Dienstag, 12. Dezember 2006

Herzlichen Glückwunsch zum Hundertsten, Lulu!

Ist es überhaupt noch moralisch vertretbar, der großen Louise Brooks mit knapp einem Monat Verspätung zum Geburtstag zu gratulieren? Wird sie deswegen gar im Grabe Purzelbäume schlagen? Hmm, unwahrscheinlich... Sollte sie jedoch von dort oben am himmlischen Firmament der Hollywoodlegenden tatsächlich einen Blick auf dieses Blog werfen, so hat sie sicher bereits diesen kleinen Gruß als schamlose Werbung für ihr filmisches Vermächstnis Die Büchse der Pandora (1929) durchschaut.


Georg Wilhelm Pabsts (Die Freudlose Gasse) Meisterwerk des Weimarer Kinos ist nun endlich in einer diesem Titel würdigen, liebevoll gestalteten DVD-Edition aus dem Hause Criterion erschienen. Das Doppel-DVD-Set enthält die kürzlich durch das Münchner Filmmuseum restaurierte Fassung in der korrekten Abspielgeschwindigkeit von 20 Bildern/Sekunde (leider heutzutage keine Selbstverständlichkeit bei Stummfilmveröffentlichungen!), einen informierten Audiokommentar vom Thomas Elsaesser und Mary Ann Doane, Interviews mit Brooks und Pabsts Sohn Michael, und ein knapp 100-seitiges Booklet mit erhellenden Essays. Wichtigste Erkenntnis hieraus ist wohl, auf welch schmalem Grad Brooks zwischen ihrem Leben und dem der fiktiven Lulu aus Frank Wedekinds 1890er Drama wandelt. Unberechenbar, frivol, dabei augenscheinlich naiv und einfach bezaubernd, so das öffentliche Bild von Brooks, welches sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1985 pflegte. Nie verkörperte ein anderer Star so sehr die nicht mehr sichtbare Grenze zwischen Realität und filmischer Fiktion. Hierfür und für eine darstellerische Leistung für die Ewigkeit in Die Büchse der Pandora (und natürlich Tagebuch einer Verlorenen [1929]) gebührt ihr der Respekt und die Bewunderung aller Filmliebhaber. Darauf einen Gin Fizz!

Cheers, Lulu!

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