Montag, 31. Oktober 2005

Fröhliches Halloween!

Also als ich mir in jungen Jahren (ca. 1870A.D.) noch so richtig Mühe gegeben habe, an Halloween in möglichst grausiger Maskerade so viele Guinness wie nur möglich im Irish Pub um die Ecke zu killen, da war diese US-Festlichkeit (All Hallow's Eve) ja noch hauptsächlich eine Nischenbewegung für Erwachsene in deutschen Landen. 10 Jahre später sitze ich nun hier und mein Enthusiasmus für Ghouls und Ghosts am 31. Oktober hat sich etwas gemäßigt. Dafür finden's mittlerweile Hundertschaften von Kiddies, die heute nacht meine Wohngegend unsicher machen und bereits einen Eimer Konfetti vor meiner Haustür ausgeschüttet haben (so rächt es sich, wenn man keine Treats bereithält), offensichtlich ganz toll.


Bis zum nächsten (garantiert nicht grausigen und in Kürze erscheinenden) Review!

Samstag, 29. Oktober 2005

Mario Bava: Die Stunde wenn Dracula kommt (1960) von E-M-S

Nur ein kurzer Hinweis auf Mario Bavas Kultstreifen Die Stunde wenn Dracula kommt, der seit gestern exklusiv bei Karstadt erhältlich ist. All ihr armen Leutchen ohne WOM oder Karstadt in der Nähe müsst euch bis zum bundesweiten Release gegen Ende nächsten Monats gedulden.


Eine wunderbare DVD mit beiliegendem 40-seitigem Comic, einem gewohnt informativen (wenn auch sehr trockenen) Audiokommentar von Bava-Spezialist Tim Lucas und vielem mehr. Dickes Lob an E-M-S für diese vorbildliche Veröffentlichung (inklusive englischer UND italienischer Tonspur!).

Schönes Wochenende!

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Anmerkungen zu Dominion und CAPELIGHT

Gestern bin ich mehr oder weniger zufällig auf die Information gestossen, dass Schraders Dominion $30m Produktionskosten verschlungen hat, Harlins erbärmliche Version 2.0 (Exorcist: The Beginning) gar $50m. Bedenkt man, dass es sich bei den Filmen weder um effektlastige Materialschlachten noch um Star-gespicktes Blockbuster-Kino handelt, so frage ich mich doch, wohin diese Umsummen geflossen sind. Auf der Leinwand ist davon jedenfalls wenig zu sehen.


Zu positiveren Neuigkeiten: CAPELIGHT ist ein junges deutsches Label, dass sich seit kurzer Zeit sehr um den Horrorfilm und wenig bekannte Filmperlen bemüht. Exzellente DVD-Veröffentlichungen wie der Halloween vorwegnehmende Black Christmas (1974) und George Romeros Martin (1977) sind anscheinend nur der Anfang von dem, was zu einer Liebsbeziehung zwischen mir und CAPELIGHT werden könnte. Für die bisherigen Veröffentlichungen jedenfalls wurden die weltweit besten Audio- und Videoelemente samt einer Menge Menge informativen Bonusmaterials aufgetrieben. Für ihre nächste DVD, Die letzte Verführung (1994), hat man gar den Regisseur aus seinem finsteren Unterschlupf gezerrt, um einen exklusiven Audiokommentar für diesen unterschätzten Erotik-Thriller einzuspielen.

Verzeiht meinen überschwenglichen Enthusiasmus für CAPELIGHTs bisherige Arbeit und glaubt bloß nicht, ich kriege auch nur einen müden Cent hierfür oder bin mit den Firmeninhabern befreundet/verwandt/verschwägert! Ich freue mich bloß sehr über eine derart positive Entwicklung im heimischen Genrekino, das Dank solch ambitionierter junger Firmen (und alten Hasen wie E-M-S, die sich in letzter Zeit sehr mit ihrer wundervollen Mario Bava Collection profiliert haben) hoffentlich schon bald auch international mit den Großen wie Criterion und Anchor Bay konkurrieren können wird.


Gerade frisch eingetroffen sind bei mir die R1 Special Edition-Veröffentlichungen von Cronenbergs Die Fliege (1986) und Glengarry Glen Ross (1992). Dazu ein anderes Mal mehr...

Cheers!

