimmsten: die Apple-Auswahl macht Deutschlands Status als Podcast-Sitzenbleiber im internationalen Vergleich quasi offiziell. Für gutgläubige Nutzer, die sich gerne von iTunes ihrer iOS App bei der Auswahl neuer Podcasts beraten lassen wollen. Und für alle meinungsbildenden Beobachter, die den Erfolg und die Akzeptanz eines neuen medialen Formats an dessen Erfolg innerhalb der Cupertino Charts messen. All jenen, die jetzt murmeln, Apple sei sowieso total doof und dessen Status als globaler Trendsetter sowas von egal, sei hiermit gesagt: Schön und gut. Aber der journalistische Hammer 'according to Apple' ist und bleibt ein big fucking deal!

Bevor ich mich der problematischen Auswahl der 15 'Film Fanatics' widme, muss ich kurz vor der eigenen Haustür kehren:


Traffic Quellen Bahnhofskino Podcast in Prozent
Punktlandung: genau 50% unserer Hörer finden unseren Podcast über Apple Tools. Screenshot: Libsyn.com

Ein big fucking deal sind die Machenschaften von Apple nämlich auch für alle Menschen, die wie Daniel und ich so etwas wie Online-Radio produzieren und geneigte Hörer erreichen wollen. An dieser Stelle sei ausdrücklich gesagt, dass wir und fast alle Podcaster auf diesem Planeten von Apples Produkten profitieren. Das Unternehmen bietet auf seinen Geräten vorinstallierte Tools zum Browsen, Streamen und Verwalten von Podcasts und anderer multimedialer Inhalte an. Immerhin jeder zweite Hörer unseres Podcasts findet über iTunes oder die entsprechende iOS App zu uns. Eine Quote, die nicht ungewöhnlich hoch sein dürfte angesichts des unaufhörlich steigenden Marktanteils mobiler Apple-Produkte. Selbst das Wort 'Podcast' ist eine rhetorische Spielerei mit dem Artikelnamen eines wegweisenden Apple-Produkts. So viel also, für das ich dankbar sein sollte. Abhängig von der Apple-Hörerschaft sind wir als nicht-kommerzielles Audioprogramm sowieso. Die Entfernung unseres Podcasts aus Apple-Medien wäre vergleichbar mit der Entscheidung eines unabhängigen Onlinemediums, seine Inhalte für Google unauffindbar zu machen - moralisch-ethisch ehrenwert, aber publizistischer Selbstmord.

Aber wie schrieb einst der Mann mit den getönten Brillengläsern und dachte dabei vielleicht schon an die von Google und Apple geschaffene Brave New World: With great power comes great responsibility.

Und jetzt einmal ein schönes Zitat von mir: Hör mal, Äpfelchen, ohne die unzähligen, unentgeltlich über deine Streamingdienste verfügbaren Podcasts hättest du diesbezüglich nichts zu bieten. Oder zumindest fast nichts.

"Hey, Prinz Pi, was machst du denn hier auf Platz Eins der Film & TV Podcast Charts bei iTunes?" Screenshot: iOS Podcast App

Eigene Inhalte, oder auch Original Content, hat Apple nämlich abseits werblicher Interviewformate für Musiker oder Filme nicht in seiner prall gefüllten Medienbibliothek. Insofern kann der Medientitan nicht genug davon bekommen. Erst kürzlich gingen eigens für bereits auf Sendung befindliche und angehende Podcaster geschaffene Support- und Administrationsbereiche bei iTunes online.

Aber Apple spricht mit gespaltener Zunge, wenn es unabhängige Podcaster dazu ermutigt, ihre Inhalte bei iTunes zu publizieren. "Du kannst das auch!" Na klar. Aber bereite dich darauf vor, auch online auf gute, alte Bekannte aus dem analogen Rundfunk zu treffen und in deren Schatten zu stehen.

Vergleichbare Phänomene wie das folgende mag es auch in anderen 'Featured Categories' innerhalb der Apple-Streamingdienste geben. Und ich war vorgewarnt. Hatte ich doch bereits selbst beobachtet und anderswo gelesen, dass über die Hälfte der populärsten Podcastformate bei iTunes Ableger öffentlich-rechtlicher Rundfunkprogramme sind. Doch es war schlimmer als befürchtet.


Im Einzelnen sind die zehn (im oben zitierten Tweet fälschlicherweise: elf) unter Film Fanatics aufgeführten, Gebühren-finanzierten Podcasts Eine Stunde Film (DeutschlandRadio), WDR2 Kino (WDR2), Die Kinofilme der Woche (HR3), Kino Kompakt (BR3), Kino im Kopf (SRF), Kino-Tipp (HR3), Kinotipp (HR1), MDR Info Kinotipps (MDR), Kino Kino (BR) und NDR Kultur Filmtipps (NDR), sowie die Sendung kino 1 des Schweizer Privatsenders tele 1. Podcasts ohne die Wörter 'Kino', 'Tipp' und 'Film' in beliebiger Kombination müssen leider draußen bleiben.

iTunes Kategorie Film Fanatics
Seriously?
Screenshot: Apple iTunes Featured Category 'Film Fanatics'

Ich fühle mich erinnert an die Zeit, als ich 2005 von der Welt der Onlineforen in die sogenannte Blogosphäre wechselte, um mich dort zu dem Thema zu äußern, für das mein Herz seit jeher brannte: das Kino. Als mein Co-Host Daniel Gramsch und ich 2012 mit dem Podcasten begannen, wussten wir zwar beide noch nicht um den korrekten Genus des Wortes [m. der] Podcast, wohl aber, dass dieses Online-Radio, wie wir es gerne unseren Babyboomer-Eltern erklärten, vor allem in den USA ein Riesending war. Innerhalb meines überwiegend deutschstämmigen Bekanntenkreises erkläre ich Menschen bis zum heutigen Tag, dass Podcasts mehr sind als archivierte Episoden von Sanft & Sorgfältig, Domian und dem Radio-Tatort.

Und man verstehe mich nicht falsch. Mit Jürgen Domian lässt sich sicherlich toll plaudern. Die Kinosendung beim öffentlich-rechtlichen radioeins läuft bei uns fast jeden Samstag im Radio auf dem Fensterbrett. Und ich zahle brav meine Rundfunkbeiträge, damit meine Eltern ihren Sonntagskrimi im Ersten und ich irgendwas über queere Street Art in Antwerpen bei arte sehen kann. No shit! Aber es gibt so viel mehr. Und Podcasts, insbesondere zum Thema Kino und Medienkultur, können so viel mehr. Sie sind aufbrausend, ungeschliffen, infantil, hingerissen, vernichtend, wirr, kontrovers, bedächtig, manchmal richtig dumm und oftmals sehr, sehr schlau. Sie können fünf Minuten oder fünf Stunden lang sein. Sie sind mehr als akustische Konserven mit Filmtipps, die am Tag zuvor im Radio oder nachts im Dritten Programm liefen. Genau wie einst Newsgroups, Onlineforen und nun Blogs und soziale Netzwerke ermöglichen Podcasts die nur durch ein Mikrofon gefilterte Meinungsäußerung und -austausch jenseits der von regulatorischen Behörden und Investoren beeinflussten TV- und Hörfunkformate. Podcasts versorgen sträflich vernachlässigte Zielgruppen mit akustischem Futter, im mir vertrauten Umfeld beispielsweise Liebhaber des japanischen Kinos, Freunde vergessener oder sehr, sehr alter Filme und masochistisch veranlagte Adam Sandler-Fans. In jedem Fall, auch jenseits des Themas Kino, bieten Podcasts inhaltliche Tiefen und Untiefen zu tausenden Nischeninteressen, die in Formaten wie Kino Kompakt oder Filmtipps der Woche keinen Platz finden. Und ist nicht diese publizistische Freiheit und die daraus in den letzten zehn Jahren erwachsene Vielfalt etwas, das es zu fördern gilt?

