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Donnerstag, 15. Dezember 2005

Weihnachten naht... und Peter Jacksons King Kong (2005) rettet meinen Glauben an den Hollywood-Blockbuster

Ich sitze gerade an den letzten Zeilen meines Reviews zur neuen R1 Special Edition von King Kong (1933). Der gestrige Kinobesuch von Peter Jacksons Remake gab mir dann doch genug Antrieb, auch meinen Senf zum vielgeliebten und -rezensierten Original zu geben. Morgen oder Samstag dürfte mein kritischer Erguß dann auf diesen Seiten zu finden sein.



Jacksons Kong fällt es erwartungsgemäß sehr schwer, mit Coopers und Schoedsacks Original zu konkurrieren. Im heutigen Zeitalter von CGI ist eben visuell fast alles möglich und unsere verwöhnten Äuglein so mittlerweile an spektakuläre Bilder gewöhnt. Glücklicherweise beherrscht der vom Hobbit zum kraushaarigen Ringo Starr-Verschnitt abgespeckte Regisseur die Kunst des Spezialeffektkinos meisterhaft. Der neue Kong ist seine bisher rundeste Kreation, sogar noch ein bisschen überzeugender als der schon nahezu perfekt umgesetzte Gollum im zweiten und dritten Teil der Herr der Ringe-Trilogie (2001-2003). Das Gerangel des Riesenaffen mit einem T-Rex-Trio(!!!) wirkt ebenso realistisch und mitreißend wie die subtileren Momente zwischen Naomi Watts und Kongs finaler Exitus auf der Spitze des Empire State Buildungs. Dass Jacksons WETA-Team mit Hilfe von Kollege Computer und ausgefeilten Miniaturen einen überzeugenden Dschungel samt Urzeitviechern aus dem Boden stampfen könnte, daran hatte ich nach deren Ausflug nach Mittelerde keine Zweifel. Das wahre Meisterstück jedoch ist die Rekonstruktion des New Yorks der 30er Jahre, ein photorealistisch und im Wechsel liebevoll und dramatisch von digitalen Kameras umkreistes Gesamtkunstwerk. Bravo!


Dass das Drehbuch weniger ausgereift ist als man es von Regisseur gewohnt ist, ist dank atemberaubender Nonstop-Action und ausgezeichneter Darsteller zu verkraften. Natürlich dürfen einige klassische One-liner nicht fehlen ("It was beauty that killed the beast"), doch das Gros der Dialoge basiert auf Philippa Boyens', Fran Walshs und Jacksons eigenem Drehbuch nach der 33er Vorlage von Cooper und Edgar Wallace. Watts, Jack Black, old Newcomer Jamie Bell (Billy Elliot) und natürlich Andy Serkis schlagen sich hervorragend, nur Adrien Brody wirkt als triefäugiger Actionheld deplaziert. Zwar verstehe ich die Motive des Autorenteams, Jack Driscoll vom raubeinigen Captain zum sensiblen Autoren zu updaten (Immerhin haben wir 2005 und vor Machismo triefende Actionhelden sind schon lange out!), doch führt dies zu mehr als unglaubwürdigen Momenten, wenn unser netter Geek zur Halbzeit des Films in einen athletischen Kämpfer und schlußendlich strahlenden Helden mutiert. Ein Wandel, der in Cronenbergs Die Fliege (1986) gerechtfertig war, hier aber bei mir nur Stirnrunzeln auslöste.

Nichtsdestotrotz: Die Neuauflage King Kongs ist der beste Hollywood-Blockbuster dieses Jahres. Der unanfechtbare Beweis, dass man auch im Zeitalter Michael Bays, Rob Cohens und Jerry Bruckheimers noch spektakuläre Geschichten erzählen kann, ohne Plot und Charaktere dem lauten Getöse zum Fraß vorzuwerfen. Und das ist schon mal so einiges wert!


P.S.:
Fans des Originals dürfen sich auf ein Vielzahl von Anspielungen auf Coopers und Schoedsacks King Kong freuen. Und wer wissen will, was aus dem "Sumatran Rat Monkey" aus Jacksons Braindead (1992) geworden ist, der sollte ebenfalls die Augen offen halten.

