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Dienstag, 7. Mai 2013

FORD FAIRLANE - Rock 'n Roll Detective (USA 1990)

Die militanten 80er sind noch nicht so recht verdaut, und die politisch korrekten 90er stecken noch in den Kinderschuhen. Elfeinhalb gute Gründe (von vielen) in Bildern, warum die Actionrübe The Adventures of Ford Fairlane mit Andrew 'Dice' Clay das Hollywood-Genrekino des Jahres 1990 auf den Punkt bringt.

#1: Directed by Renny Harlin
#2: Unverhohlener Sexismus
#3: Robert Englund in einer Nebenrolle
#4: Menschen sterben nicht, sie explodieren
#5 & 6: Nervende Kinder und lustige Tiere
#7: Cameo-Auftritt eines Popstars
#8: Mehr unverhohlener Sexismus
#9: Ed O'Neill in einer Nebenrolle
#10: Dicke Frauen auf Ergometern
#11 & 11.5: Wayne Newton als Bösewicht und Kuh-Blazer

Alle Fotos Quelle: 20th Century Fox

Freitag, 26. April 2013

Episode #38: Kriminell unterschätzte Filme

Welche vielerorts gepriesenen Filme unserer Meinung nach ihre Lorbeeren nicht verdient haben, darüber redeten wir bereits vor einigen Monaten. Diesmal kümmern wir uns um vernachlässigte und wenig geliebte Kinoperlen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Unterschätzte Meisterwerke im Kanon berühmter Filmemacher finden ebenso Erwähnung wie obskure Nischenfilme von Damals und Heute. Außerdem schweifen wir wieder diverse Male vom Thema ab, wie ihr es von uns gewohnt seid, und lesen Hörer-Filmtipps vor. Der Bahnhofskino-Podcast ist eben Balsam für Seele und Ohren.

Im Intro rezensierte Filme sind [Amazon-Links] Iron Man 3 (2013), Anna Karenina (2012), Ford Fairlane - Rock 'n Roll Detective (1990), Das Geheimnis im Wald (2006), Zorro mit der heißen Klinge (1981), Serenity (2005) und The Wrestler (2008).

Feedback, böse Worte, Honig um den Bart und sonstiges an patrick@bahnhofskino.com. Danke!

Bitte beachten:

Die Mehrheit der bis 2015 veröffentlichten Episoden ist aufgrund aus dem Ruder laufender Hosting-Kosten nicht mehr im Feed verfügbar. Über Patreon oder Steady erhältst Du als Dankeschön für eine monatliche Spende Zugriff auf alle 100+ archivierten Folgen (via GoogleDrive, keine Anmeldung erforderlich!) sowie regelmäßig neue exklusive Bonusepisoden und weitere Goodies. Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Freitag, 22. Februar 2013

Episode #30: Die große Nostalgie-Show II - vom Magnetband ins Internetz

Nachdem wir uns letzten Sommer in einer unserer ersten Episoden mit kindlichen (und gar kindischen?) Erinnerungen an das Kino und Fernsehen auseinander gesetzt haben, reisen wir diesmal ein paar Jahre weiter und reminiszieren in EPISCHER Länge über unsere Jugendzeit, die sich zu einem nicht unerheblichen Anteil in Kinosälen und mehr oder weniger schmuddeligen Videotheken abspielte. Wir reden über Geek Culture damals und heute - VHS versus Internet - und die Filme und Filmemacher, die unseren Filmgeschmack prägten. War früher alles besser? Auf diese und ähnliche Fragen suchen wir Antworten. Außerdem verrät euch der Lohmi seine persönliche und ziemlich diffuse Top 10 Liste liebster Videotheken-Entdeckungen.

Im Intro dieser Episode stellen wir vor [Amazon-Links]: Berberian Sound Studio (2012), Das Bourne Vermächtnis (2012) und Les Miserables (2012).

Feedback, Filmvorschläge und sonstiges an patrick@bahnhofskino.com.

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Dienstag, 18. September 2012

Körperhorror von Cohen bis Cronenberg - Eine sehr persönliche Top 10

Nachfolgend zehn filmische Schmankerl aus den den letzten vier Jahrzehnten, die jeder Fan gepflegter Body Horror-Kinokost auf dem Schirm haben sollte. Zum an dieser Stelle letztgenannten Film haben wir gar einen schicken Podcast aufgenommen... guckt mal hier. Viel Spaß mit den schönen Postern und beim Schwelgen in Erinnerungen.

In unspezifischer Reihenfolge:

Basket Case (USA 1982) von Frank Henenlotter. Quelle: Analysis Film

Cronos (MEX 1993) von Guillermo del Toro. Quelle: October Films

Re-Animator (USA 1985) von Stuart Gordon. Quelle: Empire Pictures

Rosemarys Baby (USA 1968) von Roman Polanski. Quelle: Paramount

Society (USA 1989) von Brian Yuzna. Quelle: Wild Street Pictures

Street Trash (USA 1987) von Jim Muro. Quelle: unbekannt

Tetsuo: The Iron Man (J 1989) von Shinya Tsukamoto. Quelle: unbekannt

The Stuff (USA 1985) von Larry Cohen. Quelle: New World Pictures
The Thing (Das Ding aus einer anderen Welt, USA 1982) von John Carpenter. Quelle: Universal


Videodrome (CAN 1983) von David Cronenberg. Quelle: Universal

Donnerstag, 26. Juli 2012

Blu-Rays für den verschnupften Sommer... hust!