Es ist enttäuschend, dass Apple Deutschland nicht versteht, was Podcasts besonders macht. Dass Hörtipps nach der Maßgabe größtmöglicher Beliebig- und Belanglosigkeit ausgewählt werden. Dass erstaunliche Trends im Podcast-Kosmos weiterhin nur in Übersee stattfinden, wo Podcaster plötzlich große Regierungschefs zu Gast haben, für zig Millionen Menschen ein wöchentlicher Podcast nervenzerrender ist als jeder Krimi, oder aus einer guten, kompakten Idee ein kleines Popkultur-Imperium wird. Das Internet eignet sich hervorragend zum Träumen. Und dazu, um Träume wahr werden zu lassen. Selbst das andere große Evil Empire hat dies erkannt und fördert bewusst seine unzähligen Videosternchen, die YouTube zu dem werden ließen, was es heute ist.

Erinnert sich irgendwer bei Apple noch an seinen - zweifelsohne verlogenen, aber schlauen - Mac-Werbespot aus den 90ern mit dem Slogan "think different"? An die darin zelebrierten 'Misfits' und 'Troublemakers'? Sie scheinen Apple egal zu sein. Zumindest in Deutschland.


P.S.: Ich danke einem namentlich nicht genannten Pharmariesen für sein tolles Produkt, ohne dessen fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung ich diesen Beitrag nicht hätte beenden können. Für etwaige orthographische und kausale Fehler in diesem Text schiebe ich die Verantwortung meiner akuten Erkältung zu.

Freitag, 29. Januar 2016

Podcast #155: The Hateful Eight (USA 2015)

Nur wenigen Regisseuren widmen wir pünktlich zur Veröffentlichung ihres neuesten Werks eine eigene Episode. Quentin Tarantino ist einer dieser Filmemacher, dessen The Hateful Eight (oder, wie es des deutsche Verleih will: The Hateful 8) das heutige Opfer unser Podcast-Rezension ist. Oder sind wir die Opfer eines überlangen Kammerspiels in einer verschneiten Hütte, das auch durch bezaubernde Bilder in 70mm Ultra Panavision, einen Score von Ennio Morricone und einer traumhaften Besetzung mit den Tarantino All-Stars (Samuel L. Jackson! Kurt Russell! Walton Goggins! Tim Roth! ...und natürlich Tarantino-Newbie und Bahnhofskino-Liebling Jennifer Jason Leigh!) nichts tut außer unser Sitzfleisch bis an die Grenzen zu strapazieren? Wir haben eine Menge Positives und Kritisches zu sagen über den achten Film des kultisch verehrten Filmemachers...

Weitere Podcasts zum Oeuvre Quentin Tarantinos findet ihr unter folgenden Links:

Lob, Kritik und Filmwünsche bitte an patrick[at]bahnhofskino.com.

Timecodes:
00:00:00 - 00:01:20 US-Kinotrailer
00:01:20 - 00:32:00 QTs Filmographie und Gedanken zu The Hateful 8 (***keine 'Spoiler'***)
00:53:45 - 01:45:50 Rezension The Hateful 8 (***'Spoiler'!***)


Bitte beachten:

Dieser Bahnhofskino-Klassiker ist nicht mehr im öffentlichen Feed verfügbar. Über Patreon oder Steady erhältst Du als Dankeschön für eine monatliche Spende Zugriff auf alle archivierten Folgen sowie regelmäßig neue exklusive Bonusepisoden und weitere Goodies. Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Freitag, 4. April 2014

Episode #79: SPOILERAMA!

Alles zum Thema Twists, narrative Hakenschläge und WTF-Momente in Kinofilmen. Was darf man verraten? Was sollte man verraten? Was muss man verschweigen? Und wenn man schon nicht nicht die Klappe halten kann und alles ausplappern muss - wie sollte man dies am besten tun? Und warum hat Patrick Angst vor Facebook? Und sowieso vor fast allem? Fragen über Fragen, auf die wir zumindest teilweise gute Antworten haben.

Spoilerfrei(!) im Intro rezensierte Filme mit Amazon-Links: Top of the Lake (2013), Grand Piano (2013), Game of Thrones: Season 3 (2013), Captain America 2 (2014), Wir Kellerkinder (1960), Das Wirtshaus im Spessart (1958), Die unendliche Geschichte (1984), Das Boot: The Director's Cut (1981/1997) und Rubbeldiekatz (2011).

Lob, Kritik und Filmwünsche bitte an patrick@bahnhofskino.com oder in den Kommentaren. Merci bien!

Bitte beachten:

Die Mehrheit der bis 2015 veröffentlichten Episoden ist aufgrund aus dem Ruder laufender Hosting-Kosten nicht mehr im Feed verfügbar. Über Patreon oder Steady erhältst Du als Dankeschön für eine monatliche Spende Zugriff auf alle 100+ archivierten Folgen (via GoogleDrive, keine Anmeldung erforderlich!) sowie regelmäßig neue exklusive Bonusepisoden und weitere Goodies. Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Freitag, 10. Januar 2014

2013 - Meine Lieblingsfilme des letzten Jahres

Nach einer langen Nacht des Grübelns, Auswählens und Blut-und-Wasser-Schwitzens ist sie fertig geworden: die Top 10 meiner Lieblingsfilme des vergangenen Jahres in unspezifischer Reihenfolge. Relevant hierfür sind Titel, die ich 1. gesehen habe (ha!), und 2. im Jahr 2013 erstmals in deutschen Kinos aufgeführt wurden.


The Master (USA)
They don't make 'em like that any more. Paul Thomas Anderson beweist nach There Will Be Blood (2007) ein weiteres Mal, dass er nicht nur wahnsinnig viel von Filmemachern wie Scorsese, Altman und Demme gelernt hat, sondern mit seiner Filmkunst längst auf eigenen kreativen Beinen steht. The Master ist so viel mehr als nur die Geschichte eines Scientology-ähnlichen Kults. Er erzählt von Leidenschaft, enttäuschten Träumen und unverhofften Triumphen. Zudem ist er eine Liebeserklärung an die Filmgeschichte sowie die großartige Kinematographie und megalomanische Schauspielkunst vergangener Tage. Johnny Greenwoods dissonant-poetischer Score erledigt den Rest. Ein Meisterwerk.