Sonntag, 11. Dezember 2005

Danger: Diabolik (I/F 1968) - Review [R1]

Mit John Phillip Law, Marisa Mell, Michel Piccoli, Adolfo Celi, Terry Thomas u.a.
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Antonio Rinaldi
Produktion: Dino De Laurentiis, Bruno Todin
Buch: Mario Bava, Brian Degas, Tudor Gates, nach Diabolik von Angela und Luciana Giussani
Regie: Mario Bava



Mario Bavas Ausflug in die Welt der Comics ist ein immens vergnügliches Juwel des europäischen Films der 60er Jahre. Erstmals veröffentlicht wenige Jahre nach dem Erfolg der französischen Fantomas-Verfilmungen und kurz nach dem Start der verkitscht-albernen Batman-Fernsehserie mit Adam West, markiert Danger: Diabolik zusammen mit dem fast gleichzeitig erschienenen Barbarella (1968) den Höhepunkt des Comicfilm-Booms dieser Ära. Basierend auf den damals (und bis heute) in Italien sehr populären Fumetti von Angela und Luciana Giussani inszeniert der Maestro des Horrors einen herrlich überdrehten Trip in eine Welt voller größenwahnsinniger Schurken, trotteliger Polizisten und sexy Damen.

John Phillip Law spielt Diabolik, einen genialen Meisterdieb, der sich ebenso wie viele Bond-Bösewichter nicht mit Kleinigkeiten wie Handtaschenraub und simplen Banküberfällen zufrieden gibt, sondern die Herausforderung sucht. In der Eröffnungsszene sehen wir ihn beim Raub des (wie eine Figur am Rande kurz zuvor betont) "größten Barvermögens, das jemals auf öffentlichen Straßen transportiert wurde". Doch dies dient nur als Appetizer für Diaboliks spätere Coups, die an Finesse, Dramatik und Actiongehalt stetig zunehmen. Böse Zungen würden behaupten, seine Geliebte und Komplizin Eva (Marisa Mell) sei es, die ihn dazu antreibt, sein Leben wieder und wieder für Unmegen an Barem und Juwelen auf's Spiel zu setzen. Geld scheint das ultimative Aphrodisiakum in dieser Beziehung zu sein, der erst in den letzten, tragikomischen Momenten des Films eine gewisse Ernsthaftigkeit zuteil wird.

Alle Coups des zum Helden stilisierten Kriminellen bereits hier zu nennen wäre dem erstmaligen Sehgenuss dieses Streifens sicher nicht zuträglich. Der materielle Schaden, den Diaboliks Gegener erleiden müssen (ganz zu schweigen von mutmaßlich tausenden Menschenleben, die in einer kurzen, wahrhaft diabolischen Sequenz ausgelöscht werden), ist jedenfalls enorm und nur der Charme der Charaktere und Hauptdarsteller hält uns davon ab, Eva und Diabolik nicht als kaltblütige Terroristen sondern als sympathische Antihelden zu akzeptieren. John Phillip Law bietet als titelgebender Held eine starke darstellerische Leistung indem er seine Gestik und Mimik während seiner zahlreichen Streifzüge ins comichafte überhöht und in den ruhigeren Momenten des Films kalt, beinahe stoisch wirkt. Die kühle Fassade Laws schmilzt allein in den romantischen Momenten mit Marisa Mell dahin, die bis zur Halbzeit des Films größtenteils als erotische Staffage dient und erst später aktiver in die Handlung eingreift. Ihre einfallsreich gestalteten Kostümchen enthüllen jedenfalls mehr als sie verbergen und Mell trägt sie mit würdevoller Laszivität zur Schau. Eine vielschichtigere Charakterisierung unserer Protagonisten wäre in einem Spektakel wie Danger: Diabolik auch wirklich fehl am Platz.