Hurra, endlich sind die heißen, sonnigen Tage da! Baggersee, Park, Schwimmbad, ans Meer... egal wohin, Hauptsache raus. Woo-Hooo!!

Zurück zu meiner Wenigkeit: durch eine Erkältung geschwächt und daher erstaunlich unzynischer- und herzlicher- und netterweise möchte ich euch heute einfach ein paar Tipps geben, welche mit cineastischen Genüssen gefüllten Silberscheiben aus heimischer Produktion und aus dem Ausland derzeit empfehlenswert sind. Für all diejenigen unter euch, die meinen Gesundheitszustand teilen, aus anderen Gründen ans Bett gefesselt oder einfach nur lieber die Sonne meiden und ihren Tag im abgedunkelten Kellerloch verbringen im Anschluss ein paar sehr schicke Neuerscheinungen. Wie immer gilt: enjoy!

Repo Man - der Film, der sich jedem normalen Genre verweigert, auf einer brillanten Blu-Ray aus dem Hause Masters of Cinema (UK).

Repo Men (USA 1984)

Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich diesen Film liebe. Das beste Werk von Underground-Auteur Alex Cox mit einem erstaunlich amüsanten Emilio Estevez und der schönsten, zerfurchten Gesichtslandschaft Hollywoods: Harry Dean Stanton. Mit dem Begriff Kultfilm wird leider viel zu oft herumgeschmissen und selbst Streifen damit geadelt, die diesen Titel nicht verdient haben.* Repo Man aber ist DER ultimative Kultfilm der 1980er. Die Masters of Cinema Blu-Ray präsentiert den Film in schönstem hochauflösendem Licht mit amüsant-informativem Bonusmaterial und - Wow! - den Comic-Storyboards des Regisseurs im Booklet. Allein dafür sollte man seine zerkratzte DVD oder abgenudelte VHS-Kassette gegen diese Edition austauschen.

* kürzlich wurde in meiner Anwesenheit Austin Powers (1997) als Kultfilm herbei zitiert - WTF?


Tausendschönchen erstrahlt nun tausend mal so schön wie bisher auf der neuen Blu-Ray von Bildstörung.

Tausendschönchen (CSSR 1966)

Noch so ein schwieriger Film, wenn es darum geht, ihn auf den Punkt zu bringen: surreal-trashige Chickflick-Komödie mit sozialkritischem Einschlag trifft es wohl am Besten. Mit Sicherheit ein Film, den man nur lieben oder hassen kann, denn die beiden Protagonistinnen des Films (Maria und Maria) sind in ihrer selbstverliebt-nervigen Albernheit bestimmt selbst hartgesottenen Cineasten etwas zu viel. Nichtsdestotrotz ein filmhistorisch wertvolles Stück Kino, das jeder gesehen haben sollte. Die Jungs und Mädels von Bildstörung haben sich mit ihrer neuen Blu-Ray von Tausendschönchen [Sedmikrásky] (auch als DVD erhältlich) selbst übertroffen. Neben einem wirklich interessanten Audiokommentar und einem mit etwas unnötig viel akademischem Blabla gefülltem Booklet erscheint der Film auch in einer limitierten Auflage von 300 Stück als Limited Edition mit Soundtrack CD. Leider sehr ohrwurmig, ich kriege die Melodien nicht mehr aus dem Kopf. Aaargh! Und wo wir gerade bei bekloppt nervtütigen Ohrwürmen sind...


Auf Arrow Video (UK) ist nicht nur in Sachen Lucio Fulci und Dario Argento Verlass - das Label hat auch ein Herz für irrsinnige Musicals.

Forbidden Zone (USA 1980)

Vor nicht allzu langer Zeit verstarb die großartige Susan Tyrrell und ich nahm dies zum Anlass, zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen meine Arrow Blu-Ray des Richard Elfman Anarcho-Musicals Forbidden Zone hervor zu kramen und es bei plärrend hoher Lautstärke zu genießen. Weniger sozio-politisch provokant, dafür aber ebenso irre wie Tausendschönchen, kann man den Film immer wieder genießen sofern man keinen allzu großen Wert auf einen nachvollziehbaren Plot legt. Bei all den LSD-inspirierten Bildern, Musicalnummern von Oingo Boingo und den Kipper Kids, gepaart mit einem Ensemble bestehend aus Tyrrell, Danny Elfman, Hervé "Fantasy Island" Villechaize und Joe "Maniac" Spinell würde aber zu viel Handlung auch nur störend wirken.


Eines der vier Wechselcover für The Conformist, die charakteristisch sind für alle Arrow und Arrow Academy DVD und Blu-Ray Veröffentlichungen. Très chic!

Il Conformista - Der große Irrtum (I 1970)

Abschließend noch zwei Arthouse-Klassiker in den weltweit schönsten Edition. Dass Arrow Video nicht nur Trash und Sleaze vollendet auf Blu-Rays packen kann, haben sie schon dutzendfach bewiesen. In ihrer kleinen Reihe Arrow Academy hingegen bringt das Label hingegen immer wieder echte, große Kunst heraus - wie zuletzt Bernardo Bertoluccis Frühwerk Il Conformista - Der große Irrtum. Endlich eine adäquate Möglichkeit, dieses Meisterwerk in makelloser Bildqualität und eingebettet in außergewöhnlich gut produzierte Bonus Features zu genießen.