Montag, 24. Oktober 2005

Dominion: Prequel to The Exorcist (USA 2005) - Short Review [R2]

Mehr als die dreieinhalb Absätze der nun folgenden Kurzkritik ist Dominion: Der Anfang des Bösen wirklich nicht wert. Nicht etwa, dass Paul Schraders Urversion der später von Renny Harlin übernommenen Produktion ein wirklich schlechter Streifen ist! Er ist nur in so ziemlich allen Punkten höchst mittelmäßig. Mittelmaß ist schlimm genug. Aber ein mittelmäßiger Schrader ist Grund genug, um Tränen zu vergießen.

Dominion ist Harlins Version der Vorgeschichte zu einem DER Horrorklassiker der 70er zwar überlegen, doch macht er im Vergleich zu dieser nicht den qualitativen Quantensprung, dem ihm so einge US-amerikanische Kritiker zugesprochen haben. Der wunderbare Stellan Skarsgard traumwandelt durch die marrokanische Szenerie, die unterdrückte Leidenschaft Clara Bellars entflammt nur auf Teelicht-Niveau, und Pop-Sternchen Billy Crawford chargiert und grimassiert wild als der vom Teufel besessene Cheche (schlägt sich aber im Großen und Ganzen nicht allzu schlecht). Nur Gabriel Mann als Pater Francis ist mit ganzem Herzen bei der Sache - bevor dieses dann unvermittelt von den Pfeilen Satans durchbohrt wird.




Irgendwie hat man beim Betrachten ständig das Gefühl, diese oder jene Szene schon besser in anderen Filmen gesehen zu haben (vornehmlich natürlich in Friedkins The Exorcist). Die Dali-esken Traumsequenzen wirken unbeholfen und unfertig. Und so manche Entscheidung beim Schnitt ist eher schwer nachzuvollziehen. Vielleicht wollte Schrader aber auch nur von den teils an naive Landschaftsmalerei erinnernden Effekten so schnell wie möglich zu einer Charakterszene überblenden, um den Zuschauer nicht gänzlich der filmischen Illusion zu entreißen. Die schlechten Effekte sind wohl einerseits auf ein niedriges Budget zurückzuführen, in manchen Fällen aber nicht mal damit zu rechtfertigen. Warum z.B. CGI-Kühe, CGI-Hyänen und CGI-Schlangen wenn man doch auch echtes Getier hätte mitspielen lassen können?

Alles in allem hat der Film nichts wirklich Herausragendes zu bieten, daher erspare ich mir auch weitere Kommentare zu Drehbuch, Kamera (Vittorio Storaros schlechteste Leistung seiner langen, beeindruckenden Karriere) und Kostümen. Die DVD jedenfalls bietet ein ziemlich verwaschenes Bild, das für einen deutlich älteren Film eventuell akzeptabel wäre. Der Sound ist klar und frontlastig, doch nur an zwei oder drei Stellen hat man auch mal die Surroundkanäle bemüht (dafür aber umso wirkungsvoller). Schraders Audiokommentar ist neben ein paar Deleted Scenes das einzig nennenswerte Extra. Der Regisseur wirkt nicht besonders euphorisch, wortkarg und betont mehrfach, dass der Film eine Auftragsarbeit und nicht unbedingt ein Herzensprojekt ist. Who woulda thought?!

Sonntag, 23. Oktober 2005

Metropolis (D 1927) - Review [R2]

Mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos, Heinrich George u.a.
Musik: Gottfried Huppertz
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau
Produktion: Ufa Berlin
Buch: Thea von Harbou
Regie: Fritz Lang


Fritz Langs legendäres Science Fiction-Epos aus dem Jahre 1927 hat bis heute nichts von seiner Kraft verloren und portraitiert eine Gesellschaft im Aufbruch ins industrielle Zeitalter ebenso sehr wie er prophetisch vor den Schrecken des Nationalsozialismus warnt.

Adolf Hitler benannte einst in maßloser Ignoranz Metropolis als seinen Lieblingsfilm, hatte aber offensichtlich die Kernaussage des Films verschlafen: Mittler zwischen Geist und Händen muss das Herz sein, oder auch: Lasse dich bei deinem Tun von Menschlichkeit und Liebe leiten. Inhaltlich ist Metropolis aufgrund seiner simplen humanistischen Botschaft weit weniger bahnbrechend als in seiner Visualisierung des alptraumhaften Molochs und der auf diesem ruhenden futuristischen Metropole. Tatsächlich folgt die Handlung des Films dem eher klassischen Muster des Kampfes von Gut gegen Böse. Das Kabinett des Doktor Caligari, Nosferatu, und auch Fritz Langs Dr. Mabuse: der Spieler waren insofern weitaus mutiger, als dass sie es wagten, die kriminellen und blutdürstigen Wahnsinnigen ins Zentrum des Geschehens zu rücken und dem Kinozuschauer einen strahlenden Helden (wie im Falle Metropolis der von Gustav Fröhlich dargestellte Freder) vorzuenthalten.