Technisch versiert von Mario Bava (der auch am Drehbuch mitschrieb) in Szene gesetzt bietet Danger: Diabolik einen Vorgeschmack auf die überbordende Comic-Ästhetik Barbarellas und Mike Hodges' Flash Gordon. Man tut diesem actiongeladenen und mit wunderschönen Matte Paintings und einigen weniger wunderschönen Rückprojektionen geadelten Werk beinahe Unrecht, wenn man sein Budget von nur $400.000 herbeizitiert. Tatsächlich sieht man dem Film in fast keinem Augenblick die sparsame Hand Bavas an, der in den Jahren vor Danger: Diabolik bereits zahlreiche Horrorfilme mit einem Bruchteil dieses Betrags vollendet hatte. Neben Spezialeffekten, Verfolgungsjagden per Auto, Zug und Helikopter bleibt ihm aber immer noch Zeit für den ein oder anderen klassischen Bava-Moment, so z.B. als er eine denkwürdige Nahaufnahme von Christopher Lees nach seiner Geliebten greifenden Hände in La Frusta e il Corpo beinahe eins zu eins wiederverwendet. Die Beteiligung Ennio Morricones kam durch den einflußreichen Produzenten Dino De Laurentiis zustande und sein Score verleiht dem Film eben den finalen Touch Grandezza, der Danger: Diabolik aus der Obskurität hervorhebt und ihn hoffentlich bald so populär macht, wie es ihm zusteht. Die leichtfüßig-verspielten Melodien verlocken zum Mitsummen. Und der Titelsong Deep Deep Down dürfte jedem, der den Film gesehen hat, noch für viele Wochen in den Gehörgängen nachklingen.



Bild:Das Bild wurde zwar nicht restauriert, die vorhandenen Filmelemente liegen aber in bestmöglicher Qualität vor. Einige Einstellungen mit Spezialeffekten weisen starke Verunreinigungen auf, für einen Film dieses Alters ist die Videoqualität insgesamt jedoch erstaunlich gut und der DVD-Transfer nahezu perfekt.

Ton:
Die hier vorliegende englische Tonspur in mono 2.0 wird zwar keinen Surroundfetischisten vom Hocker reißen, bietet aber adäquate akkustische Begleitung für einen Film dieses Alters. Die Synchronisation ist weitestgehend gelungen und erspart sich krampfhaft witzige comic voices für die Nebendarsteller, wie sie offensichtlich bei der Erstveröffentlichung Verwendung fanden. Da sich die Hauptdarsteller selbst synchronisierten ist auch die Nichteinschließung des italienischen Soundtracks verzeihlich.

Extras:
Der Audiokommentar mit Hauptdarsteller John Phillip Law und Bava-Experte Tim Lucas ist amüsant und hält gekonnt Balance zwischen dem Erzählen von Anekdoten und der Vermittlung technischen Know-Hows. Die sehr amüsante und informative Doku From Fumetti to Film erzählt mit Hilfe von Comic-Historikern und prominenter Fans die Entstehungsgeschichte Diaboliks und enthält sogar Interviews mit Produzent De Laurentiis und Ennio Morricone. Der Kinotrailer verrät wieder mal viel zu viel über den Plot und das von Danger: Diabolik inspirierte Musikvideo Body Movin' der Beastie Boys (mit optionalem AK von Adam Yauch) rundet ein liebvoll zusammengestelltes Set an Extras ab. Ein Bravo! an Paramount für diese vorbildliche DVD-Umsetzung.



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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend
Bild: Sehr gut (1.85:1 anamorphic widescreen)
Ton: Sehr gut (Englisch DD 2.0 mono)
Extras: Sehr gut (Audiokommentar von John Phillip Law und Tim Lucas, Dokumentation, Kinotrailer, Musikvideo)

Donnerstag, 3. November 2005

Singin' in the Rain (USA 1952) - Review [R2]

Mit Gene Kelly, Debbie Reynolds, Donald O’Connor, Jean Hagen und Cyd Charisse
Musik: Arthur Freed (Texte) & Nacio Herb Brown (Orchestrierung)
Buch: Adolph Green & Betty Comden
Produktion: Arthur Freed
Regie: Stanley Donen und Gene Kelly


Warum nicht auch mal auf einen älteren Titel aus meiner DVD-Bibliothek hinweisen? Um’s kurz zu machen: Singin' in the Rain, in Deutschland auch bekannt als Du sollst mein Glücksstern sein, ist das wohl beste MGM-Musical aller Zeiten. Die drei Hauptdarsteller leisten geradezu Außerordentliches und die Musik- und Tanzeinlagen sind ausnahmslos perfekt geschrieben und inszeniert. Dies alles wird auf Warners 2002 erschienener Doppel-DVD präsentiert in perfekt restaurierten Technicolor-Farben, kristallklarem Sound und inklusive einer Auswahl exzellenten Bonusmaterials. Meine Empfehlung: Kaufen!