Über die Auswahl der Filme in der Criterion Collection kann man sich beizeiten streiten - nicht aber über die künstlerische Qualität der Cover. Die Blu-Ray von Belle de Jour macht da keine Ausnahme.

Belle de jour - Schöne des Tages (F 1967)

Einen der schönsten und auch für Otto-Normal-Filmchengucker zugänglichsten Filme von Luis Buñuel wurde endlich mit einer Blu-Ray aus dem Hause Criterion geadelt - der Heimkinoschmiede, die uns bereits hunderte Meisterwerke auf Laserdisc, DVD und in HD geschenkt hat... und alles von Wes Anderson... und zwei Filme von Michael Antichrist Bay! Aber zurück zu Belle de Jour: dieser Klassiker des erotischen, surrealen Kinos mag nicht so abgefahren und innovativ sein wie Der Diskrete Charme der Bourgeoisie (mein liebstes Buñuel-Werk), ist aber ebenso sehenswert. Nicht zuletzt für Catherine Deneuves brillante Darstellung (die beste ihrer Karriere!) der vom Hausfrauendasein gelangweilten Protagonisten Séverine, die sich auf der Suche nach Abenteuern in einen Nebenjob in einem Puff flüchtet. Akademisch wertvolle und überwiegend sehr unterhaltsame Bonus Features inklusive. Der Import lohnt - trotz des für uns Europäer schlechten Dollarkurses.

Dienstag, 17. Januar 2012

Gute Remakes VS. schlechte Remakes

An dieser Stelle nur ein leicht diffuser Gedankengang, der mich während meiner heutigen Abendplanung (Verblendung von David Fincher im Kino ansehen) ereilte: sind die zahllosen Remakes der letzten Jahre - insbesondere solche von Horrorfilmen aus den 70er und 80er Jahren - nicht verschmerzbar, wenn es dieser Trend mit sich bringt, dass auch wirklich und tatsächlich und absolut legitime und im klassischen Sinne gute(!) Remakes in Hollywood gedreht werden? Kann man die Existenz neu aufgebratener Versionen von Nightmare on Elm Street, The Thing, Halloween, The Ring, My Bloody Valentine und demnächst gar Total Recall mit Colin fuckin' Farrell und Kate nothin' Beckinsale nicht durch den Trost kompensieren, den Werke wie das exzellente Coen Brothers-Remake True Grit (2010) oder Matt Reeves' ambitionierte Let the Right One In-Neuauflage Let Me In (2010) mit sich bringen?

Quelle: Overture Films

Meine wahrscheinlich unpopuläre Meinung zum Remake-Wahnsinn ist, dass 1. ein gutes Original auch ein noch so schlechtes Plagiat überlebt und weiterhin hohes Ansehen genießt. Und 2. kann ich mit der Existenz eines Dutzend grottenschlechter Copycats leben, solange nur eines davon so makellos wie 3:10 to Yuma Redux (2007, und circa zweieinhalb mal so gut wie das Original) oder die anderen zuvor genannten Streifen ist. Mein Appell an Hollywood: bitte produziert noch mehr durchdachte Remakes mittelmäßiger Originale. Und auch wenn die trashigen Neuauflagen mehr oder weniger alter Horrorklassiker niemandem weh tun: langsam reicht's. Wenn die Qualitätsstreifen der 70er und 80er abgegrast sind, droht uns am Ende sonst gar noch ein Troll 2-Reboot. Aaaaaaaaargh!


(P.S.: Ich schreibe nicht umsonst einige Filmtitel fett und andere nicht. Nur die Fetten sind die Netten, die Schmalen könnt ihr euch spa,äh,-ren)



Donnerstag, 29. Dezember 2011

Top 10 Filme 2000 bis 2009 - zweiter und letzter Teil

Es folgt der abschließende Part Deux zu meinen Top 5 der letzten Woche. Here we go...

Oldboy (Südkorea 2003)


Quelle: Amazon UK

Park Chan-Wooks Rache-Actionspektakel kam gerade zur rechten Zeit. Am Vorabend hatte ich eines des beiden Matrix-Sequels (welches?!) im dicken Multiplexkino gesehen, welches nach jahrelangem Hype nicht nur mich maßlos enttäuschte. In einem HMV (mein damaliger Wohnort war Glasgow) entdeckte ich die Oldboy-DVD und erinnerte mich an den Tipp eines Kommilitonen, ich solle mir diesen Streifen doch bloß nicht entgehen lassen. Der Hoffnung auf einen guten Film war mir gut zehn britische Pfund wert und ich wurde nicht enttäuscht: Oldboy war und ist ein cineastischer Schlag in die Fresse und beweist, dass das Genre des Rachethrillers, welches man zuletzt im US-Kino der 60er und 70er Jahre in voller Blüte erleben durfte, noch voll im Saft steht. Ein brillanter Regisseur, ein furchtloser Schauspieler (Choi Min-Sik, einfach großartig!), das zynisch-verstörende Drehbuch und genug visuelle Einfälle für mindestens hundert konventionelle Actionthriller bescherten uns den besten und verstörendsten Thriller der 2000er und etablierten Südkorea als neue Heimat des Revenge Movie. Gratulation!


