Donnerstag, 24. Juni 2010

Garbage Day!

Der morgendliche Blick aus dem Fenster auf die Unmengen nach dem gestrigen WM-Spiel Deutschland-Ghana abgefackelter Böller und Feuerwerksraketen ließ mich sofort an den berühmt-berüchtigsten Moment aus dem Slasher Horror Cheesefest Stille Nacht, Horror Nacht 2 (1987) denken. (und ja, dies ist der offizielle deutsche Titel des Films. Nicht lachen, Kinder!)





Schauspiellegende Eric Freeman adelte übrigens auch ein Juwel des 80's Action Schlock mit seiner Präsenz, Murder Weapon (1989), wählte dafür allerdings seinen Künstlernamen "Damon Charles" und wurde sogleich mit dem von allen Hollywoodstars(!) begehrten and-Zusatz vor seinem Namen in den Credits und auf dem Filmposter belohnt. Bravo!




Immerhin: ein Auftritt an der Seite von Scream Queen Linnea Quigley dürften nur die wenigsten von uns in ihrem Lebenslauf aufweisen können. Dafür ein Chapeau, Mr Freeman! Und es verbleibt der schwache Trost, dass uns die Direct to Video-Filmindustrie weiterhin mit unzähligen weiteren Schmakerln unsere Heimkinoabende versüßen wird, an deren Qualität gemessen Silent Night, Deadly Night Part 2 wie ein Best of Godard and Rhomer wirkt.





Und abschließend zur Würdigung der vorzeitig aus IHREM WM-Turnier ausgeschiedenen südafrikanischen Mannschaft, ein weiterer moderner Klassiker unfreiwillig komischen Grauens: Shark Attack 3: Megalodon


Samstag, 20. Juni 2009

Tragisch...


Die Musikmesse Popkomm entfällt in diesem Jahr, angeblich aus Mangel an Fachbesuchern. Doch muntern uns deren Betreiber im selben Atemzug wieder auf: Nicht den Kopf hängen lassen, im August 2010 findet sie wieder statt!

Und ich frage mich: warum?

Liebe Sony-BMG, Warner Music, Universal und Co.: Lasst solche Glitzer-Funkel-Strahl-Selbstbeweihräucherungs-Prestigeveranstaltungen doch sterben und steckt die Kohle lieber denen in den Hintern, die euch erst groß gemacht haben: den Bääänds und Fäääns.

Die Major Labels haben die Ankunft des Internetzeitalters verpennt, selbst noch gegen die übermächtigen Napster-Windmühlen gekämpft als die ganze Welt (und so manche bauernschlaue Musiker wie die Jungs von Radiohead Radiohead und George Michael) bereits wusste, dass die kleinen CD-Silberlinge vom Aussterben bedroht sind und die Zukunft der Musikwelt im WWW liegt. Ein Versäumnis, dass man nun seit einem knappen Jahrzehnt aufzuholen versucht. Immerhin: mit teuren Live-Gigs versucht sich die Musikindustrie zu sanieren... die Bühne als letzte Bastion im Kampf um die Gunst der Fans und deren hart ersparte Kohle. Mal sehen, wo das hinführt.

Keine neuen Erkenntnisse und viel altbackenes Bla-Bla also auch von meiner Seite. Aber etwas samstägliche Polemik und Häme tun ja in diesem Falle auch niemandem weh... zumindest niemandem, der es nicht verdient hätte.