Wie bereits erwähnt sind es die visuellen Finessen, die Metropolis zu einem der stilprägendsten Werke im internationalen Kino werden ließen. Heute fällt es schwer, das Porträt der futuristischen Megacities in Blade Runner und Akira nicht mit Langs Meisterwerk zu assoziieren. Auch Brazils meilenweit in den Himmel ragende Wolkenkratzer und der darunter liegende Röhren- und Tunnelkomplex ist eindeutig von Metropolis geprägt. Die Idee, in künstlichen Gärten inmitten ein von Technik und Industrialisierung dominierten Umwelt Zuflucht zu suchen, zieht sich durch unzählige Science Fiction-Filme und –Serien. Und wer denkt nicht sofort an den besessenen Wissenschaftler Rotwang, wenn Dr. Seltsam in Stanley Kubricks gleichnamigen Film Gefahr läuft, sich in einem Anfall von Wahnsinn selbst zu erwürgen (schwarze Handschuhe inklusive)?

Trotz seiner majestätischen Bilder ist es unklar, wie viel von Fritz Langs ursprünglicher Vision heute noch erhalten ist. Enno Patalas’ informative Doku zur Entstehung des Films zeigt uns Aufnahmen vom Dreh, die wesentlich ambitioniertere Spezialeffekte erahnen lassen als die, welche wir tatsächlich zu sehen bekommen. Die von Budgetproblemen geplagte Produktion, Kürzungen des internationalen Verleihers Paramount, Fritz Langs spätere Flucht aus Deutschland und die mangelhafte Präservation des hochempfindlichen Originalnegativs machen die hier vorliegende Version des Films, trotz einer um 30 Minuten kürzeren Laufzeit im Vergleich zur 1927er Premierenfassung, zu einer filmrestauratorischen Meisterleistung.





Bild:
Transit Film präsentiert Metropolis - Deluxe Edition in der 2001 für die Berlinale restaurierten Fassung. Abgesehen von vereinzelten Sprüngen im Bild, die sich durch den Verlust weniger Einzelbilder erklären lassen, ist die hier vorliegende Version makellos. Selbst Szenen, die durch jahrelangen Zerfall beinahe als verloren galten, wurden hier Dank sensibel eingesetzter digitaler Manipulation in ihren Originalzustand zurückversetzt. Das Bild besitzt eine reiche Graupalette, welche die viel zu kontrastreich tiefschwarz/grellweißen Versionen früherer Tage weit hinter sich lässt. Die neu produzierten Texttafeln fügen sich angenehm in den Film ein.

Ton:
Der Film wird begleitet von der vom Rundfunkorchester Saarbrücken neu eingespielten Originalmusik Gottfried Huppertz’ in 5.1 Surround und Stereo. Beide Tonspuren klingen kristallklar und geben den Score ohne viel Surround-Schnickschnack wider.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in deutsch, englisch, französisch, spanisch und italienisch.

Extras:
Ein hervorragender Audiokommentar von Enno Patalas ist das bedeutendste Bonus Feature. Der Fall Metropolis beleuchtet in einer Dreiviertelstunde die Entstehungsgeschichte des Films und Martin Koerber präsentiert ein 10-minütiges Feature zur Restauration des Klassikers. Darüber hinaus gibt’s Biographien zu Stab und Besetzung und eine umfangreiche Photogallerie. Besonders lobend möchte ich die Tatsache erwähnen, dass das gesamte Bonusmaterial auch englisch synchronisiert bzw. untertitelt auf dem DVD-Set zu finden ist. Besonders cool für all diejenigen, die auch des Deutschen nicht mächtige Freunde in den Genuss des Films kommen lassen möchten.

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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend (aber viel schwerer Pathos!)
Bild: Hervorragend (1.33:1 Full Screen)
Ton: Hervorragend (DD 5.1; stereo)
Extras: Sehr gut (Audiokommentar von Enno Patalas, Dokumentationen zu Film & Restaurierung, Fotogallerien u.v.m.)