Synecdoche, New York (USA 2008)


Charlie Kaufman, Mastermind hinter den Drehbüchern zu Being John Malkovich (1999), Adaptation (2002) und Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) ließ sich Zeit mit seinem Kinodebüt. Erst mit 50 Jahren besetzte er Philip Seymour Hoffman als Midlife Crisis-geplagten Theaterregisseur Caden Cotard, der inmitten eines immer größer und komplexer werdenden Theaterstücks sich selbst und die Menschen, mit denen er sein Leben teilt, verliert und wieder findet und verliert und wieder findet. Synecdoche, New York spielt genau wie Kaufmans andere Drehbücher mit doppelten narrativen Böden und schafft somit Geschichten, die einem immer wieder selbigen unter den Füßen wegreißen. Sein Regiedebüt ist die Perfektionierung dieser Erzählform, ein postmodernes Verwirrspiel epischen Ausmaßes und dabei doch ungewöhnlich berührend. Weniger ein Film als vielmehr ein Erlebnis, das man mehrfach erfahren muss, um es gänzlich zu erfassen.


Dancer in the Dark (SWE/F/UK/D/DEN 2000)




Lars von Triers schönster Film (bis Melancholia, 2011) und zudem der berührendste. Zwar hatte ich schon einige Jahre zuvor Hospital der Geister und Breaking the Waves (1996) im Nachtprogramm eines Dritten Programms gesehen, doch empfand ich erstere Serie eher als charmant-intellektuelle Fingerübung und letzteren Film als zu kalkuliert die Tränendrüsen bedrückend. Dancer in the Dark hingegen ist pures Gefühl ohne Zynismus, ein hochemotionaler Mix aus Musik, Schauspiel und einer Inszenierung, die dem Zuschauer kaum Platz zum Atmen lässt; ihm die Chance zur Flucht verwehrt. Meines Wissens nach auch der letzte Film, in dem von Trier seine Hauptdarstellerin und sich selbst seelisch bis an die Grenzen des Erträglichen aufrieb, um das Leiden seiner Protagonistin Björk, äh, Selma in Bilder zu fassen. Diese Hingabe spürt man in jeder Einstellung. Ein Film, der weh tut. Muss auch mal sein.


Startup.com (USA 2001)


Nach einem guten Jahrzehnt hat der Dokumentarfilm von Chris Hegedus und Jehan Noujaim nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Startup.com beweist, dass sich Geschichte endlos wiederholt. Die Entwicklung eines kleinen Online-Dienstleisters mit einer Handvoll Mitarbeitern zu einem hundert Millionen Dollar schweren Unternehmen und direkt danach in die Pleite innerhalb eines schockierend kurzen Zeitraums von weniger zwei Jahren klingt sehr nach einer Geschichte, die auch aus dem Jahr 2011  oder darüber hinaus stammen könnte. Lerneffekt garantiert. Und wem das alles zu trocken klingt, der sei mit dem Versprechen meinerseits beruhigt, dass Startup.com unglaublich unterhaltsam ist und letztendlich mehr über zwischenmenschliche Dynamiken aussagt als über die Entwicklung von Unternehmensumsätzen. Ich liebte Startup.com bereits, als ich noch Bücher über Mark Twain in der Uni wälzte und noch nicht einmal wusste, was "Dotcom-Crash" und "Startup" bedeuten. Zehn Jahre später gefällt mir Hegedus' und Noujaims visionärer Doku noch mehr. Dafür steht sie hier.


Ghost World (USA 2001)


Quelle: United Artists

Unglaublich gutes, sentimental-sarkastisch-witziges Coming-of-Age-Drama von Regisseur Terry Zwigoff (Crumb, 1994, ganz nebenbei der beste Dokumentarfilm der 90er Jahre). Vielleicht liegt es an ihm, vielleicht an der Vorlage von Dan Clowes, dass sich alle Charaktere in Ghost World wie alte, verschrobene Menschen verhalten, obwohl es sich überwiegend um Highschool-Mädels und Nerds um die 40 handelt. Der Film ist diesbezüglich wie eine bessere Version von Juno (2007) und ebenso gewöhnungsbedürftig insofern, dass sich niemand altersgemäß benimmt und die Leben der Filmfiguren überwiegend von Sinnsuche in alten Schellack-Platten und obskuren Sammlerobjekten bestimmt werden. Damit trifft das Werk aber zumindest genau meine Sensibilität, rührt und belustigt mich immer wieder zu Tränen. Dass Hauptdarstellerin Thora Birch und Zwigoff nach diesem Film nicht zu Weltstars wurden, betrachte ich mal als Unverschämtheit. Immerhin Scarlett Johansson hat es geschafft. Ungerechte Welt.



In Kürze: Runner-Ups aka Filme, die es fast(!) in meine 2000er Top 10 geschafft hätten und eigentlich(!) ebenso gut oder eben fast(!) so gut sind wie die oben genannten Streifen. Stay tuned!

Freitag, 23. Dezember 2011

Die zehn besten, äh, meine LIEBLINGSfilme der 2000er – Teil 1

Ich komme zu spät zur Party, danke für den Hinweis. Und ja, ich widerspreche mir selbst mit dieser Liste. Ja, well, fuck off! Da mich die Aussicht auf einen Rückblick auf das eher traurige Kinojahr 2011 abschreckt, gehe ich heute mal ein gutes Jahrzehnt zurück und rekapituliere meine Favourites von 2000 bis 2009. Los geht’s...


