Montag, 26. November 2012

The Stabilizer (IN 1984) - zuckersüßes Actionkino aus Indonesien

Erschöpft von einer harten Woche? Zoff mit der oder dem Liebsten? Keine Lust, den besten Freund anzurufen und wieder mal so richtig einen drauf zu machen? Oder wurde gar dein Vater von einer Drogendealerbande unter Beihilfe des indonesischen Mr. T entführt?

Keine Sorge. Peter Goldson hilft, das ins Ungleichgewicht geratene Gefüge dieser Welt wieder gerade zu rücken. Denn er ist...


Wandschmuck im Schlafzimmer des "Stabilizers" und seiner (toten) Verlobten.

Wieder mal haben wir den besten Film der Welt vor uns liegen. The Stabilizer hat alles, was man sich von einem Actionthriller wünscht: einen charismatischen Helden, den sympathischen Buddy mit Hang zu dummdreisten Sprüchen, eine Handvoll sexy Ladies, Knarren, Autos, Explosionen, und natürlich einen adäquat moralisch verrohten Oberbösewicht in der Form von Greg Rainmaker.


Mister Rainmaker weiß, was die Ladies lieben.
Ein Bösewicht segnet das Zeitliche - in diesem Fall mit Zuhilfenahme des Sägeblatts eines Rasenkantenmähers. Autsch!

 Der Plot ist so simpel wie effektiv: der US-Geheimagent Peter Goldson (Peter O'Brien) und seine Partnerin Sylvia Nash (Gillie Beanz) reisen nach Jakarta, um dort dem Drogenbaron Greg Rainmaker (Craig Gavin) und seinem Kartell The Golden Triangle in die Kokainsuppe zu spucken. Dabei steht ihnen Goldsons alter Freund, Kuperstecher und Kollege Johnny (Harry Capri) zur Seite. Ausreichend Gelegenheit für Goldson aka "The Stabilizer", sein Faible für tief geschnittene Shirts, junge Damen und scharfe Waffen unter Beweis zu stellen.

Die Bad Guys erkennt man stets problemlos an ihren güldenen Ohrringen...
...und die Good Guys schnell an ihren stets adretten Outfits.

The Stabilizer ist Heavy Action der ganzen harten Sorte. Schon wenige Sekunden nach Beginn des Films werden Fensterscheiben, Tische und allerlei technisches Gerät platt gemacht. Ein paar Tränen der ihres Vaters beraubten Tochter (Dana Christina) und ein brennendes Haus später landet auch schon unser Held auf indonesischem Terrain, nur um Minuten später ein Dutzend Autos und Obststände in ihre Einzelteile zu zerlegen. Und da Goldson eben ein Superagent ist, dauert es auch nicht lange, bis er und Johnny in die Hände einer Karte gelangen, die ihnen schnurstracks den Weg ins Schurkenhauptquartier weist, in welchem der entführte Professor Provost (Kaharudin Syha) gefoltert wird.

"Ha, die Karte. Jetzt haben wir haben sie!"
Wer so lustvoll an seinem Gummiknüppel spielt, vor dem sollte man sich besser in Acht nehmen.

Wir werden mehrfach Zeuge davon, wie schnell Knie brechen, wenn Greg Rainmaker mit seinen Zehn-Kilo-Nagelschuhen dagegen tritt. Zudem lernen wir wichtige Lektionen über indonesische Behausungen, die nur vermeintlich aussehen wie aus Ziegel und Mörtel gebaut, aber wie ein Kartenhaus zusammen fallen wenn man mit der Enduro gegen eine Wand rast. Nicht zuletzt erfahren wir einiges über landestypische Freizeitbeschäftigungen wie das Verspeisen lebender Echsen und amüsantes Dinner-Entertainment in Form von Artisten mit Hang zur Selbstverstümmelung.

Als ignoranter Europäer will ich ja nicht vorschnell urteilen, aber---
...und das hier sieht auch nicht gerade nach dem aus, was ich so sehen will während ich mein Schnitzel à la Jakarta verspeise.