Ende der Rezension.



„Aber Musicals sind Kinderkram!“

Wenn du Gene Kelly auch nur einmal dabei betrachten durftest, wie er sich leidenschaftlich an die katzengleiche Cyd Charisse heranschmiegt und beide in der wohl spektakulärsten Musicalnummer des Films ein erotisches Feuerwerk entfachen (Ja, richtig gehört: e-ro-tisch), wird Singin' in the Rain sogleich den Platz deiner Emanuelle in Bangkok-DVD im Wandregal einnehmen.

Solltest du dich aber eher von einem mädchenhaften Charme begeistern lassen, so vergiss einfach das Männer verschlingende Raubtier Charisse und wende dein Augenmerk Debbie Reynolds zu. Dieses schelmische Leuchten in den Augen. Diese Leichtfüßigkeit. Diese zerbrechliche Schönheit. Hey, nicht umsonst sind dieser Frau Gene Kelly (beruflich) und Tony Curtis (im Privaten) erlegen.

Und noch etwas zum Thema „Kinderkram“: Singin' in the Rain ist in seiner Darstellung Hollywoods der 20er Jahre ausgesprochen detailliert und pointiert. Zwar ist der Film auch als leichte Komödienkost zu genießen, doch bieten sich für den Cineasten zahlreiche Gelegenheiten, Insiderwitze über hilflose Schauspieler, cholerische Regisseure und Produzenten, und die Oberflächlichkeit der Klatschpresse ausfindig zu machen. Darüber hinaus bietet die Tatsache, dass die Handlung in der Zeit des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm angesiedelt ist, die Möglichkeit, so einiges über den Aufruhr und die resultierenden Problematiken zu lernen, die der Einmarsch des Jazz Singers im Hollywood des Jahres 1927 verursachte.



„Pffffft… Ich bin nicht überzeugt. Bin doch kein Cineast (igitt!) oder so was. Und diese ach-so-subtile Erotik ist doch eher was für Mädels.“

Hast du dich jemals gefragt, warum der DTS-Sound der neuesten Herr der Ringe-Box deine Angebetete kalt lässt? Oder hat sich jemals das Objekt deiner Begierde vom perfekten Digitaltransfer von Rache der Sith beeindruckt gezeigt? Oder hat sie etwa große Augen gemacht, als sie einen Blick auf deine tolle Hellraiser-Puzzlebox geworfen hat?

Wahrscheinlich nicht.

Wie würde sich im Kontrast dazu ein Abend mit der Angebeteten, einer Flasche guten Rotweins und einer Privatvorführung von Singin’ in the Rain bei Kerzenschein entwickeln? Gemeinsames Lachen über die Eskapaden des dynamischen Duos Kelly/O’Connor (zur Lockerung der Atmosphäre), gefolgt vom gemeinsamen Bangen um das amouröse Schicksal dieser Traumpaarung (Sie: „Wird für die beiden wohl alles gut enden? Wie spannend! Darf ich deine Hand halten?“), und schließlich… na ja, wie der Film und der Abend mit der Traumfrau ausgeht, das musst du selbst abwarten. *räusperHappyEndingräusper*

Die Briefmarkensammlung war gestern.