Russki Kowtscheg – Russian Ark (RUS 2002)


Quelle: Baidu.com
Meisterregisseur Alexander Sokurov bescherte mir einen der magischsten Filmmomente meines Lebens. Russian Ark ist Kino pur. Losgelöst in Erzählstil und Inszenierung gleitet die entfesselte Kamera durch die Sankt Petersburger Eremitage. Man möchte vor Ehrfurcht ob der Schönheit und Ambition dieses Unterfangens nierderknien – und würde es vielleicht sogar tun, wäre man nicht bewegungstechnisch im Kinosaal etwas eingeschränkt. Pure Magie.



Der Herr der Ringe – Die Gefährten [The Lord of the Rings – The Fellowship of the Ring] (USA/NZ/GB 2001)


Ein absoluter Ausnahmefall im Hollywood-Mainstreamkino und neben Black Christmas (1974) mein liebster Weihnachtsfilm. Was zuvor geschah: der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, bis dato nur bekannt für Low Budget-Splatterkomödien und den wundervollen Programmkino-Hit Heavenly Creatures (1994), investiert acht Jahre Arbeit in die Verfilmung des wohl berühmtesten Fantasyromans aller Zeiten, besetzt alle Rollen mit kaum bekannten britischen und neuseeländischen Schauspielern und baut sich in der Kiwi-Hauptstadt Wellington ein kleines Hollywood nach. Das vergleichsweise kleine Major Studio New Line Cinema riskiert den Bankrott, sollte Jacksons Trilogie die Erwartungen nicht erfüllen. Doch er übertrifft sie, künstlerisch wie umsatztechnisch. Der erste Teil der Herr der Ringe-Filmtrilogie ist der großartigste Blockbuster der 2000er. Punkt. Keine Diskussion. Nochmal Punkt.


Primer (USA 2004) 


Quelle: Amazon.co.uk
Da dreht ein junger Texaner namens Shane Carruth den intelligentesten Film des neuen Jahrtausends mit einer geliehenen Kamera und ein paar Freunden. Ein perfides physikalisches Rätsel, knackige 70 Minuten lang. Und was passiert? Gar nichts. Funkstille. Nichts. Gefühlte 100 Leute weltweit sehen den Film, die Hälfte davon gibt nach der Hälfte auf. Zu viel Mindfuck, zu wenig Schauwerte. Ein Streifen ohne die Möglichkeit zur Pinkelpause - kurz und heftig. Was macht Carruth heute? Keine Ahnung, angeblich dreht er bald wieder einen Film. Wollen wir's hoffen. Bis dahin sucht nach Primer in der Videothek eures Vertrauens und macht euch darauf gefasst, die DVD bis zur Schmelze selbiger wiederzugeben. Denn einmaliges Gucken ist nicht genug.


Chihiros Reise ins Zauberland [Sen to Chihiro no kamikakushi] (J 2001) 


Ob dieses Animations-Kunstwerk tatsächlich den Höhepunkt des Schaffens von Hayao Miyazaki darstellt, darüber lässt sich trefflich streiten... oder auch nicht. Prinzessin Mononoke (1996) oder Mein Nachbar Totoro (1988) sind mindestens ebenso gut. Aber Chihiro sticht hervor, da es den Durchbruch im Westen für den hierzulande zuvor eher wenig bekannten Regisseur (auch gerne mal als der „Walt Disney Japans“ tituliert ...eigentlich eine Frechheit) bedeutete und bewies, das handgezeichnete Animationsfilme noch lange nicht tot sind. Chihiro ist ein Miyazaki-Best of: bunt, majestätisch, kitschig, episch, laut leise, kindisch, tragisch, komisch, berührend – wer diesen Film nicht mag, der hat kein Herz. (Punkt. Schon wieder.)


Gegen die Wand (D 2004) 


Quelle: Amazon.de



Erinnert sich noch jemand an diese kurze Phase, als dem deutschen Film prophezeit wurde, es würde die nächsten Jahre das Arthouse-Kino weltweit dominieren... als Dominik Graf, Christian Petzold und Fatih Akin plötzlich the next big thing(s) sein sollten? Schade, dass die ganze Euphorie schon nach ein, zwei Jahren vorbei war: Akin wurde immer platter, Petzold dreht immer noch den gleichen Film, und Graf sucht sein Glück im TV (teils gar im ZDF *grusel*). Aber egal ob man Gegen die Wand rückblickend für belanglos, überbewertet oder brillant befindet – er traf einen Nerv, hierzulande wie international, und verpasste dem von Doris Dörrie und Detlef Buck geknechtetem deutschen Film einen ordentlichen und überfälligen Schlag in die Fresse. Gut so! Wo sind sie nun, die jungen Wilden?


To be continued...

[Update: hier geht's zu Teil 2 meiner Top 10]

Freitag, 5. Januar 2007

Ein später Epilog zum vergangenen Jahr

Zum ersten Mal seit meiner ersten online veröffentlichten Kinobestenliste (das war im Jahre 2002) fällt es mir schwer, mehr als einige wenige Kinofilme des vergangenen Jahres als zukünftige Klassiker anzupreisen. Gleichzeitig gerate ich aber auch darüber ins Grübeln, eine Handvoll richtig katastrophaler Schundstreifen zu benennen. Ob das nun an meiner Vorsicht gegenüber schlecht rezensierten Filmen liegt oder einfach nur auf ein Jahr verweist, in dem uns Hollywood und der Rest der Welt mit nicht allzu viel CineMüll(TM) das Leben schwer machten, vermag ich nicht zu sagen. Im Großen und Ganzen also ein mittelmäßiges Jahr für uns Kinoliebhaber mit verhältnismäßig wenigen Highlights. Ja, der neue Bond war toll. Zugegeben, Scorsese knüpfte mit The Departed an Glanzleistungen früherer Tage an. Borat war eine längst überfällige und irrsinnig komische Abrechnung mit den USA und dem Rest der Welt. Und United 93 war tatsächlich eine eindrucksvolle Aufarbeitung des Themas 9/11. Doch um dies zu wissen, bedarf es wohl kaum meines Blogs. Was ich hingegen im Folgenden tun möchte, ist, auf einige der weniger bekannten Perlen des vergangen Kinojahres hinzuweisen.