Dienstag, 26. November 2013

Zurück in die Videothek - PRISON (USA 1988) und CASTLE FREAK (I 1995)

Eine der attraktivsten Erscheinungen unter den vielen übergroßen und oft lieblos gestalteten Plastikboxen in der Videothek um die Ecke war das Motiv zu Renny Harlins Prison - Rückkehr aus der Hölle. Das auf eine handliche Größe zurecht geschrumpfte Kinoplakat zeigt einen grobschlächtig aus Ziegelsteinen zusammengesetzten Schädel, dessen leere Augenhöhlen rückseitig unheimlich illuminiert werden. Tiefe Risse im Bauwerk und der in Form schief gewachsener, messerscharfer Zähne illustrierte Titel des Films unterhalb des Schädels ließen den geneigten Videothekenkunden unmissverständlich wissen, dass ihn auf dem abgenutzten Magnetband ein recht schauerliches Vergnügen erwarte. Und tatsächlich ist Prison auch ein Viertel Jahrhundert nach seinem Debüt ein erstaunlich effektiver Schocker. Man könnte gar behaupten, es sei der beste untoter-Knasti-auf-Rachefeldzug-Horrorfilm aller Zeiten.*

Montag, 13. Mai 2013

EVIL DEAD (USA 2013) - Der Versuch einer unbefangenen Kritik

The Evil Dead heißt jetzt nur noch Evil Dead. Ein junger Ash (ehemals: Bruce Campbell) ist nicht dabei. Das Remake nimmt sich sehr, sehr ernst. Eigentlich ist damit bereits fast alles gesagt.

Quelle: Sony Pictures Releasing

Dienstag, 5. Februar 2013

Igittigitt! Die Fliege (USA 1986) von David Cronenberg - Review


Jetzt habe ich mich schon mehrfach an dieser Stelle über unnötige Remakes, Reboots und recyclete Ideen im Horrorgenre ausgekotzt. Nun ist es einmal an der Zeit, einen Meister des Zelluloids zu präsentieren, der aus der Vorlage eines in Würde gealterten Klassikers ein Meisterwerk des modernen Horrors bastelte. Gestatten, David Cronenberg.


In den letzten Jahren hat sich der kanadische Filmemacher ja leider an eher wenig provokanten Stoffen versucht. Zwar kann ich seinen Projekten mit Viggo Mortensen einen soliden Unterhaltungswert abgewinnen und war überrascht von Cosmopolis' (2012) fröhlichem Anarchismus, aber Cronenbergs Blütezeit war die der beinahe obsessiven Auseinandersetzung mit dem Thema Körperhorror in den siebziger und achtziger Jahren. Videodrome (1983) mag mein Lieblingsfilm des hageren Canuck sein, doch The Fly war es, der Cronenbergs Wahnsinn in all seiner Glibschigkeit ins US-Mainstreamkino katapultierte.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Spartan (D/USA 2004) ...verdient eine zweite Chance

Es dauerte Jahre, bis sich ein deutscher Verleih dazu herabließ, David Mamets fantastischen Thriller Spartan auf das hiesige Publikum los zu lassen. Leider war dem Film keine Premiere im Lichtspielhaus vergönnt und so fand er sich hierzulande irgendwann mitsamt einem generischen Cover in der Action & Thriller-Ecke eurer Lieblingsvideothek und/oder in der Grabbelkiste des örtlichen Elektronikfachmarkts wieder. War man vielleicht von den US-Einspielergebnissen enttäuscht oder hat der deutsche Co-Produzent ApolloMedia nur mal schnell steuerpflichtige Gelder ins Ausland gekarrt ohne das Verlangen, uns den Film auch zu zeigen? Egal. Die Blu-Ray Premiere dieses zu Unrecht missachteten Thrillers rechtfertigt einen kurzen Blick zurück auf Val Kilmers finest hour seit dem Die Insel des Dr. Moreau-Remake.


US-Poster. Quelle: Warner

Wie von Autor-Regiesseur Mamet (Glengarry Glen Ross, House of Games) nicht anders zu erwarten, präsentiert er uns auch in Spartan in Sprechgesang vorgetragene, geschliffene Dialoge, die man im Kino immer seltener findet. Und welche Story erzählen uns diese? Kilmer spielt Special Agent Scott, den Mann fürs Grobe, der ein FBI-Team bei der Suche nach der entführten Tochter eines hochrangigen (ähem, sehr hochrangigen) Staatsabgeordneten unterstützen soll. Ihm zur Seite steht der junge Agent Curtis (Derek Luke) und ein Team aus Entführungs- und Spionagespezialisten. Doch schon kurz nach Beginn der Jagd auf die Übeltäter gerät Scotts Bild der Situation ins Wanken, Motive seiner Mitspieler werden unklarer und die Unterscheidung zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse immer schwieriger.

Wenn sich das jetzt alles sehr schwammig und nach der Handlung eines jeden zweiten Politkrimis anhört, so ist das beabsichtigt. Spartan beginnt auf narrativer Ebene überraschend konventionell. Mamet bedient sich fast schon stereotypischer Plotelemente neuerer Thriller wie Das Schweigen der Lämmer (1991) und seines eigenen Films Homicide (1991). Nicht so sehr die Prämisse dieses Streifens ist aber bemerkenswert als vielmehr die unkonventionellen, zwielichtigen Charaktere und deren chiffrierte Lingo. Letztere ist anfangs überwiegend kryptisch und gibt Details des Plots nur langsam preis. Wer genau wurde entführt? Wer will Nutzen aus der Entführung schlagen und wer weiß mehr als er vorgibt? Ach ja, und wer genau ist dieser einsame Wolf Scott eigentlich? Mamet spielt mit der Ungewissheit des Zuschauers und überrascht immer wieder mit neuen Fakten und Sprüngen in der Handlung, die einem wiederholt den Atem rauben. Perfide ist wohl das beste Wort, um sein Drehbuch zu beschreiben und das Sehvergnügen am Film ist wohl überwiegend davon abhängig, ob man auch an früheren, atmosphärisch ähnlichen Werken des Auteurs wie State and Main (2000) und seinem preisgekrönten Drehbuch für Glengarry Glen Ross (1992) Freude hatte. Mamet bleibt sich selbst treu und hat trotzdem mit Spartan einen Thriller geschaffen, der seine sprachliche und inszenatorische Brillanz auch einem breiten Publikum zu vermitteln mag.

Derek Luke und Val Kilmer. Quelle: Warner

Nun ja, gemessen am finanziellen Erfolg war's wohl wieder ein Schlag ins Wasser für den Regisseur. Aber seit wann sagen denn Einspielergebnisse etwas über die Qualität eines Films aus? Spartan ist ein intelligenter, brillant besetzter Actionthriller, dessen kleine Brüche in der Logik von einem treibenden Soundtrack und sorgsam komponierten Scope-Bildern problemlos überspielt werden. Die Darsteller sind allesamt hervorragend. Bahnhofskino-Liebling Val Kilmer weiß als bärbeißiger Tough Guy wie gewohnt zu überzeugen, Luke vermittelt in seiner Rolle genau die richtige Balance zwischen Professionalität und Unsicherheit, um uns als Identifikationsfigur in diesem Netz aus Intrigen zu dienen. William H. Macy, ein Stammschauspieler im Mamet-Ensemble, ist gewohnt hervorragend und Ed O'Neill schüttelt als griesgrämiger Abhörprofi Burch selbst letzte Spuren seiner Al Bundy-Ära ab.

