Mit Fay Wray, Robert Armstrong, Bruce Cabot u.a.
Musik: Max Steiner
Effekte und Miniaturen: Willis O’Brien
Buch: Merian C. Cooper, Edgar Wallace
Produktion: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack, David O. Selznick
Regie: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack
Did you ever hear of… Kong?
Gut 70 Jahre nach der Erstaufführung von King Kong (1933) kennt wohl jeder zwischen 8 und 88 (oder gar 118) Jahren Ernest B. Schoedsacks und Merian C. Coopers legendären Gassenfeger um das neben Godzilla wohl berühmteste Filmmonster aller Zeiten. Wie auch Vom Winde verweht (1939), Casablanca (1943), Ist das Leben nicht schön? (1946) und Der Zauberer von Oz (1939) gehört der Abenteuerklassiker zur kleinen Gruppe legendärer Hollywoodstreifen, der sich selbst Kinomuffel kaum entziehen können. Im Gegensatz zu oben genannten Werken will Kong jedoch in erster Linie ein lautes Spektakel erster Güte sein, ein Actionfilm für eine damals junge Generation von Kinogängern, deren Lust auf oberflächliche Thrills größer ist als das Verlangen nach Drama, Intrigen, Romantik und sensibler Charakterzeichnung. Tue ich dem Film unrecht, wenn ich ihn als Großvater des heutigen Hollywood-Blockbusters bezeichne? Wohl kaum, denn King Kong schuf die dramaturgischen und technischen Grundlagen, auf die sich noch bis heute fast ein jedes Actionspektakel beruft. Und träumen nicht etwa auch Regisseure wie Steven Spielberg, James Cameron und Peter Jackson von Kong-gleichen Einspielergebnissen und Massenaufläufen hysterisch begeisterter und vom Leinwandgeschehen verblüffter Kinogänger? In unserer weitgehend von Digitaleffekten entzauberten Kinolandschaft wirkt King Kong wie Balsam auf die Wunden der Filmfans, die sich nach einem Stück verlorener Authentizität im Kino zurücksehnen. Cooper, Schoedsack und Effektzauberer Willis O’Brien beweisen mit ihrem Werk, dass Pioniergeist, Geduld und Spucke manchmal alles ist was es braucht, um Filmgeschichte zu schreiben.
Zum Plot: Filmemacher Carl Denham (Robert Armstrong) beschließt, seinen neuesten Film auf einer in unbekannten Gewässern gelegenen Insel zu drehen und durch das Engagement der schönen Ann (Fay Wray) auch sein Studio zufrieden zu stellen, das nach einer romantischen Note verlangt. Captain Jack Driscoll (Bruce Cabot) ist der Mann fürs Grobe, der die Filmcrew sicher zum mysteriösen Eiland schippern soll und nach einigem Macho-Getue („Harrrr, Frauen haben auf einem Schiff nichts zu such…. Arrrgh!“) natürlich sogleich der blonden Hauptdarstellerin verfällt. Nachdem die weißen Eindringlinge die Insel erkundet haben und dabei gleich auch eine Opferzeremonie für den König der dunkelhäutigen Eingeborenen unterbrechen, entführen diese in der folgenden Nacht Ann aus ihrem Schiffsquartier. Zu spät bemerken Denham und Driscoll, dass die holde Dame verlustig gegangen ist und mittlerweile an einen Opferbaum gefesselt darauf warten muss, dem haushohen Menschenaffen Kong als Mitternachtssnack zu dienen.
Warum verfällt die bezaubernde Ann dem misogynen Captain, der sich herzlich für Frauen an Bord eines Expeditionsschiffes begeistern kann, so unvermittelt? Wie haben es die Eingeborenen geschafft, den übermächtigen Kong über Jahrzehnte (Jahrhunderte?) erfolgreich in seinem Gehege gefangen zu halten? Wie gelangt ein tonnenschwerer Riesenaffe auf einem kleinen Kahn ins tausende Meilen entfernte New York? Nun ja, wer Wert auf Logik legt, sieht sich wahrscheinlich ohnehin selten Filme über Riesenaffen und Saurier an. Zugute halten muss man den Regisseuren und Autoren (darunter Edgar Der Mönch mit der Peitsche Wallace), dass sich diese narrativen Schwächen erst lange Zeit nach Betrachten des Streifens offenbaren. King Kongs gut 100-minütige Laufzeit lässt nämlich kaum Zeit zum Nachdenken, vor allem nicht nach der Entführung Anns durch Kong. Die folgende Nonstop-Serie von überragenden Spezialeffekten, gepaart mit innovativen Soundeffekten und der pompös-dramatischen Musikbegleitung Max Steiners, lässt moderne Filmemacher blass aussehen, die sich in vergangenen Jahren (vor allem zu Beginn der digitalen Revolution in Hollywood) mit der Anzahl oder Dauer ihrer vergleichsweise kurzen Effekteinstellungen brüsteten. Die Leistung Schoedsacks, Coopers und „Obie“ O’Briens, der sich für die revolutionäre Kombination von Stop-Motion-Animation mit Rückprojektionen und Matte Paintings verantwortlich zeigte, lassen tricktechnische Wunderwerke der 90er wie z.B. Jurassic Park (1993) mit seinen drei oder vier Minuten digitaler Echsen meilenweit hinter sich. Es ist faszinierend, sich auszumalen, welche emotionale Achterbahnfahrt das Effektgewitter Kongs im Jahre 1933 in den Zuschauerrängen der Lichtspielhäuser ausgelöst haben mag.