Um endlich mal zum Punkt zu kommen: The Stabilizer ist ein wunderbares Action-B-Movie mit dem Herz am richtigen Fleck. Man spürt jedem Meter Film an, dass die Filmemacher (produced by the Punjabi Brothers!) alle spärlichen Ressourcen in diese 90 Minuten-Granate gekippt haben, die ihnen zur Verfügung standen. Zwar weicht der Irrsinn der ersten halben Stunde des Films, die uns in herrlich knackig-abstrusen Rückblenden die Hintergrundgeschichte von Goldson und Rainmaker nahe bringt, irgendwann einem eher konventionellen Actionplot, doch das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Wer unprätentiöses, im besten Sinne geisteskrankes Low-Budgetkino mag, der wird The Stabilizer lieben. Ich würde soweit gehen und sagen, der Regisseur mit dem schönen Namen Arizal ist der indonesische Andy Sidaris - ein echter Meister seines Fachs.

Ein Leitmotiv des Films ist der Hang aller Mitwirkenden zu Lederjackets und Netzhemden.
Und zum Schluss eine kleine Preisfrage (ohne Preis): was zeigt uns diese - von mir in keiner Form manipulierte - Kameraeinstellung?

P.S.: Psssst, diesen und viele andere in den USA von Troma vertriebene B-, C- und Z-Movies gibt es derzeit gratis im Tromachannel auf YouTube ...und natürlich in wesentlich attraktiverer Qualität als #40 in der DVD Trash Collection aus dem Hause CMV.


6 Kommentare:

  1. Grandios. Ich vermute übrigens das auf dem Foto eben nicht "Der Offensichtlichste" abgebildet ist, sondern eher ein Stück von Rücken und Arm:eine Nahaufnahme des Achselhöhlenendes.
    Klingt auf jeden Fall nach epochalen Actionkino.
    Kennst du eigentlich noch THE LAST BLOOD...?
    Auch so ein Kracher vor dem Herren.
    Letzte Woche habe ich AGENT 003 1/2 gesehen der im Original (aufgrund der Tatsache das unser Geheimagent von einem Kleinwüchsigen gespielt wird)ganz genial den Titel
    FOR Y´'UR HEIGHT ONLY trägt. Ganz "Großes" Kino!

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    1. Ja, definitiv eine Reise Wert. Ich habe mich bemüht, möglichst wenig von dem Irrsinn in The Stabilizer preiszugeben, um geneigten Genrekino-Freunden nicht den Spaß am eigenen Entdecken zu verderben. Glaub mir, er enthält Dutzende Momente und Dialoge, in denen dir die Brocken vor Entzückung aus dem Gesicht kullern werden.

      The Last Blood... meinst du den Margheriti-Streifen? Ist mir leider bisher nicht begegnet in meinem schattigen Dasein, aber ich werde die Augen offen halten. Und der zwergige Agentenfilm ist vorgemerkt, schon aufgrund des englischen Titels.

      Gruß vom Lohmi

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    2. Ach so, und das mit der Achselhöhle ist 100% korrekt.

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    3. Seltsamerweise ist der von mir genannte THE LAST BLOOD auch unter HARD BOILED II bekannt (natürlich hat er mit dem bis auf die irrsinnige Action nichts am Hut). Hatte den damals als VHS von Astro Video. Als bekennender HK-Gourmet müsstest du ihn jetzt eigentlich kennen.

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    4. Hard Boiled 2 ist mir bekannt, allerdings nicht unter dem o.g. Titel. Ich dachte, du meinst den hier http://www.imdb.com/title/tt0086459/ << dessen englischer Titel ist auch The Last Blood. Aber das ist eben wie bei all den Streifen mit Blood, Force, Maximum, Extreme, Impact und Justice im Titel... da kommt man schnell durcheinander bzw. gibt's die gleich doppelt und dreifach ;)

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  2. Ach ja:
    http://www.lovehkfilm.com/reviews_2/last_blood.htm

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