„Also gut, Mädels mit Musicals anzubaggern habe ich nicht nötig. Und was hat so ein Film außer ein paar Tanznummern schon für mich zu bieten?“

Wie wäre es mit Humor? Die größte Stärke des Films – neben seinen perfekt choreographierten Tanz- und Gesangseinlagen – ist der unglaubliche Wortwitz. Die anfänglichen Verbalgefechte zwischen Kelly und Reynolds können es mühelos mit den besten Momenten einer Howard Hawks- oder Billy Wilder-Produktion aufnehmen. Jean Hagen glänzt als Stummfilm-Star, deren Mangel an Intelligenz und einer halbwegs erträglichen Stimme für andauernde Streitigkeiten mit ihrem Regisseur und Amüsement des Zuschauers sorgt. („Into the bush!“) Und diverse Seitenhiebe auf das Leben der Reichen und Schönen in Hollywood wirken auch heute noch so frisch wie vor über 50 Jahren.

Und wenn dir alleiniger Wortwitz nicht reicht, so verweise ich abschließend auf Donald O’Connor. Kellys Sidekick ist ein wandelnder Spezialeffekt, der in Singin' in the Rain mit „Make ’em laugh“ die wohl körperlich herausforderndste Musicaldarbietung leistet. O’Connor spielt Klavier, tanzt, wird niedergeschlagen, prügelt sich mit einem Stoff-Mannequin, läuft Wände hinauf, schlägt Salti und durchbricht schließlich die Studiowand, nur um sich schon Sekunden später strahlend vor dem (imaginären) Publikum mit einem Kniefall zu bedanken. Ach ja, singen und grimassieren tut er noch dazu. All dies geschieht dermaßen leichtfertig als hätte er sich die besten Gene Chico, Harpo und Groucho Marx’ geklaut und in seinen Genpool geworfen. O’Connor ist nicht nur ein begnadeter Tänzer, sondern ein ebenso genialer Komödiant.







„Aber ist das nicht alles furchtbar altmodisch und total überholt?“

Ja, und genau das ist das schöne an diesem Film. Auf den meisten amerikanischen RomComs der letzten Jahre lastet der Fluch postmoderner Ironie. Selten sieht man heute noch ein glückliches Filmpaar, dass sich „einfach so“ verliebt und nicht zuerst durch für beide äußerst peinliche Situationen schreiten muss. Daher mutet es fast bizarr an, wenn Kelly seiner Angebeteten bereits im ersten Drittel des Films seine Liebe im Scheinwerferlicht gesteht bevor er überhaupt die Chance hatte, in einen Apfelkuchen zu onanieren oder der bezaubernden Miss Reynolds mit einem gewissen Körpersekret die Haare zu frisieren.

Eine neuere amerikanische Liebeskomödie, an der ich mich vor kurzem erfreuen durfte, handelte von einem Teenager, der sich in ein gleichaltriges Porno-Starlet verliebt und, im Laufe der mit 130 Minuten überlangen Geschichte, auf dem Wege in ihr Herz (und unter ihren Rock) Misshandlungen seitens ihres Zuhälters und einen desillusionierenden Besuch einer Sexmesse hinter sich bringen muss. Was nach vor knapp 30 Jahren Taxi Driver seinen düsteren Touch verlieh, geht offensichtlich heute als leichte Teen Comedy-Kost durch. Nenn mich konservativ, doch nach all dem Yuck!-Humor im US-Kino der letzten Jahre hat man sich vom brillant unschuldigen Kitsch eines klassischen Musicals wie Singin’ in the Rain beinahe entwöhnt und lässt es daher heute umso frischer und unbekümmerter erscheinen.



„Äh… wie hieß der Film mit der Teeny-Pornodarstellerin doch gleich?“

Stolz und Vorurteil… glaube ich.



Bild:
Warners DVD-Präsentation ist prächtig. Die Reproduktion der intensiven Technicolor-Farben muss die Restauratoren vor große Schwierigkeiten gestellt haben, die sie aber eindrucksvoll gemeistert haben. Bis auf minimale Verschmutzungen in den ersten Minuten ist das Bild perfekt, kontrastreich und die Farben dynamisch. Warners Ultra-Resolution Process (uh-oh!) sei Dank! Singin' in the Rain reiht sich damit in die illustre Gesellschaft von Der Unsichtbare Dritte, Citizen Kane, Meet Me in St. Louis und Der Zauberer von Oz als ein weiterer Warner-Titel ein, dem man sein hohes Alter in keinem Moment ansieht.

