Freitag, 23. Dezember 2011

Die zehn besten, äh, meine LIEBLINGSfilme der 2000er – Teil 1

Ich komme zu spät zur Party, danke für den Hinweis. Und ja, ich widerspreche mir selbst mit dieser Liste. Ja, well, fuck off! Da mich die Aussicht auf einen Rückblick auf das eher traurige Kinojahr 2011 abschreckt, gehe ich heute mal ein gutes Jahrzehnt zurück und rekapituliere meine Favourites von 2000 bis 2009. Los geht’s...


Russki Kowtscheg – Russian Ark (RUS 2002)


Quelle: Baidu.com
Meisterregisseur Alexander Sokurov bescherte mir einen der magischsten Filmmomente meines Lebens. Russian Ark ist Kino pur. Losgelöst in Erzählstil und Inszenierung gleitet die entfesselte Kamera durch die Sankt Petersburger Eremitage. Man möchte vor Ehrfurcht ob der Schönheit und Ambition dieses Unterfangens nierderknien – und würde es vielleicht sogar tun, wäre man nicht bewegungstechnisch im Kinosaal etwas eingeschränkt. Pure Magie.



Der Herr der Ringe – Die Gefährten [The Lord of the Rings – The Fellowship of the Ring] (USA/NZ/GB 2001)


Ein absoluter Ausnahmefall im Hollywood-Mainstreamkino und neben Black Christmas (1974) mein liebster Weihnachtsfilm. Was zuvor geschah: der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, bis dato nur bekannt für Low Budget-Splatterkomödien und den wundervollen Programmkino-Hit Heavenly Creatures (1994), investiert acht Jahre Arbeit in die Verfilmung des wohl berühmtesten Fantasyromans aller Zeiten, besetzt alle Rollen mit kaum bekannten britischen und neuseeländischen Schauspielern und baut sich in der Kiwi-Hauptstadt Wellington ein kleines Hollywood nach. Das vergleichsweise kleine Major Studio New Line Cinema riskiert den Bankrott, sollte Jacksons Trilogie die Erwartungen nicht erfüllen. Doch er übertrifft sie, künstlerisch wie umsatztechnisch. Der erste Teil der Herr der Ringe-Filmtrilogie ist der großartigste Blockbuster der 2000er. Punkt. Keine Diskussion. Nochmal Punkt.


Primer (USA 2004) 


Quelle: Amazon.co.uk
Da dreht ein junger Texaner namens Shane Carruth den intelligentesten Film des neuen Jahrtausends mit einer geliehenen Kamera und ein paar Freunden. Ein perfides physikalisches Rätsel, knackige 70 Minuten lang. Und was passiert? Gar nichts. Funkstille. Nichts. Gefühlte 100 Leute weltweit sehen den Film, die Hälfte davon gibt nach der Hälfte auf. Zu viel Mindfuck, zu wenig Schauwerte. Ein Streifen ohne die Möglichkeit zur Pinkelpause - kurz und heftig. Was macht Carruth heute? Keine Ahnung, angeblich dreht er bald wieder einen Film. Wollen wir's hoffen. Bis dahin sucht nach Primer in der Videothek eures Vertrauens und macht euch darauf gefasst, die DVD bis zur Schmelze selbiger wiederzugeben. Denn einmaliges Gucken ist nicht genug.


Chihiros Reise ins Zauberland [Sen to Chihiro no kamikakushi] (J 2001) 


Ob dieses Animations-Kunstwerk tatsächlich den Höhepunkt des Schaffens von Hayao Miyazaki darstellt, darüber lässt sich trefflich streiten... oder auch nicht. Prinzessin Mononoke (1996) oder Mein Nachbar Totoro (1988) sind mindestens ebenso gut. Aber Chihiro sticht hervor, da es den Durchbruch im Westen für den hierzulande zuvor eher wenig bekannten Regisseur (auch gerne mal als der „Walt Disney Japans“ tituliert ...eigentlich eine Frechheit) bedeutete und bewies, das handgezeichnete Animationsfilme noch lange nicht tot sind. Chihiro ist ein Miyazaki-Best of: bunt, majestätisch, kitschig, episch, laut leise, kindisch, tragisch, komisch, berührend – wer diesen Film nicht mag, der hat kein Herz. (Punkt. Schon wieder.)