Fazit: Good stuff. Angucken!

Montag, 10. Dezember 2012

A Nightmare on Elm Street 3 - Dream Warriors (USA 1987) - ein paar Gedanken...

Nerds aus aller Herren (und Damen) Länder sind sich einig: Nightmare on Elm Street 3 - Freddy Krueger lebt ist der letzte gute Freddy-Film. Relativierend und um etwas kritische Distanz bemüht wird dann gerne anschließend im Flüsterton hinzugefügt, dass das zweite Sequel zum Original von Wes Craven auch derjenige Teil ist, der die Filmreihe beinahe unwiederbringlich in eine Endlosschleife aus albernen Todesszenen und mehr oder weniger witzigen Punchlines katapultierte. Aber der dritte Nightmare-Horrorfetzen ist viel mehr als der 80er-Cheese in Werbeclipästhetik mit bizarren Morden und zynischen One-Linern ("Welcome to prime time, bitch!"), als der er geliebt wird. Er ist nur logisch konsequent im kulturellen Kontext seiner Entstehung und dadurch eines der ehrlichsten B-Movies seiner Zeit.

US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Lasst uns einen kurzen Blick zurück auf den 1985 auf die Menschheit losgelassenen Nightmare 2 - Freddy' Revenge (Nightmare 2 - Freddys Rache) werfen. Dieser ließ jegliches inszenatorische Geschick vermissen, katapultierte Freddy gar in die reale Welt (ein in diesem Fall missglückter Twist, den man für New Nightmare [Freddy's New Nightmare, 1994] wieder aufgriff) und wurde letztendlich bekannter für seinen sexuell desorientierten Protagonisten denn für Suspense und Schocks. Ein künstlerischer Flop, aber kommerziell immens erfolgreich. Es musste also schnell weiter gehen. Aber selbst ein Geschäftsmann wie Bob Shaye, Head Honcho des damals überwiegend für John Waters-Grostesken bekannten Studios New Line Pictures, erkannte schnell, dass das erste Freddy-Sequel keinen narrativen und inszenatorischen Raum ließ, um den filmischen Geldesel zur Serienreife zu bringen.


Thailändisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Die Produzenten zogen ähnliche Schlüsse wie die Macher der ungleich mieseren Freitag der 13.-Reihe und ließen für Dream Warriors alle Ernsthaftigkeit und Ambition, halbwegs subtilen Psychohorror zu inszenieren, sausen. Größer, lauter besser und auch ein bisschen dümmer, so lautete die Devise. Und ja, letztendlich auch noch einmal finanziell wesentlich erfolgreicher als Freddy's Revenge. Zwar ist letzteres kein Qualitätsmerkmal, sichert aber (lasst uns mal ehrlich sein!) einer mehr von der Profitgeilheit der Produzenten als von künstlerischem Ehrgeiz angetriebenen Horrorfilmserie das Überleben. Und hey, letztendlich gäbe es ohne New Line Cinemas Aufstieg als güldener Phoenix aus der Asche des Low Budget-Schlocks heute weder Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie noch die wunderbarste aller Filmreihen über kreative Todesarten, Final Destination.


Französisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Gibt es überhaupt Alternativen dazu, ein Horror-Franchise (das böse Wort) nach den ersten Teilen dem kommerziellen Irrsinn zu opfern? Ich weiß es nicht. Selbst als Freund ironiefreier Horrorkost schätze ich den Wahnsinn eines A Nightmare on Elm Street 3 (und Teile von Nightmare 4 bis 6) tausendfach mehr als die pflichtbewusste Langeweile der Halloween-Reihe, die nach dem wunderbaren Season of the Witch nur noch immer gleiche Variationen des Originals von John Carpenter hervor brachte, ohne dessen Klasse zu erreichen. Da half es auch nicht, im achten Teil Busta Rhymes kickboxenderweise gegen Michael Myers antreten zu lassen. Und ein ach-so erwachsenes und zeitgemäßes Remake des ersten Nightmare? Gimme a break!


Britisches Kinoplakat. US-Kinoplakat. Quelle: New Line Cinema

Mein Auge mag nostalgisch getrübt sein, aber ich mag den ollen MTV-Freddy.

Montag, 26. November 2012

The Stabilizer (IN 1984) - zuckersüßes Actionkino aus Indonesien

Erschöpft von einer harten Woche? Zoff mit der oder dem Liebsten? Keine Lust, den besten Freund anzurufen und wieder mal so richtig einen drauf zu machen? Oder wurde gar dein Vater von einer Drogendealerbande unter Beihilfe des indonesischen Mr. T entführt?

Keine Sorge. Peter Goldson hilft, das ins Ungleichgewicht geratene Gefüge dieser Welt wieder gerade zu rücken. Denn er ist...


Wandschmuck im Schlafzimmer des "Stabilizers" und seiner (toten) Verlobten.

Wieder mal haben wir den besten Film der Welt vor uns liegen. The Stabilizer hat alles, was man sich von einem Actionthriller wünscht: einen charismatischen Helden, den sympathischen Buddy mit Hang zu dummdreisten Sprüchen, eine Handvoll sexy Ladies, Knarren, Autos, Explosionen, und natürlich einen adäquat moralisch verrohten Oberbösewicht in der Form von Greg Rainmaker.


Mister Rainmaker weiß, was die Ladies lieben.
Ein Bösewicht segnet das Zeitliche - in diesem Fall mit Zuhilfenahme des Sägeblatts eines Rasenkantenmähers. Autsch!

 Der Plot ist so simpel wie effektiv: der US-Geheimagent Peter Goldson (Peter O'Brien) und seine Partnerin Sylvia Nash (Gillie Beanz) reisen nach Jakarta, um dort dem Drogenbaron Greg Rainmaker (Craig Gavin) und seinem Kartell The Golden Triangle in die Kokainsuppe zu spucken. Dabei steht ihnen Goldsons alter Freund, Kuperstecher und Kollege Johnny (Harry Capri) zur Seite. Ausreichend Gelegenheit für Goldson aka "The Stabilizer", sein Faible für tief geschnittene Shirts, junge Damen und scharfe Waffen unter Beweis zu stellen.

Die Bad Guys erkennt man stets problemlos an ihren güldenen Ohrringen...
...und die Good Guys schnell an ihren stets adretten Outfits.

The Stabilizer ist Heavy Action der ganzen harten Sorte. Schon wenige Sekunden nach Beginn des Films werden Fensterscheiben, Tische und allerlei technisches Gerät platt gemacht. Ein paar Tränen der ihres Vaters beraubten Tochter (Dana Christina) und ein brennendes Haus später landet auch schon unser Held auf indonesischem Terrain, nur um Minuten später ein Dutzend Autos und Obststände in ihre Einzelteile zu zerlegen. Und da Goldson eben ein Superagent ist, dauert es auch nicht lange, bis er und Johnny in die Hände einer Karte gelangen, die ihnen schnurstracks den Weg ins Schurkenhauptquartier weist, in welchem der entführte Professor Provost (Kaharudin Syha) gefoltert wird.