Ihr wollt ein echtes Highlight? Ji-Woon Kims Dalkomhan Insaeng/A Bittersweet Life ist mit Sicherheit ein solches. Das südkoreanische Kino, das man nach einer Schwemme von künstlerischen wie kommerziellen Erfolgen zu Beginn des Millenniums bereits wieder auf dem absteigenden Ast sah, kriegt noch einmal die Kurve und beschert uns mit diesem stilsicheren Mix aus Actionthriller und Tragikomödie den Beweis, das der Blick gen Osten in Sachen Kino weiterhin lohnt. Kims The Foul King (2000) war es, der mich vor einigen Jahren dem koreanischen Film näher brachte. Seitdem ist der mit Preisen überhäufte Filmemacher mit der wunderbar altmodischen Gespenstergeschichte A Tale of Two Sisters (2003) aufgefallen und beweist nun erneut, das er in allen Genres zuhause ist. Ich sehe seinem nächsten Werk mit großer Spannung entgegen.



Und wer erinnert sich nicht gerne zurück an die Berlinale im Februar und den großen Aufruh um das wieder erstarkte deutsche Kino? Hans-Christian Schmids Requiem und seine Rekonstruktion einer auf Tatsachen basierenden Geschichte um den Exorzismus an einer jungen, an Epilepsie erkrankten Frau, vermochte noch einigermaßen zu fesseln. Oskar Roehlers Verfilmung des Houellebecq-Schockers Elementarteilchen geriet amüsant doch leider viel zu nett (und würde bitte endlich jemand Christian Ulmen mitteilen, dass sein schauspielerisches Talent kaum fürs Provinztheater ausreicht, geschweige denn für die große Leinwand!). Matthias Glasners Der freie Wille war eine dreistündige Zumutung, prätentiös bis zum gehntnichtmehr und dabei häßlich bebildert. Einzig Jürgen Vogels hedonistische doch zumindest intensive Darstellung des Vergewaltigers Theo rettete den Film vor dem totalen Absturz. Bleibt nur Valeska Grisebachs Sehnsucht als einzig wirklich funkelnder Stern am deutschen Kinofirmament des letzten Jahres. Ihr semidokumentarisches Drama berührte und betrat dank wunderbarer Laiendarsteller auch inszenatorisch Neuland. Mehr davon!


Und nun ab nach Hollywood... oder zumindest in die Nähe der Filmmetropole. Das letzte Jahr war reich an kleinen Independent-Produktionen aus den USA, die den Großen im Business meist qualitativ den Rang abliefen. Erstaunlicherweise war recht wenig Horrorschund darunter, eine doch erfreuliche Trendwende nach den blutgetränkten Debütwerken von Eli Roth, James Wan, Rob Zombie und Co., welche das Indie-Kino der letzten Jahre prägten. Da wäre zunächst einmal Brick zu nennen, Rian Johnsons an einer Highschool spielende Homage an den klassischen Film Noir. Zugegeben, es bedarf einiger Gewöhnung, den Protagonisten im Teenageralter beim Murmeln von an Bogart und Bacall erinnerender Dialoge zuzuhören, doch schon bald ist man komplett eingenommen vom schwarzhumorigen Drehbuch und den überwiegend brillanten Darstellern. Zwar kommt nicht jeder dieser an die Leistung Joseph Gordon-Levitts (Mysterious Skin) heran, doch sollte man sich hierdurch und eine gelegentlich die nötige technische Finesse vermissen lassende Inszenierung nicht den Spaß verderben lassen. Ebenso wie Rian Johnson gilt es auch, Noah Baumbauch im Auge zu behalten. Rein technisch ist The Squid and the Whale kein Debüt für den Co-Autor von The Life Aquatic with Steve Zissou (2004), doch das erste Werk, welches komplett die Handschrift Noah Baumbachs trägt. Teilweise etwas zu sehr dem ach-so-schicken Trend des "Postmodern Whimsy" (nicht meine Erfindung!) à la The Royal Tenenbaums (2002), Lost in Translation (2003) und Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) verhaftet, ist der Film doch letztendlich eine weitgehend gelungene Beschäftigung mit dem Themen Familie, Tennung und Neuanfang. Etwas weniger feinfühlig nimmt sich auch das Debüt der Werbefilmer Valerie Faris und Jonathan Dayton, Little Miss Sunshine, dieser Themen an. Empfehlenswert ist das leicht nervige und mit etwas zuviel Kritikerlob überhäufte Filmchen aber allemal.


...und am Montag reisen wir ans andere Ende der Welt, um einen Blick auf den besten Film des vergangenen Jahres zu werfen.




Dienstag, 19. Dezember 2006

Ist schon wieder ein Jahr vorüber?!?