Gegen die Wand (D 2004) 


Quelle: Amazon.de



Erinnert sich noch jemand an diese kurze Phase, als dem deutschen Film prophezeit wurde, es würde die nächsten Jahre das Arthouse-Kino weltweit dominieren... als Dominik Graf, Christian Petzold und Fatih Akin plötzlich the next big thing(s) sein sollten? Schade, dass die ganze Euphorie schon nach ein, zwei Jahren vorbei war: Akin wurde immer platter, Petzold dreht immer noch den gleichen Film, und Graf sucht sein Glück im TV (teils gar im ZDF *grusel*). Aber egal ob man Gegen die Wand rückblickend für belanglos, überbewertet oder brillant befindet – er traf einen Nerv, hierzulande wie international, und verpasste dem von Doris Dörrie und Detlef Buck geknechtetem deutschen Film einen ordentlichen und überfälligen Schlag in die Fresse. Gut so! Wo sind sie nun, die jungen Wilden?


To be continued...

[Update: hier geht's zu Teil 2 meiner Top 10]

Montag, 8. November 2010

Frozen - Eiskalter Abgrund (aka endlich mal eine ansehliche Video-Premiere!)

Der Abgrund in Frozen - Eiskalter Abgrund ist nicht nur eiskalt, sondern der Schnee darauf auch bretterhart und im den Wäldchen darum lauern fiese Wölfe. Autsch! Ob das Ganze jetzt wirklich sooo nah an der Realität ist oder ob tatsächliche Wölfe nicht doch ein bisschen weniger angriffslustig und echte Menschen weniger widerstandsfähig als hier gezeigt sind, das soll hier nicht thematisiert werden. Oder doch?

Quelle: amazon.com

Traurige Wahrheit ist: leider, LEIDER hat es meiner Wenigkeit weitaus besser gefallen als meiner Liebsten, die sich an mangelndem Realismus und den nervigen Teen-Protagonisten stieß. Mir wiederum gefiel's. Nun ja, eine kleine Diskussion später einigten wir uns auf das diplomatische to each his own und ließen die thematisch heiße Kartoffel fallen nachdem ich einsah, dass Frozen wohl tatsächlich besser im Rahmen eines Videoabends mit leicht alkoholisierten Kumpels genossen werden sollte als mit der Freundin.

Die steht übrigens auch auf Diabolik. Immerhin, da treffen sich unsere Geschmäcker wieder. Yay! Ich kann beruhigt zu Bett. Gute Nacht zzzzzzzzzzz---

Donnerstag, 4. November 2010

Salò, oder die 120 Tage von Sodom - Darf ich den überhaupt rezensieren?

Wenn es keine Gesetze mehr gäbe - wie weit würde ich gehen?

© flickR/TiVo_epaper

Pier Paolo Pasolinis letzter Film Salò beschäftigt sich mit der Macht in ihrer radikalsten Form: Der bedingungslosen Macht über Leben und Tod in einem Umfeld, in dem alle Gesetze aufgehoben sind. Der Film, eine lose Adaption des Sade-Romans Die 120 Tage von Sodom, darf als Reaktion des Filmemachers und Kommunisten Pasolini auf neofaschistische Tendenzen der frühen Siebziger (in Italien, Frankreich, Holland) verstanden werden. Aber das ist nicht die einzige Ebene, auf der Salò funktioniert. Denn Pasolini beabsichtigte mit seinem kontroversen Streifen gleichzeitig eine dezidierte, radikale Konsumkritik. Man wird kaum bestreiten können, dass ihm beides gelungen ist - weit über die Grenzen des Erträglichen hinaus.

Sehr weit.

Zu weit?

Die Mehrzahl der Menschen, die Salò kennen -ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein- sagen von sich, sie können diesen Film beim besten Willen nicht ansehen. Ähnliches hört man ja oft genug, sei es über Hanekes Gute Laune-Kino à la  Funny Games oder Bennys Video, das Drogendrama Requiem for a Dream, oder Kubricks schröcklich prophetisch-psychödelischen A Clockwork Orange. Salò nun ist der erste Film, bei dem ich einsehe, dass er die Grenze dessen, was ein Zuschauer vertragen kann, tatsächlich überschreitet: Ob Ihr euch das diese derbe kinematische Festivität nun anseht oder auch nicht, bleibt natürlich euch überlassen. (*hüstel hüstel* ...da ich nicht über die Rechtslage informiert bin was indizierte Filme betrifft, möchte ich hier auch bloß nichts bewerben. HimmelherrgottjosefundmariaABER-NICHT-DOCH NIE UND NIMMER!!).