Ton:
Dem englischen Ton wurde für diese Special Edition ein neuer 5.1 Surround-Mix spendiert. Der überarbeitete Sound klingt etwas klarer, bleibt der originalen Mono-Tonspur aber weitestgehend treu. Für Puristen gibt es darüber hinaus den Film in mono in den folgenden Sprachen: englisch, deutsch (passable Synchronisation, doch qualitativ meilenweit hinter dem Original) und spanisch.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in deutsch, englisch, spanisch, schwedisch, norwegisch, dänisch, finnisch, portugiesisch, hebräisch, polnisch, griechisch, türkisch, ungarisch, isländisch, kroatisch, französisch und italienisch. UT für Hörgeschädigte in Deutsch und Englisch.

Extras:
Reichlich. Der Audiokommentar mit Beteiligung von Debbie Reynolds, Cyd Charisse, Kathleen Freeman, Stanley Donen, den Autoren Betty Comden und Adolph Green, Baz Luhrman, dem omnipräsenten Rudy Behlmer und dem kürzlich verstorbenen Donald O’Connor ist ein Muss. Er bietet zum großen Teil dieselben Informationen wie die 30-minütige Doku What a Glorious Feeling auf Disc 2, geht aber weiter in die Tiefe. Wenn nur Zeit für ein Extra bleibt, so würde ich den Kommentar empfehlen.


Die neu produzierte Doku ist routiniert zusammengestellt, verschwendet aber leider zuviel Zeit mit Filmausschnitten. Besser ist da schon das für das amerikanische Fernsehen produzierte, 90-minütige Musicals Great Musicals, das einen guten Einblick in die Filme der Arthur Freed Unit in den 30er, 40er und 50er Jahren bietet.

Besonders interessant sind die Ausschnitte aus früheren Arthur Freed-Produktion, in denen die Songs aus Singin’ in the Rain premierten. Weiterhin gibt es Fotogalerien, Castingaufnahmen mit den Darstellern und noch vieles mehr zu entdecken.


Fazit: Warners 2-Disc Special Edition von Singin’ in the Rain ist auch drei Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch DIE Referenz in Sachen Musicals auf DVD.

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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend
Bild: Hervorragend (1.33:1 Full Screen)
Ton: Sehr gut (DD 5.1; mono)
Extras: Sehr gut (Audiokommentar, 2 Dokumentationen, Castingaufnahmen, Kinotrailer, Galerien u.a.)

Samstag, 29. Oktober 2005

Mario Bava: Die Stunde wenn Dracula kommt (1960) von E-M-S

Nur ein kurzer Hinweis auf Mario Bavas Kultstreifen Die Stunde wenn Dracula kommt, der seit gestern exklusiv bei Karstadt erhältlich ist. All ihr armen Leutchen ohne WOM oder Karstadt in der Nähe müsst euch bis zum bundesweiten Release gegen Ende nächsten Monats gedulden.


Eine wunderbare DVD mit beiliegendem 40-seitigem Comic, einem gewohnt informativen (wenn auch sehr trockenen) Audiokommentar von Bava-Spezialist Tim Lucas und vielem mehr. Dickes Lob an E-M-S für diese vorbildliche Veröffentlichung (inklusive englischer UND italienischer Tonspur!).

Schönes Wochenende!

Montag, 24. Oktober 2005

Dominion: Prequel to The Exorcist (USA 2005) - Short Review [R2]

Mehr als die dreieinhalb Absätze der nun folgenden Kurzkritik ist Dominion: Der Anfang des Bösen wirklich nicht wert. Nicht etwa, dass Paul Schraders Urversion der später von Renny Harlin übernommenen Produktion ein wirklich schlechter Streifen ist! Er ist nur in so ziemlich allen Punkten höchst mittelmäßig. Mittelmaß ist schlimm genug. Aber ein mittelmäßiger Schrader ist Grund genug, um Tränen zu vergießen.