"Ha, die Karte. Jetzt haben wir haben sie!"
Wer so lustvoll an seinem Gummiknüppel spielt, vor dem sollte man sich besser in Acht nehmen.

Wir werden mehrfach Zeuge davon, wie schnell Knie brechen, wenn Greg Rainmaker mit seinen Zehn-Kilo-Nagelschuhen dagegen tritt. Zudem lernen wir wichtige Lektionen über indonesische Behausungen, die nur vermeintlich aussehen wie aus Ziegel und Mörtel gebaut, aber wie ein Kartenhaus zusammen fallen wenn man mit der Enduro gegen eine Wand rast. Nicht zuletzt erfahren wir einiges über landestypische Freizeitbeschäftigungen wie das Verspeisen lebender Echsen und amüsantes Dinner-Entertainment in Form von Artisten mit Hang zur Selbstverstümmelung.

Als ignoranter Europäer will ich ja nicht vorschnell urteilen, aber---
...und das hier sieht auch nicht gerade nach dem aus, was ich so sehen will während ich mein Schnitzel à la Jakarta verspeise.

Um endlich mal zum Punkt zu kommen: The Stabilizer ist ein wunderbares Action-B-Movie mit dem Herz am richtigen Fleck. Man spürt jedem Meter Film an, dass die Filmemacher (produced by the Punjabi Brothers!) alle spärlichen Ressourcen in diese 90 Minuten-Granate gekippt haben, die ihnen zur Verfügung standen. Zwar weicht der Irrsinn der ersten halben Stunde des Films, die uns in herrlich knackig-abstrusen Rückblenden die Hintergrundgeschichte von Goldson und Rainmaker nahe bringt, irgendwann einem eher konventionellen Actionplot, doch das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Wer unprätentiöses, im besten Sinne geisteskrankes Low-Budgetkino mag, der wird The Stabilizer lieben. Ich würde soweit gehen und sagen, der Regisseur mit dem schönen Namen Arizal ist der indonesische Andy Sidaris - ein echter Meister seines Fachs.

Ein Leitmotiv des Films ist der Hang aller Mitwirkenden zu Lederjackets und Netzhemden.
Und zum Schluss eine kleine Preisfrage (ohne Preis): was zeigt uns diese - von mir in keiner Form manipulierte - Kameraeinstellung?

P.S.: Psssst, diesen und viele andere in den USA von Troma vertriebene B-, C- und Z-Movies gibt es derzeit gratis im Tromachannel auf YouTube ...und natürlich in wesentlich attraktiverer Qualität als #40 in der DVD Trash Collection aus dem Hause CMV.


Dienstag, 25. September 2012

Van Damme mal RICHTIG gut: Hard Target - Harte Ziele (USA 1993)

Ich mag Van Damme. Ich mag ihn so sehr, dass er bereits in der zweiten Ausgabe unseres Podcast mit einem seiner berüchtigsten Filme einen wohl verdienten Auftritt hatte. Meine Leidenschaft für Bloodsport mag nicht so groß sein wie für einige der nachfolgend genannten Streifen, aber für nacktes, hartes Action-Entertainment ohne den Anspruch, große Kinokunst zu sein, ist der agile Belgier auf jeden Fall meistens gut.

Im ersten Teil meines kleinen JCVD Double-Features möchte ich euch von seinem besten Film erzählen. Spitzt die Ohren!

JCVD guckt böse und leicht irritiert. Quelle: Universal

Es gibt so manches Schätzchen in Van Dammes Filmographie, welches berechtigterweise Anspruch auf die Auszeichnung als absolutes Highlight im Oeuvre der Muscles from Brussels erheben könnte: Cyborg (1989) von DTV-Auteur Albert Pyun beispielsweise; oder Sudden Death (1995) - mit Sicherheit einer der unterhaltsamsten Stirb langsam-Klone, die bis Mitte der 90er Jahre die Kinoleinwände fluteten; JCVD (2008), in dem er seinen eigenen Mythos demontierte - für meinen Geschmack allerdings einen Hauch zu selbstverliebt; und nicht zuletzt Universal Soldier: Regeneration (2009), der beste Direct-to-Video Actionkracher des vergangenen Jahrzehnts.

Unantastbar an erster Stelle ist und bleibt für mich aber Hard Target (1993). John Woos US-Regiedebüt wurde bei Erscheinen überwiegend müde belächelt als schlichtes B-Movie mit realitätsfernen Actionszenen. Der Hauptdarsteller mit extravagantem Haarschnitt und dickem französischen Akzent entsprach zudem so gar nicht dem Bild, dass Kinogänger von einem muskelbepacktem Haudegen aus den Südstaaten haben.

Doch Hard Target hat sooo viel zu bieten, es ist beinahe beschämend:

1. Chance Boudreaux (Van Damme) ist ein dermaßen harter Hund, dass er Klapperschlangen elegant mit seinen Patschehändchen bezwingt und abschließend durch einen gezielten Biss tötet. Um seine Gegner möglichst effizient abzuknallen, schreckt er auch vom Surfen auf einem Motorrad nicht zurück (ein Gag, den John Woo einige Jahre später im Mission: Impossible-Sequel mit Tom Cruise wiederholen würde. Da war er allerdings in seiner Hollywood-Karriere soweit vorangekommen, dass alle den Gag plötzlich ganz toll und so gar nicht mehr albern fanden). Wenn Boudreaux schießt, explodieren nicht nur die Bad Guys bzw. deren mit Farbbeuteln prall gefüllte Jackets, sondern auch noch gleich jede brennende Mülltonne und Pappmaché-Wand in unmittelbarer Umgebung). Und selbst Action-Grandpa Wilford Brimley wird eiskalt nach ein paar Schüssen ins Knie exekutiert. Autsch! Hard Target ist so bockhart, gnadenlos und John Woos Inszenierung dabei so theatralisch-pompös und prall gefüllt mit atemberaubend unverzichtbar-überflüssigen Explosionen in Zeitlupe, dass es einfach nur Spaß macht.

Lance Henriksen und Arnold Vosloo gucken einfach nur böse. Quelle: Universal
2. Der von Richard Connells Short Story Graf Zaroff - Genie des Bösen (The Most Dangerous Game) entliehene Plot ist ein Garant für grundsolide Thrillerspannung: ein Unschuldiger Mann wird aus Spaß und sportlichem Antrieb heraus gejagt. Gut und Böse sind klar definiert - hier das vermeintlich hilflose und getriebene Opfer, dort die aristokratischen, zynischen Bad Guys - und los geht's! Es überrascht nicht, dass Connells spannende Geschichte über eine Großwildjagd auf Menschen schon unzählige Male mehr oder weniger erfolgreich adaptiert wurde. Zu erwähnen sind auf jeden Fall die 1932er Verfilmung von Ernest B. Schoedsack, der ein Jahr später gemeinsam mit Merian C. Cooper und King Kong (1933) Kinogeschichte schreiben sollte. Außerdem möchte ich eine Lanze brechen für Ice-T, der von Rutger Hauer in Surviving the Game (1994) gejagt um sein Leben rennt. Ein überdurchschnittlich guter B-Actionthriller, für den man sich ebenfalls die Mühe machen sollte, die Videothek seines Vertrauens zu besuchen.