In ihrer Dialektik der Aufklärung entdeckten Horkheimer und Adorno das Wechselspiel zwischen faschistisch-mythischen Ideen und der (vermeintlichen) Rationalität der Aufklärung - sie entdeckten, quasi in Bezug auf den Faschismus wofür der Marquis de Sade steht: Die dunkle Seite der Aufklärung. Die Möglichkeit, sich mittels rationeller, selbstbezogener Ideen aller Werte und Normen zu entledigen. Salò oder die 120 Tage von Sodom ist die filmisch radikalste Umsetzung dieses Konzepts, die es je gegeben hat.


Demnächst in einem Programmkino in eurer Nähe. Kotztüte gibt es gratis dazu.

The Social Network und Scott Pilgrim ...zwei Filme, EIN Problem

Zwei Filme der verschenkten Möglichkeiten. Ich habe meine Meinung zum Facebookmovie-Gedöns bereits an anderer Stelle verbreitet, und jetzt beschleicht mich das Gefühl erneut: fantasievolle Drehbuch und Regie, technisch perfekt, charmante Schauspieler und ein toller Soundtrack. Aaaaaaa-ber: inhaltlich leider total uninteressant für Menschen wie mich jenseits der 22.4 Jahre. Und wäre es nicht cool gewesen, hätte sich Edgar Wright mit all seiner humoristischen Brillanz einer interessanteren Thematik gewidmet als dem Teen-Twen-Nerd-Videogame-Chic.

© flickR/flickposter

Ein Film voll anachronistischem Retroflair, das nur retro scheint und gar retro-romantisch nur denen vorkommen wird, die in der 1980er Jahren noch nicht das Licht der Welt erblickt hatten. Mal ehrlich: wie alt war der titelgebende Protagonist als das Smashing Pumpkins-Album erschien, dessen Songtitel eines seiner T-Shirts ziert? (Antwort: acht Jahre alt) Und das antike GameBoy-Modell, mit dem Scotts Bandkollege seine Zeit verdaddelt, stammt mutmaßlich aus einem Jahr vor dessen Geburt. Röhrenmonitore, Cowboy-Westen, wild wuchernde Koteletten? Oh je, entweder ist der Film einfach zu bemüht, so uncool-it's-cool zu sein ...oder ich werde einfach alt, bin spießig und verbittert.

Vermutlich letzteres.

[seufzt schwer auf und verlässt den Raum. eine Träne läuft über Lohmis Wange. Kameraschwenk seitwärts. Fadeout.]

Donnerstag, 24. Juni 2010

Garbage Day!

Der morgendliche Blick aus dem Fenster auf die Unmengen nach dem gestrigen WM-Spiel Deutschland-Ghana abgefackelter Böller und Feuerwerksraketen ließ mich sofort an den berühmt-berüchtigsten Moment aus dem Slasher Horror Cheesefest Stille Nacht, Horror Nacht 2 (1987) denken. (und ja, dies ist der offizielle deutsche Titel des Films. Nicht lachen, Kinder!)





Schauspiellegende Eric Freeman adelte übrigens auch ein Juwel des 80's Action Schlock mit seiner Präsenz, Murder Weapon (1989), wählte dafür allerdings seinen Künstlernamen "Damon Charles" und wurde sogleich mit dem von allen Hollywoodstars(!) begehrten and-Zusatz vor seinem Namen in den Credits und auf dem Filmposter belohnt. Bravo!




Immerhin: ein Auftritt an der Seite von Scream Queen Linnea Quigley dürften nur die wenigsten von uns in ihrem Lebenslauf aufweisen können. Dafür ein Chapeau, Mr Freeman! Und es verbleibt der schwache Trost, dass uns die Direct to Video-Filmindustrie weiterhin mit unzähligen weiteren Schmakerln unsere Heimkinoabende versüßen wird, an deren Qualität gemessen Silent Night, Deadly Night Part 2 wie ein Best of Godard and Rhomer wirkt.





Und abschließend zur Würdigung der vorzeitig aus IHREM WM-Turnier ausgeschiedenen südafrikanischen Mannschaft, ein weiterer moderner Klassiker unfreiwillig komischen Grauens: Shark Attack 3: Megalodon