Dominion ist Harlins Version der Vorgeschichte zu einem DER Horrorklassiker der 70er zwar überlegen, doch macht er im Vergleich zu dieser nicht den qualitativen Quantensprung, dem ihm so einge US-amerikanische Kritiker zugesprochen haben. Der wunderbare Stellan Skarsgard traumwandelt durch die marrokanische Szenerie, die unterdrückte Leidenschaft Clara Bellars entflammt nur auf Teelicht-Niveau, und Pop-Sternchen Billy Crawford chargiert und grimassiert wild als der vom Teufel besessene Cheche (schlägt sich aber im Großen und Ganzen nicht allzu schlecht). Nur Gabriel Mann als Pater Francis ist mit ganzem Herzen bei der Sache - bevor dieses dann unvermittelt von den Pfeilen Satans durchbohrt wird.




Irgendwie hat man beim Betrachten ständig das Gefühl, diese oder jene Szene schon besser in anderen Filmen gesehen zu haben (vornehmlich natürlich in Friedkins The Exorcist). Die Dali-esken Traumsequenzen wirken unbeholfen und unfertig. Und so manche Entscheidung beim Schnitt ist eher schwer nachzuvollziehen. Vielleicht wollte Schrader aber auch nur von den teils an naive Landschaftsmalerei erinnernden Effekten so schnell wie möglich zu einer Charakterszene überblenden, um den Zuschauer nicht gänzlich der filmischen Illusion zu entreißen. Die schlechten Effekte sind wohl einerseits auf ein niedriges Budget zurückzuführen, in manchen Fällen aber nicht mal damit zu rechtfertigen. Warum z.B. CGI-Kühe, CGI-Hyänen und CGI-Schlangen wenn man doch auch echtes Getier hätte mitspielen lassen können?

Alles in allem hat der Film nichts wirklich Herausragendes zu bieten, daher erspare ich mir auch weitere Kommentare zu Drehbuch, Kamera (Vittorio Storaros schlechteste Leistung seiner langen, beeindruckenden Karriere) und Kostümen. Die DVD jedenfalls bietet ein ziemlich verwaschenes Bild, das für einen deutlich älteren Film eventuell akzeptabel wäre. Der Sound ist klar und frontlastig, doch nur an zwei oder drei Stellen hat man auch mal die Surroundkanäle bemüht (dafür aber umso wirkungsvoller). Schraders Audiokommentar ist neben ein paar Deleted Scenes das einzig nennenswerte Extra. Der Regisseur wirkt nicht besonders euphorisch, wortkarg und betont mehrfach, dass der Film eine Auftragsarbeit und nicht unbedingt ein Herzensprojekt ist. Who woulda thought?!

Sonntag, 23. Oktober 2005

Metropolis (D 1927) - Review [R2]

Mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos, Heinrich George u.a.
Musik: Gottfried Huppertz
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau
Produktion: Ufa Berlin
Buch: Thea von Harbou
Regie: Fritz Lang


Fritz Langs legendäres Science Fiction-Epos aus dem Jahre 1927 hat bis heute nichts von seiner Kraft verloren und portraitiert eine Gesellschaft im Aufbruch ins industrielle Zeitalter ebenso sehr wie er prophetisch vor den Schrecken des Nationalsozialismus warnt.

Adolf Hitler benannte einst in maßloser Ignoranz Metropolis als seinen Lieblingsfilm, hatte aber offensichtlich die Kernaussage des Films verschlafen: Mittler zwischen Geist und Händen muss das Herz sein, oder auch: Lasse dich bei deinem Tun von Menschlichkeit und Liebe leiten. Inhaltlich ist Metropolis aufgrund seiner simplen humanistischen Botschaft weit weniger bahnbrechend als in seiner Visualisierung des alptraumhaften Molochs und der auf diesem ruhenden futuristischen Metropole. Tatsächlich folgt die Handlung des Films dem eher klassischen Muster des Kampfes von Gut gegen Böse. Das Kabinett des Doktor Caligari, Nosferatu, und auch Fritz Langs Dr. Mabuse: der Spieler waren insofern weitaus mutiger, als dass sie es wagten, die kriminellen und blutdürstigen Wahnsinnigen ins Zentrum des Geschehens zu rücken und dem Kinozuschauer einen strahlenden Helden (wie im Falle Metropolis der von Gustav Fröhlich dargestellte Freder) vorzuenthalten.