Sonntag, 22. Februar 2009

Black Christmas (CAN 1974) Review [R2]

Mit Olivia Hussey, Margot Kidder, John Saxon, Keir Dullea u.a.
Musik: Carl Zittrer
Kamera: Reg Morris
Buch: Roy Moore

Regie und Produktion: Bob Clark


Immer wieder stößt man in Programmkinos, beim Durchforsten von DVD-Katalogen, Videotheken oder Besuch von Filmbörsen auf den ein oder anderen Genrefilm, der nur ob seines obskuren Poster-Artworks auffällt und bestenfalls einen Gedanken wie „Den Titel habe ich doch irgendwo schon mal gehört…“ auslöst. Zugegeben, der Großteil dieser Machwerke entpuppt sich als hoffnungslos drittklassige Action- oder Horrorgülle, doch immer wieder findet sich auch ein Juwel inmitten eines Haufen von wertlosem Tand. Und im Vergleich zur Situation vor nur zehn Jahren, als man an delikaten Euro-Horror, Spaghetti-Western und Kung-Fu Flicks fast ausschließlich mittels Import von überteuerten Laserdiscs und Videos aus obskuren Quellen gelangte, finden sich heute sogar wenig bekannte Kultstreifen wie Black Christmas in schicker Aufmachung und mit hochwertigem Bonusmaterial bedacht in den Regalen großer Kaufhaus- und Supermarktketten wieder. Natürlich wird es noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, bis auch wirklich jeder kuriose Titel dort zu finden sein wird... aber nur ein wenig Geduld, und wir werden wahrscheinlich schon bald Umberto Lenzis Werke im Lidl um die Ecke wiederfinden. Und ja, meine Freunde, der Sammlermarkt ist tot. Aber mal ehrlich: Wer trauert wirklich den Zeiten nach, als man die für $150 erworbene(n) Laserdisc(s) seines Lieblingsfilms ein bis viermal wenden musste, um zum The End zu gelangen? Und wer erinnert sich wirklich mit nostalgischen Sentiments an das Bootleg-Tape des gerade angesagten Zombie- oder Barbarenfilms, dessen verwaschenes Bild und verrauschter Ton inklusive der ein Drittel des Bildschirms füllenden transsilvanischen Untertitel das Sehvergnügen auf ein Minimum reduzierten? Nun, ich jedenfalls nicht.

Wo waren wir? Ach ja, bei einem kleinen kanadischen Film namens...





In einer gerechten Welt wäre Bob Clarks Weihnachtshorror ebenso populär wie der vier Jahre später erschienene (und technisch ausgereiftere) Halloween (1978). In beiden Filmen geht es um einen mysteriösen Killer, der jungen Frauen bevorzugt nachts in ihren Wohnräumen auflauert, um sie dann kaltblütig zu meucheln. Haben wir es in John Carpenters Film mit High School-Schülerinnen zu tun, hat sich der Mörder in Black Christmas in einer College-Schwesternschaft eingerichtet und startet von seinem Hauptquartier auf dem Dachboden allerlei fiese Morde. Warum gerade an Weihnachten? Wieso gerade in diesem Haus? Und weshalb kommt niemand auf die Idee, mal in den Dachstuhl zu klettern, um nach den verschwundenen Studentinnen zu suchen, die dort tage- und wochenlang vor sich hinschimmeln? Wer Logik erwartet, wird von diesem atmosphärischen und amüsanten Streifen sicher enttäuscht werden. Vielmehr sind es die bemerkenwerte Kameraarbeit und Ausleuchtung, die bereits Jahre vor Halloween mittels perfidem Schattenspiel und bedrohlich wirkenden Point-of-View-Einstellungen aus der Sicht des Killers stilistische Merkmale etablierte, die sich noch Jahrzehnte später in jedem guten und weniger guten Horrorfilm wiederfinden.



