Ich mag Van Damme. Ich mag ihn so sehr, dass er bereits in der zweiten Ausgabe unseres Podcast mit einem seiner
berüchtigsten Filme einen wohl verdienten Auftritt hatte. Meine Leidenschaft für
Bloodsport mag nicht so groß sein wie für einige der nachfolgend genannten Streifen, aber für nacktes, hartes Action-Entertainment ohne den Anspruch, große Kinokunst zu sein, ist der agile Belgier auf jeden Fall meistens gut.
Im ersten Teil meines kleinen JCVD Double-Features möchte ich euch von seinem besten Film erzählen. Spitzt die Ohren!
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JCVD guckt böse und leicht irritiert. Quelle: Universal |
Es gibt so manches Schätzchen in Van Dammes Filmographie, welches berechtigterweise Anspruch auf die Auszeichnung als absolutes Highlight im Oeuvre der
Muscles from Brussels erheben könnte:
Cyborg (1989) von DTV-Auteur Albert Pyun beispielsweise; oder
Sudden Death (1995) - mit Sicherheit einer der unterhaltsamsten
Stirb langsam-Klone, die bis Mitte der 90er Jahre die Kinoleinwände fluteten;
JCVD (2008), in dem er seinen eigenen Mythos demontierte - für meinen Geschmack allerdings einen Hauch zu selbstverliebt; und nicht zuletzt
Universal Soldier: Regeneration (2009), der beste Direct-to-Video Actionkracher des vergangenen Jahrzehnts.
Unantastbar an erster Stelle ist und bleibt für mich aber
Hard Target (1993). John Woos US-Regiedebüt wurde bei Erscheinen überwiegend müde belächelt als schlichtes B-Movie mit realitätsfernen Actionszenen. Der Hauptdarsteller mit extravagantem Haarschnitt und dickem französischen Akzent entsprach zudem so gar nicht dem Bild, dass Kinogänger von einem muskelbepacktem Haudegen aus den Südstaaten haben.
Doch
Hard Target hat sooo viel zu bieten, es ist beinahe beschämend:
1. Chance Boudreaux (Van Damme) ist ein dermaßen harter Hund, dass er Klapperschlangen elegant mit seinen Patschehändchen bezwingt und abschließend durch einen gezielten Biss tötet. Um seine Gegner möglichst effizient abzuknallen, schreckt er auch vom Surfen auf einem Motorrad nicht zurück (ein Gag, den John Woo einige Jahre später im
Mission: Impossible-Sequel mit Tom Cruise wiederholen würde. Da war er allerdings in seiner Hollywood-Karriere soweit vorangekommen, dass alle den Gag plötzlich ganz toll und so gar nicht mehr albern fanden). Wenn Boudreaux schießt, explodieren nicht nur die Bad Guys bzw. deren mit Farbbeuteln prall gefüllte Jackets, sondern auch noch gleich jede brennende Mülltonne und Pappmaché-Wand in unmittelbarer Umgebung). Und selbst Action-Grandpa Wilford Brimley wird eiskalt nach ein paar Schüssen ins Knie exekutiert. Autsch!
Hard Target ist so bockhart, gnadenlos und John Woos Inszenierung dabei so theatralisch-pompös und prall gefüllt mit atemberaubend unverzichtbar-überflüssigen Explosionen in Zeitlupe, dass es einfach nur Spaß macht.
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Lance Henriksen und Arnold Vosloo gucken einfach nur böse. Quelle: Universal |
2. Der von Richard Connells Short Story
Graf Zaroff - Genie des Bösen (
The Most Dangerous Game) entliehene Plot ist ein Garant für grundsolide Thrillerspannung: ein Unschuldiger Mann wird aus Spaß und sportlichem Antrieb heraus gejagt. Gut und Böse sind klar definiert - hier das vermeintlich hilflose und getriebene Opfer, dort die aristokratischen, zynischen Bad Guys - und los geht's! Es überrascht nicht, dass Connells spannende Geschichte über eine Großwildjagd auf Menschen schon unzählige Male mehr oder weniger erfolgreich adaptiert wurde. Zu erwähnen sind auf jeden Fall die 1932er Verfilmung von Ernest B. Schoedsack, der ein Jahr später gemeinsam mit Merian C. Cooper und
King Kong (1933) Kinogeschichte schreiben sollte. Außerdem möchte ich eine Lanze brechen für Ice-T, der von Rutger Hauer in
Surviving the Game (1994) gejagt um sein Leben rennt. Ein überdurchschnittlich guter B-Actionthriller, für den man sich ebenfalls die Mühe machen sollte, die Videothek seines Vertrauens zu besuchen.
3. Die Darsteller: erwähnte ich bereits, wie verdammt nochmal
fucking bad-ass Jean-Claude Van Damme in diesem Film ist? Okay. Und dass der Meister Eder der Südstaaten, Wilford Brimley, auch im Boot sitzt? Ja? Dann bleibt mir nur noch der dezente Hinweis auf drei weitere Veteranen des gepflegten B-Movies - den
Darkman Arnold Vosloo als fieser Henchman Pik van Cleef (nur einer von vielen tollen Namen in
Hard Target). Außerdem adelt Ted Raimi den Film mit einem Kurzauftritt. Wenig verwunderlich, ist doch sein Bruder,
Tanz der Teufel-Regisseur und späterer Superstar-Filmemacher Sam Raimi, einer der Produzenten des Films. Last but certainly not least: Lance Henriksen als Oberbaddie Emil Fouchon. Henriksen ist in meinen Augen einer der ganz selten anzutreffenden Schauspieler, der allein durch seine Präsenz darin
jeden Film besser macht. Ohnehin gute Filme wie Camerons
Aliens (1986) oder Bigelows
Near Dark - Nacht hat ihren Preis (1987) macht er zu Meisterwerken.
Pumpkinhead (1988) ist nicht zuletzt durch seine Präsenz ein kleiner, großer Klassiker des modernen Monsterkinos. Selbst unterdurchschnittliche Formelfilme wie
Nightmares (1983),
Mindripper (
The Outpost, 1995) werden durch sein eingefallenes Knautschgesicht und lakonische Art um ein Vielfaches besser und sind - in einigen Fällen - nur durch ihn überhaupt zu ertragen. Wäre ich gläubig, würde ich Henriksen als schauspielerndes Gottesgeschenk für das US-Genrekino bezeichnen. Ach was, ich tue es auch so: Lance, du bist der Heiland ohne Heiligenschein. Amen!
Abschließend ein warnender Hinweis und Tipp: von
Hard Target existieren zwei Fassungen - die für ein R-Rating stark gekürzte Kinoversion sowie ein ungekürzter
Director's Cut, den es in Großbritannien auf VHS sowie einer mittelmäßigen DVD gibt. Letztere Schnittfassung empfehle ich natürlich und hoffe auf eine ansprechende und vor allem hochauflösende Veröffentlichung in naher Zukunft.
Nächstes Mal in diesem Blog: Van Dammes Karriere-Tiefpunkt... stay tuned!