Bereits vor einigen Jahren beschlich mich das Gefühl, dass es wohl in Kürze nichts mehr erwähnenswert Neues in der Welt der digitalen Silberscheiben geben würde. Waren nicht etwa fast alle populären wie auch obskuren Klassiker in den Wohnzimmern der Welt in passabler oder gar guter Qualität angekommen? Falsch gedacht, denn 2006 erwies sich in der Bandbreite seiner DVD-Veröffentlichungen den vorhergehenden Jahren als durchaus ebenbürtig. Criterion, Universal und Warner versorgten zumindest US-amerikanische Cinephile mit heiß ersehnten Klassikern. Fox legte uns kürzlich alle zwanzig 007-Klassiker in brillanter Qualität auf den Gabentisch. Anchor Bay überrascht immer noch mit wunderbaren Kuriositäten und sogar dem ein oder anderen Klassiker wie The Long Good Friday (1980) in einer Deluxe-Ausgabe, und deutsche Labels wie Capelight und E-M-S sind drauf und dran, selbst den großen Studios in Sachen Qualitätsveröffentlichungen den Rang streitig zu machen.


Da stört es kaum noch, dass die in den letzten 12 Monaten im Kino gelaufenen Filme ein überwiegend trauriges Bild abgaben. Wer sich also die €10 für einen kaugummiverklebten Kinosessel und ein Fläschchen schlecht temperiertes Bier sparen möchten, sollte entweder noch ein paar Tage auf Lohmis persönliches Best of dieses Jahres warten oder mal bei Glenn Ericksons Most Impressive DVDs of 2006 reinschauen. Zumindest für Freunde etwas anspruchsvollerer Filmkunst dürfte der ein oder andere gute Tipp dabei sein, um sich die nahenden Feiertage mit der ein oder anderen Filmperle zu versüßen... und ja, auch Liebhaber trashiger Science Fiction werden bedient. Also keine Panik!

Freitag, 6. Januar 2006

Best of 2005 - Die besten DVD-Veröffentlichungen des Jahres: Teil II


Danger: Diabolik (I/F 1968) [R1]

Und noch ein Bava: Dieses Jahr dürften Fans des Maestro des gepflegten Grusels im Freudentaumel hin- und herschunkeln. Nicht nur ist die Bava-Reihe von E-M-S qualitativ hochwertig produziert, sondern auch noch für Cinephile mit kleinem Geldbeutel erschwinglich. Eine weitere tolle Veröffentlichung ist die US-DVD von Danger: Diabolik, einem wahnwitzigen Ausflugs in das Reich der Fumetti (i.e. Comics). Dank tollem Bild, Ton, Ausstattung und nicht zuletzt aufgrund des Preises von nur ein paar Dollar ist Paramounts Veröffentlichung das Schnäppchen des letzten Jahres. Mein ausführliches Review verrät mehr.


The Wizard of Oz (USA 1939) [R1]

Als ich bereits dachte, Warner könne seinen 2004er Output an tollen Filmen in nicht minder toller Verpackung kaum noch toppen, da belehren sie mich eines besseren: Eine 4-Disc Deluxe Edition von Ben-Hur (1959), edel ausgestattete Sammlereditionen von The Wizard of Oz (1939) und King Kong (1933), tolle Noir-, Gangster-, Comedy-, Musical-Boxsets und dazu das komplette Schaffen Val Lewtons in einem schicken Schuber. Für Januar und Februar 2006 stehen bereits ein Nachschlag zum ersten Controversial Classics-Set und die langerwartete Sam Peckinpah-Box in den Startlöchern. Dass meine Wahl für die beste Veröffentlichung ausgerechnet auf das psychedelische Meisterwerk (IMHO) The Wizard of Oz gefallen ist, mag da Zufall sein. Alle zuvor genannten Warner-Titel sind absolut empfehlenswert und lassen das Allerbeste für 2006 erhoffen.


Oldboy (Südkorea 2003) [R2]

Aus mir nicht einleuchtenden Gründen streiten sich derzeit die Kritiker, welcher Teil von Chan-Wook Parks Rache-Trilogie nun der Beste sei. Dabei besitzen Sympathy for Mr Vengeance (2001), Oldboy und Sympathy for Lady Vengeance (2005) doch jeweils ganz eigene Qualitäten. Mr Vengeance ist ein leise dahinköchelndes Rachedrama voll brutaler Eruptionen, Oldboy ein lautes Spektakel bzw. Mindfuck ganz im Stile von David Finchers Fight Club (1999), und Lady Vengeance ein perfides Verwirrspiel, das die Erwartungshaltung der Zuschauer auf die Probe stellt. Den Briten von Tartan glückte die weltweit schönste DVD-Veröffentlichung von Parks internationalem Hit aus dem Jahre 2003. Das Bild ist klar, der DTS-Sound satt und informative (und erstaunlich witzige) Audiokommentare verraten so ziemlich alles, was man je über die Dreharbeiten zu erfahren hoffte. Die kurzen Dokus geben einen informativen Einblick in das Schaffen Parks und die südkoreanische Filmszene, wo Regisseure auch schon mal wie Rockstars gefeiert werden. Yeah!

Donnerstag, 22. Dezember 2005

Best of 2005 - Die besten DVD-Veröffentlichungen des Jahres: Teil I

Da glaubte ich bereits Ende 2004, dass so ziemlich jeder halbwegs populäre Titel mittlerweile auf der allseits beliebten Silberscheibe veröffentlicht worden wäre, und wurde dieses Jahr doch wieder mal überrascht von einigen Kuriositäten und Klassikern, die plötzlich erstmals oder in neuem Gewand ihren Weg ins digitale Heimkino-Zeitalter fanden.