Das zweite Standbein, auf dem Black Christmas sorglos ruhen kann, sind die hervorragenden Darsteller. Natürlich sind alle Klischee-Charaktere, die man in College-Komödien und Horrorstreifen von Animal House (1982) über Porky's (1978, ebenfalls unter der Regie von Bob Clark) bis Scream (1996) so anzutreffen erwartet, auch hier vertreten. Da ist der äußerst nervöse und um den Verbleib seiner Tochter besorgte Vater (James Edmond), die alkoholkranke und leicht bescheuerte Hausmama der Schwesternschaft (Marian Waldman), und der nicht allzu smarte aber knallharte Cop (John Saxon), der aus Gründen der Dramatik einer Ergreifung des Killers über weite Strecken des Films kein Stückchen näher kommt. Und vergessen wir nicht unsere Studenten: Da wäre Jess (Olivia Hussey), unsere sympathische Protagonistin, die praktischerweise mit dem psychisch labilen und damit als Mordverdächtiger agierenden Peter (Keir Dullea) liiert ist. Ihre beiden besten Freundinnen sind die lüsterne und mit ihrem Vokabular selbst dem grimmigsten Piraten Konkurrenz machende Barbie (Margot Kidder), und Phyllis (Andrea Martin), die nette, leicht furchtsame Sidekick-Brillenschlange. Alle Darsteller bieten äußerst überzeugende Leistungen. Olivia Hussey hebt sich wohltuend von den hysterischen 08/15 Scream Queens schlechterer Horrorfilme ab. B-Film-Legende John Saxon schlafwandelt zwar durch seine nicht besonders fordernde Rolle als Polizist, schlägt sich aber wacker. Insbesondere Margot Kidder, geliebt und verehrt als Lois Lane und für ihre beeindruckende Leistung in Brian De Palmas Sisters (1973), ist superb als Jess' freigeistige Freundin, als welche sie so ziemlich jedes anzügliche Wort in der englischen Sprache äußern darf und nur in einer Szene von einem in Beisein von Kindern derbe fluchenden Nikolaus an die Wand gespielt wird ("Ho Ho Ho... fuck!" - "Isn't Santa naughty?").



Black Christmas ist eine Kuriosität in der von mittelmäßigen und teils unterirdischen Komödien geprägten Karriere Bob Clarks. Mit Filmen Baby Geniuses 2 und Karate Dog (beide 2004) dürfte der nicht übermäßig talentierte Regisseur wohl auch das letzte Fünkchen Respekt unter Kritikern und Fans zum Grabe getragen haben. Nichtsdestotrotz muss man ihm zu einem Werk wie Black Christmas gratulieren. Hier schafft er es, mit einem Minimum an blutigen Effekten, Sets und Drehzeit einen athmospärisch dichten Thriller zu kreieren, der in seinem vergnüglichen Zusammenspiel von Humor und Grauen Hitchcock-Klassiker wie Psycho (1960) und Werke Mario Bavas in Erinnerung ruft, gleichzeitig aber aufgrund innovativer Kameraarbeit und gut aufgelegter Darsteller genug Neues bietet, um auch kritische Genrefans milde zu stimmen.



Bild:
Ja, Black Christmas wurde auf preiswertem 16mm geschossen. Nein, eine Restauration des Filmmaterials fand nicht statt. Ja, das Bildmaterial ist etwas verwaschen, dunkel und der Transfer leidet gelegentlich unter digitalen Artefakten. Nein, Black Christmas kann eurer Star Wars-DVD nicht den Status als Referenzdisc streitig machen. Ja, die Bildqualität ist für einen Low Budget-Films dieses Alters echt in Ordnung. Nein, der Film liegt trotz eines Formats von 1.66:1 nicht anamorph vor. Insgesamt durchaus zufriedenstellend.

Ton:
Der Ton liegt in Englisch (2.0 mono) und Deutsch (2.0 mono und DD5.1) vor. Benötigen wir Sechskanalton für einen über 30 Jahre alten Horrostreifen? Wahrscheinlich nicht. Dennoch, der Remix ist gelungen, obwohl sich Stereo- und Surround-Effekte auf ein Minimum beschränken. Der englische O-Ton klingt etwas klarer und wird hiermit den wahren Fans ans Herz gelegt. Allen Synchro-Guckern sei aber versichert, dass auch die deutsche Version den Öhrchen mundet.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in Deutsch.