3. Die Darsteller: erwähnte ich bereits, wie verdammt nochmal fucking bad-ass Jean-Claude Van Damme in diesem Film ist? Okay. Und dass der Meister Eder der Südstaaten, Wilford Brimley, auch im Boot sitzt? Ja? Dann bleibt mir nur noch der dezente Hinweis auf drei weitere Veteranen des gepflegten B-Movies - den Darkman Arnold Vosloo als fieser Henchman Pik van Cleef (nur einer von vielen tollen Namen in Hard Target). Außerdem adelt Ted Raimi den Film mit einem Kurzauftritt. Wenig verwunderlich, ist doch sein Bruder, Tanz der Teufel-Regisseur und späterer Superstar-Filmemacher Sam Raimi, einer der Produzenten des Films. Last but certainly not least: Lance Henriksen als Oberbaddie Emil Fouchon. Henriksen ist in meinen Augen einer der ganz selten anzutreffenden Schauspieler, der allein durch seine Präsenz darin jeden Film besser macht. Ohnehin gute Filme wie Camerons Aliens (1986) oder Bigelows Near Dark - Nacht hat ihren Preis (1987) macht er zu Meisterwerken. Pumpkinhead (1988) ist nicht zuletzt durch seine Präsenz ein kleiner, großer Klassiker des modernen Monsterkinos. Selbst unterdurchschnittliche Formelfilme wie Nightmares (1983), Mindripper (The Outpost, 1995) werden durch sein eingefallenes Knautschgesicht und lakonische Art um ein Vielfaches besser und sind - in einigen Fällen - nur durch ihn überhaupt zu ertragen. Wäre ich gläubig, würde ich Henriksen als schauspielerndes Gottesgeschenk für das US-Genrekino bezeichnen. Ach was, ich tue es auch so: Lance, du bist der Heiland ohne Heiligenschein. Amen!

Abschließend ein warnender Hinweis und Tipp: von Hard Target existieren zwei Fassungen - die für ein R-Rating stark gekürzte Kinoversion sowie ein ungekürzter Director's Cut, den es in Großbritannien auf VHS sowie einer mittelmäßigen DVD gibt. Letztere Schnittfassung empfehle ich natürlich und hoffe auf eine ansprechende und vor allem hochauflösende Veröffentlichung in naher Zukunft.


Nächstes Mal in diesem Blog: Van Dammes Karriere-Tiefpunkt... stay tuned!

Montag, 10. September 2012

The Cabin in the Woods (USA 2012) Kritik

No spoilers, no worries.

Ich stelle mich der Herausforderung eines kurzen, kritischen Reviews von The Cabin in the Woods, ohne wirklich etwas über die Handlung zu verraten oder ins Detail darüber zu gehen, was so widerlich an dem Film ist. Seid ihr bereit?


Quelle: Lionsgate UK Poster für The Cabin in the Woods

Rudimentäres zum Plot: fünf Freunde (u.a. Chris Thor Hemsworth) brechen zu einem Trip in die Wälder auf, wo sie in der titelgebenden Hütte ein Wochenende voller Sex, Kifferei und French Kissing mit ausgestopften Tierköpfen verbringen möchten. Die Protagonisten bedienen jedes Horrorfilmklischee und könntem einem beliebigen Teil von Freitag den 13. entsprungen sein. Doch es gibt einen Twist, denn: die Dinge sind nicht wie sie scheinen. Muahahaa!

Weder zur Handlung noch zu den Charakteren oder deren Besetzung sei mehr gesagt, denn niemand soll später behaupten können, ich habe habe hier zu viel verraten.

Um es kurz zu machen: The Cabin in the Woods ist das seelenlose Monster eines Films, der uns mit postmoderner Aufgeklärtheit und Klugscheißerei davon überzeugen will, dass sich hinter seiner unattraktiven Fassade etwas weniger Hässliches verbirgt. Die Filmemacher, Fanboy-Darlings Drew Goddard (Autor des von mir geschätzten Cloverfield und Episoden von Buffy, Angel und Lost) und Joss Whedon (Serenity, The Avengers) möchten mehr oder weniger lieb gewonnene Genrestandards auf den Kopf stellen und zerpflücken. Nachdem uns ein Meister des Genres wie Wes Craven mit New Nightmare (1994) und Scream (1996) bereits zwei mal gezeigt hat, das selbstreflektierter Grusel gepaart mit Satire recht gut funktionieren kann, stellt sich unweigerlich die Frage, was denn ach-so-neu und ach-so-innovativ an Cabin in the Woods ist, der sich selbiges zur Aufgabe macht.

Die Antwort: wenig bis gar nichts.

Ein Wolf - ein Mädchen - zwei Zungen... die amüsanteste und sinnfreieste Szene von The Cabin in the Woods gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Filmemacher ihr Herz vielleicht doch am rechten Fleck haben. Quelle: Lionsgate

Leider ist selbst meine Wenigkeit, der seit zwei Jahrzehnten durch vielfältige Horrorkost ordentlich genährte und vorgebildete Liebhaber blutig-morbider Filmkunst, dem Streifen beinahe auf den Leim gegangen. The Cabin in the Woods bietet 90 Minuten leere Kalorien und instant gratification (ein schönes englisches Wort, für das mir kein gleichsam schönes deutsches Pendant einfällt) für alle, die sich einen netten Kinoabend wünschen und auch mal einen "Horrorfilm" sehen wollen, in den man die ansonsten schreckhafte Freundin mitschleppen kann. Es knallt, zischt, sprüht und dampft und (huii!) da ist 'ne Anspielung auf Hellraiser und (oha!) Tanz der Teufel und (hey!) Freitag der 13. und (supi!) Ringu und, und, und... Was ein Spaß! Endlich streichelt mal jemand dem alternden Nerd in mir den Bauch und bereitet mir das wohlige Gefühl, ein bisschen kenntnisreicher im Genrekino zu sein als die Teenager hinter mir, die im dunklen Kinosaal einfach nur im Wechsel kreischen und fummeln möchten. Zurück bleibt aber nach dem Abspann nur heiße Luft und die bittere Erkenntnis, dass zwei Filmemacher mit zielsicherem Zynismus und ohne Liebe zum Horrorgenre einen Mischmasch geköchelt haben, der weder Komödie noch echter Grusel und noch nicht einmal Buffy die kleine Vampirjägerin ist.

Cabin ist das Popkultur kotzende Scheißemonster aus Dogma, das schlauer sein will als der Zuschauer und damit alle Zielgruppen enttäuscht zurücklässt. Jeder spannungsvolle Moment wird sarkastisch-belehrend gebrochen mit "Hey, ist doch nur Spaß!" Jederlei blutiges und spritzendes Gekröse zielt in seiner Darstellung über das richtige Maß an greifbarem Ekel hinaus oder wird amüsiert kommentiert, um ihm jeglichen Schockfaktor zu rauben. Quasi das blutige Äquivalent zum Spielzeugporno Transformers 3. Und humorvolle Augenblicke, die ein Filmemacher mit Talent für das Genre nutzen würden, um den Zuschauer in Sicherheit zu wiegen und ihm den Teppich unter den Füßen zu entreißen, verpuffen inmitten einer muffigen Wolke abgedroschener Zitate und Furzwitzen auf Adam Sandler-Niveau.