Leider warte ich immer noch vergebens auf ein angemessenes Release der Mr. Moto-Reihe (1937-1939) mit Peter Lorre. Ein finaler Director's Cut von Blade Runner (1982) schlummert wohl weiterhin im Keller Ridley Scotts, bis die rechtliche Lage sich geklärt hat. Der 3-stündige Schnitt von Kill Bill (2003), eine Neuauflage von Dune (1984) und die zweite Staffel Twin Peaks stehen uns wohl Ende nächsten Jahres ins Haus. Und Warner erfüllt bereits im Januar einen meiner größten Wünsche mit einer Special Edition-Neuauflage von Peckinpahs Meisterwerk The Wild Bunch (1968). Der europäische Film der 60er und 70er ist inzwischen ordentlich auf DVD vertreten, auch wenn man fast immer auf Importe zurückgreifen müssen. Hoffen wir mal, dass E-M-S' Bava-Reihe sich (verdientermaßen) gut verkauft und weitere Werke des Regisseurs bald auch im deutschen Handel zu finden sind.


The Bird with a Crystal Plumage (I 1970) [R1]

Dario Argentos Debüt ist als solches nur schwer zu erkennen. Geradezu meisterhaft souverän erzählt er eine klassische giallo-Story um einen psychopathischen Mörder und dessen Verfolger in Anlehnung an Antonionis Blow-Up (1966) und Bavas Blutige Seide (1964). Das Ergebnis ist ein gleichermaßen spannender wie auch amüsanter Thriller, der Dank gut aufgelegter Darsteller wie Tony Musante, Suzy Kendall und Mario Adorf als Katzenliebhaber (ugh!) und innovativer Kameratricks verdientermaßen Kultstatus und auch kritische Wertschätzung genießt. Blue Undergrounds Veröffentlichung ist ein Traum: Tolles Bild, Audiooptionen in Hülle und Fülle (inkl. Originalmix und englischem DTS6.1) und delikates Bonusmaterial wie z.B. ein Audiokommentar mit Argento-Spezi Alan Jones und Plappermaul Kim Newman und diverse Interviews mit Vittorio Storaro, Ennio Morricone, Argento höchstpersönlich und einer griesgrämigen Eva Renzi ("Sei ruined mai cariäar!"). Friede ihrer Asche... und ein dickes Lob and Blue Underground.

Die Stunde wenn Dracula kommt (I 1960) [R2]
Da gelingt es E-M-S tatsächlich, mit ihrer Bava-Reihe sämtliche internationalen Mitbewerber in Sachen Qualität auszustechen. Der Schwarzweiß-Klassiker aus den Händen des italienischen Meisters sah noch nie so gut aus und wurde wirklich liebevoll fürs DVD-Format aufbereitet. Gothischer Horror in schaurigen Burgen, die gruselig sexy Barbara Steele und Bavas einzigarte Poesie in Sachen Kinematographie und Farbdramaturgie sind Elemente, die diesen Film so zeitlos erscheinen lassen (wobei nur der dümmliche deutsche Titel von La maschera del demonio noch störend wirkt). Die Jungs von E-M-S vereinen mit dieser Veröffentlichung das Beste beider Welten: ein neues, exzellentes Remaster des Films mit allen wichtigen Sprachfassungen (italienisch, englisch, deutsch) und alle Extras der nordamerikanischen (und audiovisuell üblen) VCI-DVD. Neben einem informativen Audiokommentar von Tim Lucas gibt's Trailer, internationale Vorspänne und sogar ein beiliegendes Comicheft. Über dessen Qualität kann man streiten, nicht aber über den Preis. Für rund €13 ist dies eines der Schnäppchen des Jahres!

Jules et Jim (F 1962) [R1]
Endlich! Endlich! Nach jahrelangen Gerüchten und mehrmaligem Verschieben des Veröffentlichungstermins liegt sie nun vor uns, die Criterion-Ausgabe des Nouvelle Vague-Meisterwerks Jules et Jim. Francois Truffauts Film erzählt von einer tragisch verlaufenden Dreiecksbeziehung zwischem den Freunden Jim (Oskar Werner), Jules (Henri Serre) und der schönen Catherine (Jeanne Moreau) im Frankreich der Jahrhundertwende. Leichtfüßig zwischen Ironie und Tragödie tänzelnd nimmt uns der Regisseur mit auf eine Reise durch intellektuelle Zirkel und emotionale Abgründe. In wunderschönen Scope-Bildern und von einem der besten Scores aller Zeiten (Komponist: Georges Delerue) begleitet ist dies eines der wenigen filmischen Werke, welches die literarische Vorlage von Henri-Pierre Roché nicht nur schon während der Eröffnungsmontage vergessen lässt, sondern sie gar übertrifft (ähem... meine Meinung). Die Criterion-Disc bietet ein unschlagbar brillantes Bild und einen glasklaren Sound. Die Extras erzählen uns mehr über die tatsächliche Geschichte hinter Rochés Roman, es gibt Interviews mit Mitarbeitern sowie Kritikern und einen hervorragen Audiokommentar mit der bezaubernden und schlagfertigen Jeanne Moreau. Ein gewohnt tolles Booklet und geschmackvolles Cover-Artwork sind bei Criterion ja bereits Standard, sollen hier aber dennoch nochmal lobend erwähnt werden.
Teil 2 der "Best of 2005"-DVDs in Kürze...