Extras:CAPELIGHT hat für seine Veröffentlichung nicht nur den Transfer der amerikanischen Critical Mass-DVD übernommen, sondern auch einen Teil des Bonusmaterials. Verzichten müssen wir auf weitere Interviews und alternative Eröffnungssequenzen, aber das hier vorliegende Material ist auch nicht schlecht. Bob Clarks Audiokommentar klingt unaufgeregt und nostalgisch, vermittelt aber genug nützliche Infos, um den Zuhörer nicht versehentlich in den Schlaf zu wiegen. Der zweite AK mit John Saxon und Keir Dullea ist weniger gut, da er nie eine Eigendynamik entwickelt (die beiden Sprecher wurden separat aufgenommen) und kleine Brocken an interessantem Material nur sporadisch auftauchen. Die ca. 40-minütige Doku Black Christmas Revisited ist zwar bemüht charmant und interviewt viele der Darsteller, den Produzenten und Regisseur, wirkt aber etwas billig und verbringt zuviel Zeit mit der Wiederholung von Filmclips. Ach ja, Kinotrailer und Fernsehspots gibt's auch noch.

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Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend (für Fans klassischer Slasher-Filme) / Gut (für den Rest der Bevölkerung)
Bild: Gut (1.66:1 widescreen)
Ton: Sehr gut (DD 5.1; 2.0 mono)
Extras: Gut (Audiokommentare von Bob Clark, John Saxon & Keir Dullea, Dokumentation , Kinotrailer und TV-Spots)

Sonntag, 14. Dezember 2008

Völlig losgelöst aus irgendeinem inhaltichen Kontext...

...und nur dazu da, um euch den Sonntag zu versüßen: ein psychotisch tanzender Ren Höek. Enjoy!


Dienstag, 9. Dezember 2008

Aussie Hell: THE PROPOSITION (2006)

Mit leichter Verspätung nun ein kurzer Blick auf eines DER Kinohighlight der vergangenen Jahre: The Proposition (welches in seiner Ozzi-Heimat bereits Ende 2005 premierte).


Der Gedanke, dass sich bisher kein deutscher Verleih für den zynischen Western aus dem Lande Oz gefunden hat, erstaunt mich doch sehr. Oder vielleicht auch nicht. Immerhin ist John Hillcoats auf einem Drehbuch von Rockbarde Nick Cave basierender Film eine höchst pessimistische und brutale Angelegenheit. Auf der Mission, seinen jüngeren Bruder aus den Klauen des erbarmungslosen Captain Stanley (Ray Winstone) zu retten, hinterlässt der wegen Vergewaltigung und Raubmord angeklagte Charlie (Guy Pearce) ein Blutbad im Outback. In kontrastreichen Bildern fangen Regisseur Hillcoat und sein Kameramann Benoît Delhomme die unerträgliche Hitze und den omnipräsente Geruch von Tod und Verwesung im australischen Outback des späten 19. Jahrhunderts ein. Caves Drehbuch ist dabei ein Musterbeispiel an wortkarger Effizienz. Alle Charaktere reden nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt und bewahren dadurch ihre Härte und rätselhafte Aura. Allein die wunderbare Emily Watson in der Rolle der Frau Captain Stanleys bringt kurzzeitlich auch etwas menschliche Wärme in den hitzigen Film. Doch auch sie muss in den finalen Momenten erkennen, das für Mitgefühl und Leidenschaft kein Platz ist in dieser Welt, in der allein ein Revolver und eine schnelle Hand über Leben und Tod entscheiden.


Bleibt zu hoffen, dass dieses mit Preisen überhäufte und prominent besetzte (u.a. mit Danny Huston, David Wenham und John Hurt in einer kleinen Paraderolle) Werk auch bald in Deutschland auf die Leinwände der Lichtspielhäuser gebracht wird. Das bisher im internationalen Kino nur eine Randexistenz führende Aussie Cinema hätte es dringend nötig und mit diesem wahren Meisterwerk auch sicherlich verdient.