Es bleibt ein Film zweier mächtiger, aber unwissender Hollywood-Gestalten, der so gerne schlauer sein will als wir und in die Vokuhilas aller echten Horrorfans dieser Welt spuckt, ohne dass diese es merken. Mission erfüllt - zumindest, wenn man sich dieser Tage durch einschlägige Foren und Blogs liest. Wenn man etwas genauer hinguckt, ist der Goddard-Whedon-Nonsens dann aber eben doch nur Scary Movie mit Thor darin. Ärgerlich.

Dienstag, 7. August 2012

A Nightmare on Elm Street reloaded (2010) - Remake-Horror unter der Lupe

Die Neuauflage des Wes Craven-Klassikers versinnbildlicht alles, was man mit dem Remake eines Horrorfilms - egal ob 20 oder 30 oder 70 Jahre alt - falsch machen kann. Ich hasse Listen. Ich hasse fast alle Remakes.

Es folgt eine Liste über typische Fehler bei Horrorfilm-Remakes.

"Ich wünschte, Sie hätten mir wenigstens ein cooles Makeup verpasst anstatt dieses Latexpuddings!"

1. Der Regisseur aka The Video Clip Boy Wonder: oh Wow, also Samuel Bayer ist dieser hippe Musikvideo-Regisseur (yeah!), der schon Natalie Imbruglia , Robbie Williams und Justin Timberlake (woah!) in Musikclips eindrucksvoll in Szene setzte (phat!). Natürlich kann er dies ebenso mit einer Ikone des Horrorfilms wie Freddy Krueger tun (damn right!). Immerhin hat Produzent Michael Bay ja schon beim *räusper* großartigen The Texas Chainsaw Massacre Remake von 2003 ähnlich gute Erfahrung mit MTV-Auteur Marcus Nispel gemacht. Gedankengang: Jugendliche lieben Musikvideos >> Jugendliche lieben Slasherfilme >> Jugendliche hassen alle Filme, die älter als fünf Jahre sind >> Jugendliche gucken keine Filme, die vor dem Jahr 2000 entstanden sind, aber lieben zeitgemäße Slasherfilm-Remakes von Musikvideo-Regisseuren.

Yeah, right. Fuck off!


2. Das Remake als Best-of Version des Originals: den Originalfilm einfach nur zu replizieren, liegt zwar schon im Namen des "Remakes". Dass man aber mit ein wenig Intelligenz und Herzblut einem alten Stoff neue Facetten abgewinnen kann, beweisen Filme wie Jonathan Demmes Neuauflage von The Manchurian Candidate (2004) oder John Carpenters The Thing (1982). Bay und Bayer (i.e. die Steigerungsform von Bay) entschieden sich allerdings dafür, ihre Lieblingsmomente aus Nightmare 1984 heraus zu picken und sie 1:1 zu kopieren ...lieblos und ungeachtet der Tatsache, dass ein filmisches Bild vielleicht beim zweiten Mal nicht den gleichen Schockeffekt erzielt wie beim ersten Mal; und dass auch Timing, Musik und Schauspielführung bei so einem Unterfangen eine wichtige Rolle spielen. Andererseits: Produzent und Regisseur gehen offenbar davon aus, dass niemand im Publikum Wes Cravens Originalfilm kennt und daher auch keine Vergleiche anstellt. Weil: siehe letzter Satz von Punkt 1.)


3. Die Effekte - Größer, Lauter, Langweiliger: die Behauptung, dass der 1984er A Nightmare on Elm Street effekttechnisch grandios wäre, ist natürlich albern. Man merkt der Originalversion ihre Low-Budget-Wurzeln deutlich an. Die Entscheidung, Freddys Pizzateig-Visage niemals bei voller Beleuchtung zu zeigen, entspringt zu Teilen Wes Cravens Unzufriedenheit mit den damaligen Makeup-Effekten. Und auch die mühsam an Drahtseilen aufgehängten Krakenarme des Bösewichts oder der Blob, in dem Nancys (Heather Langenkamp) Füße bei der finalen Flucht im Treppenhaus versinken, ist als eher amateurhafter Effekt leicht zu durchschauen. Was will ich damit sagen? DIE EFFEKTE DES ORIGINALFILMS SIND NICHT DER GRUND, WARUM A NIGHTMARE ON ELM STREET EIN KLASSIKER DES HORRORGENRES IST! Lieber Bay und Bayer: uninnovatives CGI, alberne Kameratricks und mehr Gore machen euer Remake weder spannender noch sonstwie besser. Ein guter Spannungsaufbau durch effektvolle Beleuchtung, stimmungsvollen Score und ein solides Drehbuch lässt sich nicht durch computergeneriertes Bling-Bling und akustische Schockeffekte ausgleichen. Bitte noch einmal diesbezüglich die Schulbank drücken!

Déjà vu? Was 1984 funktioniert, schockt in 2010 allemal ...oder?!


4. Unheimlich und Mysteriös vs. "Wir erklären den Zuschauern alles GANZ genau": Weniger talentierte Filmemacher, Marketingleute mit ach-so-toller Zielgruppenkenntnis, Jugendschutzbehörden und verunsicherte Studiobosse haben die unangenehme Eigenart, Filmschurken zu vermenschlichen und zu erklären. Gründe dafür sind vielfältig: a) ein weniger talentierter Filmemacher hat nicht die cojones in der Hose, das unbeschreiblich und unerklärbare(!) Böse rein visuell darzustellen im Vertrauen darauf, dass allein die spannende Inszenierung das Publikum fesselt. Die origin story muss als narrative Krücke herhalten. b) der Zielgruppenforscher informiert die d) Produzenten oder sonstige Geldgeber darüber, dass die Story viel zu konfus, anspruchsvoll oder sonstwie verwirrend für das vermeintliche dumme, junge Publikum des Films sei. Andererseits interessieren sich diese verrückten (crazy!) Teens ja immens für die psychischen Probleme und persönliche Agenda des Bösewichts und würde diesen auch gerne in einem sympathischeren Licht sehen. Also wieso bauen wir nicht einfach 15 Minuten Flashbacks ein und stellen die Frage in den Raum, ob Fred Krueger nicht eigentlich doch ein ganz netter Kerl ist und zu unrecht einen grausamen Feuertod starb. Und c) [die Jugendschutzbehörde] schreit auf, "Tolle Idee! So ist der Typ auch gleich weniger bedrohlich und der Film weniger bedrückend. Damit kriegt ihr auch eine Jugendfreigabe." Immerhin war ja auch ein Meisterwerk wie Alfred Hitchcocks Psycho (1960) nur deswegen so ein Erfolg, weil uns in den abschließenden zehn Minuten des Films ein Psychologe en detail die seelischen Abgründe von Norman Bates erklärte.

Ach ja: ^^Sarkasmus!