Wie bereits erwähnt sind es die visuellen Finessen, die Metropolis zu einem der stilprägendsten Werke im internationalen Kino werden ließen. Heute fällt es schwer, das Porträt der futuristischen Megacities in Blade Runner und Akira nicht mit Langs Meisterwerk zu assoziieren. Auch Brazils meilenweit in den Himmel ragende Wolkenkratzer und der darunter liegende Röhren- und Tunnelkomplex ist eindeutig von Metropolis geprägt. Die Idee, in künstlichen Gärten inmitten ein von Technik und Industrialisierung dominierten Umwelt Zuflucht zu suchen, zieht sich durch unzählige Science Fiction-Filme und –Serien. Und wer denkt nicht sofort an den besessenen Wissenschaftler Rotwang, wenn Dr. Seltsam in Stanley Kubricks gleichnamigen Film Gefahr läuft, sich in einem Anfall von Wahnsinn selbst zu erwürgen (schwarze Handschuhe inklusive)?

Trotz seiner majestätischen Bilder ist es unklar, wie viel von Fritz Langs ursprünglicher Vision heute noch erhalten ist. Enno Patalas’ informative Doku zur Entstehung des Films zeigt uns Aufnahmen vom Dreh, die wesentlich ambitioniertere Spezialeffekte erahnen lassen als die, welche wir tatsächlich zu sehen bekommen. Die von Budgetproblemen geplagte Produktion, Kürzungen des internationalen Verleihers Paramount, Fritz Langs spätere Flucht aus Deutschland und die mangelhafte Präservation des hochempfindlichen Originalnegativs machen die hier vorliegende Version des Films, trotz einer um 30 Minuten kürzeren Laufzeit im Vergleich zur 1927er Premierenfassung, zu einer filmrestauratorischen Meisterleistung.





Bild:
Transit Film präsentiert Metropolis - Deluxe Edition in der 2001 für die Berlinale restaurierten Fassung. Abgesehen von vereinzelten Sprüngen im Bild, die sich durch den Verlust weniger Einzelbilder erklären lassen, ist die hier vorliegende Version makellos. Selbst Szenen, die durch jahrelangen Zerfall beinahe als verloren galten, wurden hier Dank sensibel eingesetzter digitaler Manipulation in ihren Originalzustand zurückversetzt. Das Bild besitzt eine reiche Graupalette, welche die viel zu kontrastreich tiefschwarz/grellweißen Versionen früherer Tage weit hinter sich lässt. Die neu produzierten Texttafeln fügen sich angenehm in den Film ein.

Ton:
Der Film wird begleitet von der vom Rundfunkorchester Saarbrücken neu eingespielten Originalmusik Gottfried Huppertz’ in 5.1 Surround und Stereo. Beide Tonspuren klingen kristallklar und geben den Score ohne viel Surround-Schnickschnack wider.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in deutsch, englisch, französisch, spanisch und italienisch.

Extras:
Ein hervorragender Audiokommentar von Enno Patalas ist das bedeutendste Bonus Feature. Der Fall Metropolis beleuchtet in einer Dreiviertelstunde die Entstehungsgeschichte des Films und Martin Koerber präsentiert ein 10-minütiges Feature zur Restauration des Klassikers. Darüber hinaus gibt’s Biographien zu Stab und Besetzung und eine umfangreiche Photogallerie. Besonders lobend möchte ich die Tatsache erwähnen, dass das gesamte Bonusmaterial auch englisch synchronisiert bzw. untertitelt auf dem DVD-Set zu finden ist. Besonders cool für all diejenigen, die auch des Deutschen nicht mächtige Freunde in den Genuss des Films kommen lassen möchten.

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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend (aber viel schwerer Pathos!)
Bild: Hervorragend (1.33:1 Full Screen)
Ton: Hervorragend (DD 5.1; stereo)
Extras: Sehr gut (Audiokommentar von Enno Patalas, Dokumentationen zu Film & Restaurierung, Fotogallerien u.v.m.)