Neben O’Brien ist Steiners musikalische Untermalung insbesondere bemerkenswert. Nie zuvor wurde in Hollywood ein Score komponiert, der sich am unmittelbaren Leinwandgeschehen orientiert und nicht etwa allein aus dem Fundus an Archivmusik (in dem Steiners Kompositionen ebenfalls gut vertreten waren) speist. King Kongs Musik war schon immer mein Lieblingsaspekt in diesem Film, der vor liebenswürdigen Details nur so überläuft. Man beachte die subtilen Gesten Kongs, etwa seine kindlich-naive Verwunderung über die eigene Kraft nach der Zertrümmerung des T-Rex-Schädels oder das Pflücken einiger Blumen für die verstörte Ann, die zur selben Zeit wieder mal von urzeitlichem Viechzeugs attackiert wird. Klingt nicht auch der Sound des peitschenden Saurierschwanzes einfach nur verdammt cool? Und sind das nicht etwa Cooper und Schoedsack, die am Ende des Films in einer kurzen Einstellung vom Flugzeug auf das von ihnen kreierte Monster Maschinengewehrsalven abfeuern? King Kong belohnt wiederholtes Ansehen mit solchen Entdeckungen und ist ein filmisches Pionierstück, an dem die Jahre mit Sicherheit nicht spurlos vorbeigezogen sind, das aber auch heute noch bezaubern kann. Wie ein guter magischer Trick eben: zeitlos.
Bild:
Das Originalnegativ des Films ist seit Jahrzehnten verschollen und was den Restauratoren hier vorlag, ist eine gute Kopie der originalen 1933er Schnittfassung, bevor sie im Zuge der Einführung des Production Codes um einige Minuten zensiert wurde. Der Transfer ist makellos, das Bild besitzt eine altersgemäß starke Körnung und nur einige komplizierte Effektaufnahmen weisen leichte Verschmutzungen auf. Insgesamt eine superbe Restauration, die wohl aufgrund des fehlenden Originalnegativs nicht verbesserungsfähig ist und qualitativ alle weltweit auf DVD erhältlichen Fassungen Kongs hinter sich lässt.
Ton:Unspektakulär und glasklar, das sind wohl die zwei Adjektive, die den Sound am besten umschreiben. Wie rausch- und verzerrungsfrei der hier vorliegende 1.0-Ton unseren Ohren pläsiert, weiß man wohl erst dann richtig zu schätzen, wenn man sich zum Vergleich die bisher erhältlichen, krummeligen Knistersoundtracks anhört (das klingt jetzt technisch sehr versiert, oder?). Die innovativen Soundeffekte und der pulsierende Score Max Steiners (inklusive 4-minütiger Ouvertüre!) kommen voll zur Geltung und bis auf ein paar dumpfe Stellen in den Dialogen kann man dieser Veröffentlichung ohne Zweifel Referenzqualität bescheinigen.
Untertitel:Untertitel stehen zur Verfügung in Englisch, Französisch und Spanisch.
Extras:Okay, bringen wir die große Enttäuschung inmitten dieses hervorragenden Sets an Bonusmaterial erst einmal hinter uns: Der Audiokommentar von Ray Sindbads siebente Reise Harryhausen und Ken Star Wars Ralston ist zwar angenehm geschwätzig doch von geringem Informationswert. Wer nach mehr als einer zweistündigen Huldigung der Talente Willis O’Briens verlangt, dem sei Harryhausens Kommentar zur ebenfalls bei Warner erschienenen Mighty Joe Young (1949)-DVD ans Herz gelegt.
Auf eine Trailergallerie folgt dann die 90-minütige Doku I’m Kong: The Exploits of Merian C. Cooper, die sich mit der Autobiographie des abenteuerlustigen Regisseurs beschäftigt. Neulinge im Kong-Universum werden erstaunt sein ob der zahlreichen Ausschnitte aus Coopers Expeditionsfilmen und der Erkenntnis, wie sehr im die Figur des Carl Denham gleicht.
Das Highlight dieser Veröffentlichung ist sicherlich die von Peter Jacksons Wingnut Films produzierte Dokumentation RKO Production 601: The Making of Kong, Eight Wonder of the World. In sieben Kapiteln beleuchtet das mehr als zweieinhalbstündige Werk mit Unterstützung von Filmwissenschaftlern, Fans und Filmprominenz jedes triviale und weniger triviale Detail zur Entstehung und Rezeption des Films. Hauptattraktion des Spektakels ist die Wiederbelebung der 1933 nach Testvorführungen aus dem Film entfernten Spider Pit Sequence, die Jacksons Weta-Team um Richard Taylor mit Hilfe klassischer Animationstechniken rekonstruiert. Eine detaillierte Beschreibung der Effektsequenz würde nur den Überraschungseffekt mindern, daher sei nur so viel gesagt: Die liebevolle Arbeit der Neuseeländer in diesem Segment hebt eine sowieso schon extrem detaillierte und unterhaltsame Dokumentation in den Olymp ihrer Gattung und darf sich mit The Cuttig Edge: The Magic of Movie Editing auf der im August letzten Jahres erschienenen Special Edition von Bullitt (1968) den Preis als bestes DVD-Feature des Jahres 2005 teilen.
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Auf einer Skala von Hervorragend - Sehr gut - Gut - Okay - Mäßig - Schlecht
Film: Hervorragend
Bild: Hervorragend (1.33:1 Fullscreen)
Ton: Sehr gut (Englisch mono 1.0)
Extras: Hervorragend (AK von Ray Harryhausen und Ken Ralston, 2 Dokumentationen: RKO Production 601: The Making of Kong, Eight Wonder of the World, und I’m Kong: The Exploits of Merian C. Cooper, Trailergallerie)
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