5. Laber Rhabarber ist mein letztes und kürzestes No-No-No, an das ich mich hiermit auch halten möchte: effektive Horrorfilm-Bösewichter quatschen uns nicht die Ohren blutig. Konnte sich keiner der Macher von Nightmare anno 2010 daran erinnern, warum die Originalserie qualitativ den Bach herunterging? Weil Freddy nicht aufhören konnte, zu schwafeln und zum König der One-Liner wurde. Man stelle sich Alien (1979) vor mit einem redseligen Außerirdischen? Oder Leatherface, der Shakespeare zitiert. Oder gar Hannibal Lector, der nicht mehr jedes Wort mit Vorsicht wählt sondern babbelt als gäb'sch kei Morgen. Brrrr! Es schaudert mich. Die Filmemacher und der neue Freddy-Darsteller Jackie Earle Haley sind hiermit verurteilt zum Nachsitzen in der Robert Englund School of Fucking Creepy Silence.

Bis dahin gilt: Note Sechs - Setzen!

Montag, 30. Juli 2012

Hard Ticket to Hawaii (USA 1987) Review

Andy Sidaris versteht sein Publikum wie kein Zweiter. Halbnackte Girls, vorzugsweise ehemalige Playboy-Centerfolds, prügeln sich leicht bekleidet mit fiesen Drogenhändlern unter Einsatz jeder denkbaren Stich- und Schusswaffe herum. Dieser Satz beschreibt nicht nur den Plot von Sidaris' 1987er Meisterwerk Hard Ticket to Hawaii, sondern so ziemlich jeden seiner zwölf DTV-Actionstreifen, die er im Laufe seiner kurzen, aber illustren Karriere drehte. Und für alle gilt: shot on Location in Hawaii!


Donna Speir (US-Playboy Ausgabe April 1984) und Hope Marie Carlton (Juli 1985) sind ehemalige Agentinnen der Drogenbehörde, die nun auf Hawaii ihre Frührente als Betreiber einer Spedition für kleine Frachtladungen genießen und gelegentlich mit ihrem kleinen Propellerflugzeug junge Hochzeitspaare zu entlegenen Stränden fliegen. Eines Tages aber landet eine genetisch mutierte Killerschlange versehentlich in ihrem Laderaum, die bei einem Zwischenstopp entkommen kann und nun mehr oder weniger unschuldige Hawaiianer dezimiert. Zudem legen sie sich eher unfreiwillig mit fiesen Drogendealern an, welche die beiden von nun an jagen. Um der nicht allzu komplexen Handlung noch ein bisschen mehr Schwung zu geben, verschlägt es zwei virile Haudegen samt Pferdeschwanz und eingeöltem Bizeps auch auf die Insel. Außerdem lernen wir einen zynischen Hollywoodmogul kennen (gespielt von Meister Sidaris selbst) und beobachten Cynthia Brimhall (Oktober 1985) dabei, wir ihr idyllisch gelegenes Restaurant von inkompetentem Personal (weibliche Gäste werden bevorzugt mit Kommentaren über die Qualität ihres Hinterteils oder der Möpse begrüßt) zugrunde gerichtet wird.

Quelle: www.andysidaris.com

Hard Ticket to Hawaii ist herrlich klassisches Videothekenfutter der 80er Jahre mit einer sehr persönlichen Note. Während die meisten DTV-Filme dieser Ära und heutzutage mit beinahe verbissener Ernsthaftigkeit ihre dünnen Stories erzählen, sind Andy Sidaris' Werke vor allem eines: ein großer SPAß. Dies soll nicht heißen, dass auch dieser Film eine dieser selbstironischen Actionkomödien ist, in denen uns der Regisseur quasi in jeder Szene mehr oder weniger eindeutig mit einem wissenden "Ja, ich weiß, dass das Trash ist" zuzwinkert und der Zuschauer den Film nur mit ordentlich ironischer Distanz zum Geschehen auf dem TV-Bildschirm ertragen kein. Nein, das Vergnügen rührt daher, dass Hard Ticket to Hawaii vollkommen unprätentiös mit seiner Geschichte und den Darstellern umgeht; sich nicht zu fein ist, uns eine wahnwitzige Action- oder Nacktszene zu schenken, weil die letzte schon mindestens fünf Minuten in der Vergangenheit liegt. Ob die Handlung eine solche bedingt, spielt keine Rolle. Sidaris weiß, was die Zuschauer seiner Filme erwarten und gibt ihnen genau das.


Es folgen ein paar Momentaufnahmen aus Hard Ticket to Hawaii, um euch darzulegen, was ich meine (kleine Spoiler... aber wird sind ja nicht so streng, oder?):

  • In einer der ersten Szenen des Films beobachten wir zwei hawaiianische Cops auf einer Routinepatrouille. Sie erwarten nichts Böses. Routine eben. Dum-di-dum. Im Laufe des kurzen Gesprächs lässt der ältere Cop fallen, dass er nur noch eine Woche bis zur Pensionierung habe und sich auf die Ruhe und den Müßiggang des Alters freut. Und sein jüngerer Kollege ist erst frisch der Polizeischule entsprungen, möchte noch viel von seinem Mentor lernen und irgendwann einmal der beste Cop auf Hawaii werden. Fünf Sekunden, nachdem wir diese liebevoll vorgestellten Charaktere kennenlernen durften (hach!), werden sie von Drogendealern an Bäumen aufgehangen und mit einer Schrotflinte erschossen.

  • Nachdem unsere beiden Playboy-Mädels eben mal eine Killerschlange entwischen ließen und ein Drogensyndikat gegen sich aufgehetzt haben, müssen sie sich erst einmal Gedanken machen, wie sie denn nun weiter vorgehen. Schließlich ist die Kacke ordentlich am Dampfen. Vorschlag von Donna: "Let’s unload the plane and then go hit the hot tub. That’s where I do my best thinking." Keine weiteren Worte.

  • Einer der größten Spaßfaktoren im klassischen Actionfilm sind ja die Handlanger des Oberbösewichts. Hard Ticket to Hawaii hat eine ganze Armee cooler Henchmen, nicht zuletzt das masochistische Arschloch "Shades", der versteckt hinter einer verspiegelten Sonnenbrille bevorzugt wehrlose Polizisten erschießt und liebend gerne Frisbee spielt. Welch Ironie, dass er später sein Leben verliert im Duell gegen einen unserer Helden, der ihn mit einem mit Rasierklingen gespickten Frisbee einen Kopf kürzer macht und dabei gleich noch ein paar Finger mitnimmt. Und wer könnte den Tod des Skateboard-Todesschützen mit einem Faible für Gummipuppen vergessen...?


Summa summarum: ein Riesenspaß für kleine und große Jungs. Sex and Violence ...and all in good fun. Mehr Infos zu Andy Sidaris und seinen Filmen findet ihr unter Andy Sidaris Dot ComHard Ticket to Hawaii und elf weitere (überwiegend) grandiose Actionknaller findet ihr auch im Girls, Guns and G-Strings DVD Set. Glaubt mir, das sind die lohnendsten paar Dollar, die ihr jemals für eine Filmsammlung ausgegeben habt. Kauft das DVD-Set jetzt und dankt mir später unter patrick@bahnhofskino.com.*

Gute Nacht!

* Nein, ich verdiene weder irgendwas mit Verweis auf die Website des Regisseurs (R.I.P.) noch durch den Amazon-Link. Ich bin einfach nur ein netter Kerl, verdammt!