Freitag, 6. Mai 2016

Podcast #167: Es geschah am hellichten Tag (CH/BRD/ESP 1958) & Die Zärtlichkeit der Wölfe (BRD 1973)

Das Who is Who des deutschen Kinos vergangener Jahrzehnte hat sich versammelt, um in Form zweier Serienmörder-Klassiker zu zeigen, wie verrucht und verkommen unsere Elterngeneration wirklich war. Zumindest die hier eindrucksvoll präsentierten Exemplare dieser Gattung und Ära. Heinz Rühmann darf rauchen und fluchen, Gert Fröbe kasperln und morden, und Kurt Raab bereitet gemeinsam mit der Fassbinder-Clique verdammt gute Sülze zu. Tatort: Schweiz, Kanton Graubünden, in Es geschah am hellichten Tag (1958). Und Deutschland, irgendwo im Ruhrpott, in Die Zärtlichkeit der Wölfe (1973). Wir wünschen delikates Hörvergnügen.

Lob, Kritik und Filmwünsche bitte an patrick[at]bahnhofskino.com.

Timecodes:
  • 00:00:45 - 00:07:45 Intro und Filmtipp Remake, Remix, Ripoff - Über Kopierpraxis und das türkische Pop-Kino (Cem Kaya, 2014)
  • 00:07:45 - 00:48:10 Rezension Es geschah am hellichten Tag (Ladislao Vajda, 1958)
  • 00:48:10 - 01:24:20 (Ende) Rezension Die Zärtlichkeit der Wölfe (Ulli Lommel, 1973)


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4 Kommentare:

  1. Hey ihr beiden,
    ich bin ja in einem extrem behüteten Haushalt aufgewachsen.
    Im Comicbereich (vielleicht interessant für Daniel) war z.B. Leutnant Blueberry verboten, weil zu grausam und realistisch in Handlung und Form.
    Im TV gabs für mich als Kind nur Kinderfernsehen, Augsburger Puppenkiste, Sesamstrasse und so was.
    Das wache Auge auf was ich schauen durfte war meine Oma, und sie war ein großer Heinz Rühmann-Fan, den sie allerdings nur aus Komödien kannte. Oma erlaubte also die Sichtung und pennte wie immer bei der Tagesschau ein, so daß zu meinem Jugendtrauma Tür und Tor offen standen…

    Gert Fröbe war in meiner Jugend der schrecklichste Mensch auf der ganzen Welt.

    Im TV läuft der Film mittlerweile relativ oft wieder.
    Als ich ihn mit "lowered expectations" im Morgenprogramm nach Jahren wiedergesehen hatte war ich geplättet - ich wollte mir einen Kaffee machen, dauert 5 Minuten, aber ich fand die Zeit nicht !!!
    Der Streifen hat einen Flow, der einen nicht weggucken lässt. Das ist so selten, finde ich.

    Das ihr das Ende so sehr mögt finde ich seltsam, das ist der einzige Schwachpunkt in einem deutschen Ausnahmefilm, und auch von Dürrenmatt so nicht gewollt, aber dem Zeitgeist geschuldet, denke ich mal.
    Aber schlimmeres hätte ich auch nicht gut gefunden :)

    Grüße,
    Gormenghast

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    1. Die grundsätzliche Botschaft des Endes (Das/der Gute gewinnt, das/der Böse beißt ins Gras, das Mädchen bleibt unversehrt) ist natürlich arg konventionell. Aber die Art und Weise der Inszenierung ist es nicht. Das wortlose Aufeinandertreffen, der Aufschrei Schrotts, die falsche Fährte mit Gritli, das tragische 'Happy Ending' mit dem blutenden Arm in der Kasperlpuppe - ich finde, das ist schon großes Kino. Aber ich verstehe sowohl deine Kritik als auch die Tatsache, dass Dürrenmatt damit unglücklich war. Letztendlich macht für mich die bitterböse Pointe, dass es am Ende trotz guten Ausgangs gefühlt nur Verlierer gibt (das Mädchen ist gerettet - aber zu welchem Preis?), das Finale zu etwas Besonderem.

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  2. Daß der Film ganz großes Kino ist, da sind wir wir uns ja einig. Gerade deutsche Filme aufzuzählen, die intelligent und spannend, handwerklich solide und zeitlos sind fällt mir nicht leicht :(

    Aber das Hauptthema des Films ist doch folgendes: wie weit darf man als Vertreter des "Guten" gehen, um Gerechtigkeit zu erlangen? Wie weit heiligen die Mittel dem Zweck?
    Hier geht der Herr Kommissär eindeutig zu weit, sagt er nicht irgendwann sogar den miesen Satz: "Kindchen, warum hockst du im Haus rum, spiel doch draußen an der Strasse, ich habe dir doch so einen schönen Spielplatz gebaut."
    Damit wollte Dürrenmatt den Heinz nicht davonkommen lassen, hatte ein düstereres Ende geplant, und war von diesem hier recht gefrustet.
    Und auch für mich wirkt das alles zu überhastet, als wäre das Filmmaterial ausgegangen, oder als gäbe es kein Drehbuch mehr. Du beschreibst ja im Podcast sehr schön, warum dir gerade das knappe, dialoglose Ende dir so gefällt, aber für mich hätte es ein wenig mehr sein dürfen. Für so eine miese Nummer kommt mir Rühmann mit einem Streifschuss und der Verachtung seiner Angestellten zu glimpflich weg.
    Schade daß es damals noch nicht sowas wie Directors Cuts oder alternative Enden gab. So wie bei BLADE RUNNER wünschte ich mir hier den ultimativen Dürrenmatt-Schnitt - ich bin mir sicher, den würdest du auch mögen ;)

    P.S:
    Gritli Moser ist übrigens das ermordete Mädchen, das das Igelbild gemalt hat. Das Lockvogelmädchen heißt glaube ich Annemarie…

    Grüße
    Gormenghast

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    1. Gut argumentiert - aber meine Wahrnehmung weicht da ein wenig von deiner ab. Für mich fühlte es sich immer so an, als würde sich Matthäi am Tag nach den Ereignissen des Films eine Kugel verpassen. Er wirkt so depressiv-verzweifelt-reumütig. Aber wie gesagt, ich verstehe deinen Standpunkt bzw Wahrnehmung vollkommen.

      Und Danke für den Hinweis mit Gritli. Du hast natürlich Recht.

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